Mag. Reinhard Gründler – Der Apotheker zwischen Patient und Projektmanagement


Viktoria Gamsjäger

Reinhard Gründler in Rettungsuniform mit seiner Schwester Viktoria und Kollegen Jakob Hager. Sie stehen von einem Rettungswagen und stützen sich auf einer Rettungstrage ab.
Reinhard Gründler (r.) mit Schwester Viktoria (l.) und Kollegen Jakob Hager (m.) im Dienst.GRÜNDLER

Mag. Reinhard Gründler ist nicht nur Apotheker, sondern auch ausgebildeter Rettungssanitäter, ein Engagement, das ihn geprägt hat. Die Jahre im Rettungsdienst haben ihm gezeigt, wie wichtig Struktur, Verantwortung und ein kühler Kopf in Ausnahmesituationen sind. Diese Erfahrungen lässt er sowohl an der Tara als auch im Projektmanagement einfließen. Zusätzlich unterrichtet Gründler Arzneimittellehre und ist Autor eines Pharmakologiebuchs speziell für den Rettungseinsatz. Dies tut er aus Überzeugung und mit viel Herzblut. Braucht er Zeit, seine Aufgaben zu sortieren, fährt er weg – alleine ins „Reinhard Seminar.

Es ist kurz vor 7 Uhr morgens, der Nachtdienst ist gerade vorbei. Gründler fährt mit seinem Auto von der Station nachhause, als vor ihm ein Auto Schlangenlinien fährt. Sekunden später kracht es in eine Zapfsäule. „Der Fahrer war alkoholisiert von der Straße abgekommen“, erinnert sich Gründler. Glücklicherweise waren im Auto hinter ihm zwei Zivildiener in ihrem Rettungswagen unterwegs. Zusammen leisteten sie dem Verunglückten erste Hilfe. „In dieser Situation musste ich einen kühlen Kopf behalten. Wir mussten uns im Team absprechen und schnell handeln“, erklärt er.

Stressresistenz und strukturiertes Handeln im (Rettungs-)Dienst

Mit Ende der Coronazeit legte Gründler den aktiven Dienst im Rettungswagen nach zehn Jahren nieder. Doch das Gelernte wirkt bis heute nach. „Meine Erfahrungen aus dem Rettungsdienst lassen sich gut auf die Apothekenwelt übertragen. Es braucht jemanden, der Verantwortung übernimmt. Schnelles, strukturiertes Handeln ist entscheidend, um den Menschen zu helfen.“ 
„Vor allem habe ich Gelassenheit in Stresssituationen mitgenommen und auch die Überzeugung, dass moderne Management-Methoden den Apothekenalltag spürbar verbessern können“, sagt Gründler. 

Heute bringt er genau diese Ruhe, Klarheit und Entscheidungsfreude in die Apotheke.

„Reinhard-Seminar“ statt Jakobsweg

Wenn Gründler Zeit zum Nachdenken braucht, packt er seine Sachen und verreist – alleine, in die Natur. Kein Handy, kein Terminkalender. Nur er, die Natur und seine Pro- und Contra-Liste. „Zweimal pro Jahr fahre ich in die Berge und nutze die Zeit zum Nachdenken. Hier kann ich auf meine innere Stimme hören.“ So entsteht, was er und seine Partnerin augenzwinkernd das „Reinhard-Seminar“ nennen. Ein Ort zum Sortieren, Denken, Entscheiden. 

Sportliche Betätigung ist Gründler bei seiner Auszeit wichtig.GRÜNDLER

Außerdem nutzt er die Vier-Felder-Matrix, auch Eisenhower-Prinzip genannt, zur Priorisierung seiner Tätigkeiten. „Ich notiere mir meine Aufgaben und sortiere sie von wichtig und dringend bis unwichtig und nicht dringend. Dann arbeite ich sie dementsprechend ab. Die unwichtigen Aufgaben lasse ich dann tatsächlich einfach bleiben, wenn es meine Zeit nicht zulässt. Diese Methode hilft mir, mich auf meine Aufgaben zu fokussieren.“

Auf die Frage, wie er denn alles unter einen Hut bringe, erläutert Gründler: „Ich habe viel auf Basis freiwilliger Arbeit gemacht und hatte immer das große Glück, ein Feld zu erwischen, das mir großen Spaß macht. Ich bin dankbar für die Solidarität in unserer Gesellschaft, etwa die enorme Freiwilligenarbeit in Ehrenämtern. Deswegen versuche ich auch, einen Teil meiner Zeit zurückzugeben. Sei es als Rettungssanitäter, Pharmakologie-Prüfer oder zu Studienzeiten als gewähltes Mitglied bei der Studienvertretung Pharmazie. Auch das Pharmakologie-Buch für den Rettungsverein ist eine gemeinnützige Sache, die mir sehr am Herzen liegt.“ 

Seinen wohl prägendsten Studentenjob hat er im Vorbeigehen angetreten: „Damals stand auf der Website von DREHM Pharma, dass sie Leute suchen und man einfach auf einen Kaffee vorbeikommen soll“, erinnert sich Gründler über seinen ersten Kontakt mit Projektmanagement und Marketing. „Gesagt, getan. Ich bin dort vorbeispaziert und meinte: ‘Hallo, ich bin da. Ich würde gerne bei einem Kaffee über einen Job bei euch sprechen‘. Das hat tatsächlich funktioniert“, erzählt er und lacht. 

„Eigentlich wollte ich immer nach dem Aspirantenjahr in die Industrie gehen. Ich rede und verhandle gerne“, erinnert sich Gründler. „Durch den Zivildienst bei der Rettung habe ich meine Leidenschaft für die Pharmakologie entdeckt. Nach der Aspirantenprüfung machte ich einen kurzen Ausflug in den klassischen Apothekenalltag. Da merkte ich schnell – mir fehlt etwas.“

Vom Apotheker zum Projektleiter 

Wie er zu seinem heutigen Job als Teamleiter der Studienabteilung in der Auge Gottes Apotheke gekommen ist? Durch Zufall: „Eigentlich wollte ich mich für einen ‚klassischen‘ Apothekerjob bewerben. Diese Stelle war bereits vergeben, stattdessen wurde mir eine Position in der Abteilung für klinische Studien und im Qualitätsmanagement angeboten. Das klang nach einer Herausforderung und ich wollte es unbedingt versuchen.“ Heute leitet er das Team für klinische Forschung und sorgt für koordinierte und effiziente Arbeitsabläufe. An der Tara ist er drei bis vier Stunden pro Woche anzutreffen. „Ich freue mich auf den Kontakt mit der Kundschaft. Die Beratung der Menschen liegt mir sehr am Herzen. Ich möchte nicht aus den Augen verlieren, wie es ist, in der Apotheke zu arbeiten. An der Tara sehe ich, welche Herausforderungen sich im Alltag auftun und wie sie gelöst werden können.“

„Ich will Management in die Apotheke bringen“

Eine positive Feedback-Kultur gehört für ihn zum festen Bestandteil des Arbeitsalltags. „Strukturierte Nachbesprechungen von Zwischenfällen oder herausfordernden Situationen sind nicht nur bei der Rettung, sondern auch im Apothekenalltag sinnvoll“, meint er.

Gründler ist sich sicher: New-Work-Elemente wie gezielte Fortbildungen oder flexibles Arbeiten, wo es möglich ist, können den Apothekenalltag modernisieren und spürbar effizienter gestalten. Auch die Zufriedenheit des Personals ließe sich dadurch aufrechterhalten. „Ich bin überzeugt, wenn man Mitarbeitenden echte Verantwortung überträgt und sie die Lorbeeren für ihre Leistung erhalten, dann macht der Job wirklich Freude. Wertschätzung ist entscheidend.“

Gründler ist ein wahres Organisationstalent. Er beschreibt seine Rolle selbst als „Pharmazeutischer Teamleiter und Projektmanager mit Leidenschaft für digitale Transformation“. Klingt vielschichtig, ist es auch. Durch seine Expertise in Business Development, GMP und klinischer Forschung legt er den Fokus auf die Integration von KI und Health IT, um Innovation und Effizienz in der Pharmazie voranzutreiben.

Privat hat er derzeit mit Baufirmen zu tun, denn: „Momentan renoviere ich ein Haus mit meiner Partnerin Jennifer in Niederösterreich. Hier hilft mir meine berufliche Erfahrung. Projektmanagement und Kostenplanung sind auch hier ein großes Thema“, erzählt er mit einem Schmunzeln. 

Reinhard Gründler ist ein Mann mit vielen Rollen. Er bringt Management in die Apotheke und Menschlichkeit ins Management.



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