Im Vorjahr sind in Österreich 637 Organtransplantationen durchgeführt worden. Das sind etwas weniger als 2023, als es 648 waren. Im Jahr 2024 erfolgten 579 Transplantationen mit Organen Verstorbener, während 58 transplantierte Organe von Lebendspenderinnen und -spendern stammten. Nach deutlichen Rückgängen in der Corona-Pandemie stellte sich nun im Jahresvergleich ein weitgehend konstantes Bild dar, hieß es von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG).
Zum zwanzigsten Mal wird am 7. Juni 2025 der Internationale Tag der Organspende begangen. Die Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin ( ÖGARI ) nimmt diesen Anlass wahr, um die Bedeutung der Organspende als Akt der Nächstenliebe und Lebensrettung in den Fokus zu rücken.
Laut dem online veröffentlichten Jahresbericht des an der GÖG angesiedelten Organisationsbüros für das Transplantationswesen (ÖBIG-Transplant) wurden 2024 in Österreich 311 verstorbene Personen als potenzielle Organspenderinnen bzw. Organspender gemeldet, bei 166 davon wurde zumindest ein Organ entnommen und Patientinnen bzw. Patienten auf der Warteliste implantiert. Im Durchschnitt waren es drei Organe pro Spender. Regional gab es die meisten Organspender mit 36,9 pro Million Einwohner im Bundesland Kärnten. Tirol mit 27,1 und Salzburg mit 22,7 Spendern folgten dahinter. Zum Vergleich: In Deutschland betrug die Spenderquote 2024 11,4 pro Million Einwohner. Hier ist, anders als in Österreich, eine Einwilligung zur Organspende notwendig. Im Vorjahr wurden im Nachbarland 2854 Organe gespendet.
Warteliste wird länger
Ende des Jahres 2024 befanden sich insgesamt 848 Patienten auf den Wartelisten für ein Organ. 2023 waren es mit 810 noch weniger gewesen. 660 Personen warteten auf eine Niere. Die Wartezeit bis zur Identifizierung eines geeigneten Spenderorgans war von Organ zu Organ verschieden. Während man auf eine Niere im Median 40,6 Monate ab der ersten Dialyse bzw. 16,3 Monate ab der Aufnahme auf die Warteliste wartete, lagen die Wartezeiten bei anderen Organarten deutlich unter einem Jahr. Nieren waren im Vorjahr die am häufigsten transplantierten Organe (319).
Eine Möglichkeit, sich zu Lebzeiten gegen eine Organ- und Gewebespende nach dem Tod auszusprechen, ist der Eintrag im Widerspruchsregister. 2024 ließen sich insgesamt 4.747 Personen in das Register aufnehmen und 318 daraus streichen. Die Gesamtzahl der per Ende 2024 eingetragenen Personen betrug 66.192.
Stammzellentransplantationen angestiegen
Die Zahl der Stammzelltransplantationen stieg im Jahresvergleich von 577 auf 609 an. Für rund 90 Prozent der in Österreich auf eine Stammzellspende wartenden Patienten wurde im Jahr 2024 eine Fremdspenderin oder ein Fremdspender identifiziert. Die mediane Suchdauer lag bei 23 Tagen. Im internationalen Vergleich aufgrund der Datenbasis von 2023 liegt Österreich im Mittelfeld des Organaufkommens. Bei Lungentransplantationen hatte Österreich, bezogen auf die Vergleichsländer, mit 13,6 Transplantationen pro Million Einwohner die höchste Frequenz aufzuweisen.
»Organspenden sind von unschätzbarem Wert. Sie ermöglichen nicht nur die Rettung von Menschenleben, sondern schenken Betroffenen auch neue Lebensqualität – manchmal tatsächlich ein neues Leben«, betont Prim. Priv.-Doz. Dr. Michael Zink, Präsident der ÖGARI, Palliativmediziner und stellvertretender Vorsitzender des Transplantationsbeirats Österreichs. Damit unterstreicht Primar Zink, dass die Organspende auch den Angehörigen von Verstorbenen Trost spenden kann – in dem Wissen, dass ihr geliebter Mensch anderen das Leben gerettet hat.
Intensivmediziner:innen treffen die Entscheidung
Eine zentrale Aufgabe der Intensivmediziner:innen ist es, nach dem Eintritt des Hirntods eine umfassende Diagnostik durchzuführen, um eine mögliche Organspende sicherzustellen. In enger Abstimmung mit speziell geschulten Transplantationsbeauftragten führen sie zudem Gespräche mit den Angehörigen – ein sensibler Moment, in dem es um Aufklärung, Empathie und Raum für Fragen geht.
Mehr als 60 Menschen sind allein im vergangenen Jahr in Österreich verstorben, während sie auf ein lebensrettendes Organ warteten – viele von ihnen hätten gerettet werden können, wenn das vorhandene Organspender:innenpotenzial vollständig ausgeschöpft worden wäre. »Es liegt in den Händen der Intensivmediziner:innen, dem Thema die notwendige Beachtung zukommen zu lassen«, betont Prim. Priv.-Doz. Dr. Stephan Eschertzhuber , DESA, Ärztlicher Leiter für Anästhesie und Intensivmedizin am Landeskrankenhaus Hall in Tirol. »Nur wenn wir alle unsere Rolle in diesem sensiblen Bereich ernst nehmen, kann das System funktionieren – für die Wartenden ebenso wie für die Angehörigen, die in ihrer Trauer auch Hoffnung schenken.«
Zuteilung der Organe über Stiftung
Die Zuteilung von Organen erfolgt über die internationale Stiftung Eurotransplant, die die Verteilung in Österreich und weiteren Mitgliedsländern koordiniert. Entscheidend für die Vergabe sind medizinische Dringlichkeit, Eignung, Gewebetypisierung und regionale Aspekte – immer mit dem Ziel, die Erfolgschancen für die Transplantation bestmöglich zu erhöhen.
APAMED