Bei patientenindividuellen Rezepturen, die in der Apotheke hergestellt werden, stellt sich die Frage, ob die zu verarbeitenden Stoffe auch miteinander kompatibel sind. Bei Clotrimazol und Salicylsäure ist dies nicht der Fall.
Clotrimazol gehört zur Gruppe der Azol-Antimykotika mit antibakteriellen Eigenschaften. Der Wirkstoff kommt zur äußerlichen Behandlung von Hautpilzinfektionen wie beispielsweise Fußpilz und Windeldermatitis, aber auch bei Scheidenpilzinfektionen zum Einsatz. Auch wenn verschiedene Fertigarzneimittel im Handel sind, wird die Substanz häufig in der Rezeptur verarbeitet.
Sollen Lösungen und Suspensionen hergestellt werden und das Lösevermögen des Trägers ist begrenzt und die Auflösungsgeschwindigkeit niedrig, sollte mikrofein gepulvertes Clotrimazol verwendet werden. Das Breitspektrumantimykotikum besitzt schlechte Penetrationseigenschaften.
Clotrimazol und der pH-Wert
Das Azol-Antimykotikum unterliegt der pH-abhängigen Hydrolyse. Bei pH-Werten unter 5 ist Clotrimazol hydrolyseempfindlich, wobei eine Erhöhung der Temperatur die Hydrolyse beschleunigt. Clotrimazol hydrolysiert zu Imidazol und Bisphenyl-2-chlorphenyl-methylcarbinol [(2-Chlorphenyl)-diphenylmethanol] sowie zu Dechlorclotrimazol [1-(Triphenylmethyl)-1H-imidazol].
Das pH-Stabilitäts-Optimum für Clotrimazol liegt bei pH 7 bis 8, der rezeptierbare Bereich bei pH 3,5 bis 10. Werden sauer reagierende Wirkstoffe wie beispielsweise Salicylsäure kombiniert, wird der Bereich schnell unterschritten und ein pH-Wert von 1 bis 3 erreicht. Daher sollten die Substanzen am besten getrennt voneinander verarbeitet werden, allerdings hält das DAC/NRF verschiedene Rezepturvorschriften bereit.
Werden Cremes und Emulsionen hergestellt, sind keine Kation-Anion-Inkompatibilitäten mit nichtionischen Emulgatoren zu erwarten. So kann die Substanz beispielsweise in Basiscreme verarbeitet werden.
Keine Kombi mit Salicylsäure
Topisch angewendet wirkt Salicylsäure entzündungshemmend und keratolytisch. Zudem wirkt es schwach antimikrobiell. Zur Anwendung kommt der Wirkstoff bei leichter, beginnender Akne, bei Hühneraugen oder stark verhornten Hautstellen und zur Ablösung von verkrusteten Schuppen bei Erkrankungen der Kopfhaut (beispielsweise Psoriasis).
pH-Inkompatibilität lässt die Wirkung von Clotrimazol schwinden
Die Kombination von Clotrimazol und Salicylsäure ist aus medizinischer Sicht zwar sinnvoll, allerdings sind die verordneten Rezepturen häufig nicht stabil.
Rezepturbeispiel:
- Clotrimazol 2,0 g
- Salicylsäure 3,0 g
- Basiscreme ad 100,0 g
Die Konzentrationen der Wirkstoffe passen, jedoch kommt es zu einer pH-Inkompatibilität beider Substanzen. Die saure Reaktion von Salicylsäure lässt den pH-Wert der Rezeptur auf unter 3 absinken. Wenn der pH-Wert unter 5 sinkt, beginnt die Zersetzung des Wirkstoffs durch Hydrolyse, die bei Werten im sauren pH-Bereich auch eine Verminderung der Wirkung von Clotrimazol nach sich zieht.
Wenn beide Wirkstoffe nicht gelöst, sondern suspendiert vorliegen, ist die Stabilität leicht verbessert. Sinnvoller ist der Austausch der Grundlage gegen eine wasserfreie Variante.
Gibt es Alternativen?
Wenn die keratolytische Wirkung von Salicylsäure erwünscht ist, kann diese auch gegen Harnstoff ausgetauscht werden, der den gleichen Effekt zeigt, allerdings ohne den pH-Wert der Zubereitung abzusenken – im Gegenteil: Harnstoff lässt den pH-Wert durch seine teilweise einsetzende Hydrolyse ansteigen. Dies ist kein Problem für Clotrimazol, das in basischen pH-Werten eine gute Stabilität aufweist.
Eine andere Variante ist der Austausch von Clotrimazol gegen Miconazol. Bei Miconazol handelt es sich ebenfalls um ein Azol-Antimykotikum, das allerdings deutlich säurestabiler ist als Clotrimazol.
Eine weitere Möglichkeit, die pH-Inkompatibilität von Clotrimazol und Salicylsäure zu umgehen, ist die getrennte Herstellung in zwei Rezepturen. So kommen beide Wirkstoffe nicht miteinander in Kontakt. Bei jeder Anpassung oder Änderung der verordneten Rezeptur ist die verschreibende Praxis hinzuzuziehen, um eine Lösung zu finden, die zu einer baldigen Symptomlinderung verhilft.