Knapp 1.200 Apothekerinnen und Apotheker sind am Wochenende zum APOkongress in Wien erschienen. Neben dem Hauptthema „Akute und chronische Lungenerkrankungen“ standen auch die Bedeutung der POC-Tests in Apotheken sowie der erneute Vorstoß der Drogeriekette dm in den Apothekenmarkt im Mittelpunkt. Ebenso wurde die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Pharmazie und Medizin im Sinne der Patientengesundheit betont. „Wo geimpft wird ist letztendlich egal“, betonte Tagungspräsident Dr. Arschang Valipour.
Bei der Eröffnung des Kongresses ging Susanne Ergott-Badawi, Vizepräsidentin der Wiener Landesgeschäftsstelle, auf das Erarbeiten neuer Dienstleistungen wie Impfungen in den Apotheken ein. Es erfordere viel Mut seitens der Apotheker:innen, und die Österreichische Apothekerkammer versuche, so viele Fortbildungen wie möglich anzubieten, denn diese Offenheit sei der Garant für den Erfolg. Ganz nach dem Motto: „No risk, no success.“
Wie wichtig präventive Tests in den Apotheken sind, illustriert Ergott-Badawi ebenfalls: „Seit März 2024 sind Point-of-Care(POC)-Tests in den Apotheken erlaubt. Ich darf an die Wiener Herzwochen erinnern: Dort konnten wir bei rund 20 Prozent der Getesteten einen Prädiabetes feststellen. Auch in Niederösterreich, Wien und der Steiermark planen wir wieder Frühjahrsaktionen. Diese Aktionen sind ein wichtiges Argument für die Politik und das zahlende System. Seien wir ehrlich: Wenn es nicht gratis für die Bevölkerung angeboten wird, wird es nicht funktionieren.“
Ergott-Badawi über dm: „Wir sind gerüstet“
Zum Drogeriemarkt dm erklärt Ergott-Badawi weiter: „Wir sind gerüstet. Es gibt immer wieder Vorstoßversuche, aber wir schauen, dass wir mit unseren Leistungen, wie den POC-Tests, die Bevölkerung in die Apotheke bringen. Unsere Dienstleistungen und unser Wissen kann uns niemand so leicht nachmachen.“ Die Kammer sei auf den erneuten Versuch vorbereitet.
Eine Schweigeminute wurde auch für die kürzlich verstorbene Mag. Dr. Christiane Körner abgehalten, ehemalige Vizepräsidentin der Landesgeschäftsstelle Steiermark und eine Fortbildungsteilnehmerin der ersten Stunde: „Sie war das freundliche Gesicht in der ersten Reihe und hat seit Mitte der 80er-Jahre kaum einen Kongress verpasst. Christiane war Vizepräsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, meine Vorgängerin und mein Vorbild“, so Ergott-Badawi.
Saiko: „Wir haben den längeren Atem“
Auch DDr. Philipp Saiko, Präsident der Wiener Apothekerkammer und heuer Teil des Tagungspräsidiums, sprach ein politisches Thema an: das Impfen in Apotheken. „Es gibt viele Erfolgsgeschichten aus europäischen Ländern. Die Politik ist noch nicht bereit, uns dafür grünes Licht zu geben. Aber: Wir werden den längeren Atem haben.“
Valipour: „Wo geimpft wird ist egal“
Lungenfacharzt Dr. Arschang Valipour, Leiter der Inneren Medizin und Pneumologie in Foridsdorf, teilte diese Ansicht. In seinem Vortrag zu impfpräventablen Lungenerkrankungen betonte er: „Wo geimpft wird, ob in der Apotheke oder in der Ordination, ist letztendlich egal. Wichtig ist, dass wir die Impfraten erhöhen.“
Seine Meinung zu diesem Thema sei nicht immer gut bei der Ärztekammer angekommen, fügte er hinzu. Außerdem hob er die Wichtigkeit des Zusammenwirkens zwischen Mediziner:innen und Pharmazeut:innen hervor: „Letztendlich geht es um eine gute medizinische Versorgung der Bevölkerung. Die Standespolitik sollte hierbei eine untergeordnete Rolle spielen.“
Gute Zusammenarbeit
Diese Einstellung spiegelte sich auch im Ablauf des gesamten APOkongresses wider: Mediziner:innen wie Apotheker:innen zeigten in ihren Vorträge, oft anhand von Alltagsbeispielen, wie gute eine Zusammenarbeit aussehen kann.
Gekonnt locker und mit viel Witz führten Saiko und Valipour gemeinsam durch das Programm. Die Wortübergabe erfolgte oft mit einem „Fist Bump“ oder kleinen Neckereien. So scherzte Saiko etwa, Valipour habe mehr Publikationen, dafür sei er älter. Valipour konterte: „Ich muss ja mehr Publikationen haben, wenn du schon zwei Köpfe größer bist als ich.“
Große Fortbildungsfreude bei der Apothekerschaft
Am Ende des zweiten Kongresstages wurde erneut die große Fortbildungsbereitschaft der österreichischen Apothekerinnen und Apotheker gelobt. Insgesamt rund 2.000 von ihnen nahmen in Wien und Salzburg teil. „Ich glaube, wir haben einen neuen Rekord geknackt und der wird sicher nicht lange halten“, ist sich Saiko sicher. „In Wien waren wir restlos ausgebucht mit 2.000 Plätzen, und in Salzburg mit knapp 800.“
