Apotheker auf der Suche nach dem Jungbrunnen


Astrid Janovsky

Eine Getränkebar ist verdeckte hinter rot-weißen Sonnenschirmen, weißen Liegstühlen und rot-weißen Sitzwürfeln. Vereinzelt sitzen Pesonen in den Liegestühlen und halten Gläser in der Hand.
Kühle Getränke sorgten dafür, dass die Köpfe der Teilnehmenden am Wochenende nicht zu rauchen begannen.TARA24

Trotz beinahe tropischer Temperaturen war es den Veranstaltern des Apokongresses am Wochenende in Pörtschach gelungen, den Vortragssaal zu füllen und hitzebedingte Kollateralschäden zu vermeiden. Das vielfältige Programm beleuchtete das Thema Langlebigkeit aus unterschiedlichsten Perspektiven: Von ethischen Aspekten bis hin zum genauen Blick auf Substanzen, die bereits jetzt gerne an der Tara empfohlen werden, reichte das Spektrum.

Der Apokongress von 13. – 15. Juni in Pörtschach ist Geschichte, die Inhalte werden aber weiterwirken – nicht nur im Beratungsgespräch an der Tara, sondern vermutlich bei vielen auch aus ganz ureigenem Interesse. Wer auf Biohacking-Tipps hoffte, wurde allerdings enttäuscht. Man war weniger auf der Suche nach Selbstoptimierung und Verlängerung der gesunden Lebensjahre, sondern wollte nichts weniger als dem Jungbrunnen auf die Spur kommen.

Unsterblich wie “Hydra” werden

Dass ewiges Leben möglich sein könnte, stellte Prof. Hobmayer in Aussicht und präsentierte die “unsterbliche”, weil sich stets auch aus Fragmenten reproduzierende Hydra. Welcher Prozess dem zugrunde liegt und ob sich das auf den Menschen ummünzen lässt, steht aber derzeit noch in den Sternen.

Mitglied des Tagungspräsidiums Dr. Pidder Jansen-Dürr wies in seiner Einleitung darauf hin, dass man sich momentan bei der Altersforschung auf sehr kurzlebige Spezies konzentriere. Weder Hefezellen mit einer Lebensspanne von einer Woche, noch Fadenwürmer (drei Wochen), Fliegen (drei Monate) und Mäuse (drei Jahre) wären mit der menschlichen Lebenserwartung vergleichbar, da hier der Alterungsprozess wesentlich komplexer ablaufen würde. Um valide Aussagen für lebensverlängernde Interventionen beim Menschen treffen zu können, müsse man Personen 30 Jahre unter Laborbedingungen einsperren, meinte Jansen-Dürr und verwies trotz der Bemühung, die Vorträge im wissenschaftlich fundierten Kontext zu präsentieren, auf Probleme beim “Hype um die Altersforschung”.

Langlebigkeitsstreben als Frage der Ethik

Spannende Denkanstöße zum Streben nach ewiger Jugend bot Dr. Sebastian Knell. Der meinte, dass ein “Projekt Unsterblichkeit” falsch wäre, weil Sterben nicht nur ein natürlicher Prozess wäre, sondern auch ein vom Umfeld terminierter. Besser gefiele ihm die Bezeichnung “Projekt Jungbrunnen”. Ob es ethisch wäre, danach zu streben, konnte er nicht klar beantworten, lieferte aber einen interessanten Einwand: Es läge in der Natur des Menschen, nach Lebensverlängerung zu streben. Jede “lebensrettende Maßnahme” wäre ein Beweis dafür, denn letztendlich werde hier kein Leben “gerettet”, sondern eben verlängert. Dass der Tod dann doch irgendwann zuschlägt, wäre allen bewusst, “die das Kind aus dem Teich ziehen”. “Wäre es also nicht gegen unsere Ethik, nicht nach Langlebigkeit zu streben?” fragte er das Publikum.

Dieses zeigte sich von den Vortragsthemen beeindruckt. Trotz brütender Hitze war der Vortragssaal bereits am Freitag Nachmittag und auch an den Folgetagen sehr gut gefüllt – nicht bis auf den letzten Platz, was ob der Buchungslage zu erwarten gewesen wäre, aber für die unmittelbar in Nachbarschaft dargebotenen Badeverlockungen sehr respektabel.

Mehr Weitblick als in der Politik

Zu Beginn des Kongresses Freitag Nachmittag bat Apothekerkammer-präsidentin Mag. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr um eine Gedenkminute für das Unglück in Graz und forderte die Apothekerschaft zu Solidarität und Zusammenhalt auf. Offensichtliche Freude hatte sie mit dem Kongress-Thema. Das beweise Weitblick – eine Eigenschaft, die sie in den politischen Systemen gerade vermisse. Weiters lobte sie die “wie immer professionelle” Arbeit der Fortbildungsabteilung bei der Organisation der Veranstaltung.

Nicht nur dieser war es gelungen, dass die Teilnehmenden bei der Veranstaltung einen kühlen Kopf bewahren konnten. Rund um das vielfältige Programm gab es Erfrischungsgetränke in allen Ausführungen, die Industrie verwöhnte mit Eiskaffe und Fächern und abends ging es zum Abkühlen für die wenigsten in den See, sondern zu den von Apothekerkammer (Freitag) sowie Apobank und Orifarm (Samstag) gesponserten Events. Bei lauen Temperaturen und kulinarischen Genüssen wurde bis in die Nacht angeregt geplaudert und Netzwerkpflege betrieben. Denn auch der kollegiale Austausch ist ein wesentlicher Aspekt des Kongresses.



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