Wenn Apothekerinnen wandern, kommen sie nicht weit


Viktoria Gamsjäger

Bei schönstem Panorama wurden Pflanzen gesucht und bestimmt.VASOLD

Am 25. Mai lud eine Standesvertretung ihre Mitglieder zur botanischen Wanderung auf der Ardning-Alm ein. Eine muntere Gruppe von rund 20 Apothekerinnen und Apothekern, Kindern und Hunden wurde vom zertifizierten Freilandbotaniker Thomas Vasold und der Heilkräuterexpertin Marianne Skacel begleitet. Schon auf den ersten Metern bestimmten die Teilnehmer:innen fleißig Pflanzen, fotografierten sie und besprachen deren Heilwirkung. Ein schöner Erfolg war die Entdeckung der Fliegen-Ragwurz. Hierbei handelt es sich um eine gefährdete, unter Naturschutz stehende Orchideen-Seltenheit. 

Wenn die pflanzenbegeisterte Apothekerschaft wandert, dann kommt sie nicht weit, denn: „Schon auf den ersten Metern der Wanderung entdeckten wir so viele verschiedene Pflanzen, dass wir kaum vom Fleck kamen“, erklärt Apothekerin und Initiatorin Vanessa Vasold lachend. „Die anwesenden Kinder hätten sich wohl über ein schnelleres Fortbewegen gefreut“, fügt sie noch schmunzelnd hinzu. Vasold organisierte die Wanderung zusammen mit Alexandra Mandl, der Vorsitzenden des Forum!Pharmazie Steiermark.

Geführt wurde die Wanderung vom zertifizierten Freilandbotaniker Thomas Vasold und der befreundeten Kräuterexpertin DI Marianne Skacel. Skacel ist Nationalpark-Rangerin im Gesäuse und zertifizierte Heilkräuter-Coachin. „Die beiden kennen sich vom Alpenverein. Dort halten sie regelmäßig botanische Wanderungen ab“, erklärt Vasold über Thomas, den Onkel ihres Mannes. „Thomas hat während der Wanderung die Pflanzen erkannt und uns die wichtigsten Bestimmungsmerkmale aufgezeigt. Marianne bereicherte die Wanderung mit ihrem Wissen zur pharmazeutischen Anwendung der Pflanzen und mit spannenden Teerezepten. Die beiden sind ein eingespieltes Team und es macht riesigen Spaß ihnen zuzuhören.“

Kinder wie auch Vierbeiner entdeckten bei der Wanderung ihre Liebe zu Blumen.VASOLD

Besonders gefreut hat man sich über je eine „Delegation“ aus Oberösterreich und Salzburg: „Zwei Apothekerinnen waren sogar aus Radstadt dabei. Wir waren begeistert, dass sie die weitere Anreise auf sich genommen haben.“

Königskerze bis Ehrenpreis: 55 Pflanzen gefunden 

„Eine Kollegin hat eine Liste der entdeckten Pflanzen angefertigt. Wir haben insgesamt 55 Pflanzen bestimmt“, berichtet die Apothekerin stolz. „Vom Krausen Sauerampfer bis zum Ehrenpreis oder dem Wiesenbocksbart wurde einiges, vielleicht nicht immer pharmazeutisch Relevantes, entdeckt. Die gängigsten Arzneipflanzen wie die Königskerze erkannten wir Apotheker:innen natürlich selbst. Die ‚exotischeren‘ Pflanzen wurden uns dann von den Coaches nähergebracht“, so Vasold.

„Unser Kräuterwissen wurde dabei von Marianne aufgefrischt. Beim Spitzwegerich hat sie uns erklärt, dass ein Blatt zur Linderung auf einen Insektenstich gelegt werden kann. Die Rossminze hingegen wird vorbeugend auf Arme und Beine gerieben, damit erst gar kein Stich entsteht“, schildert die Apothekerin über den praktischen Einsatz der Kräuter.

Glücklicher Zufall: Fliegen-Ragwurz

Über einen glücklichen Zufall berichtet Vasold: „Bei unserer Wanderung war auch eine Orchideen-Expertin aus der Apotheke dabei. Sie suchte gezielt einheimische Orchideen-Arten und wurde tatsächlich fündig. Mir war gar nicht bewusst, dass Orchideen in Österreich wachsen“, erzählt sie voller Erstaunen. So habe man eine Besonderheit während des Streifzugs durch die steirische Natur gefunden: die Fliegen-Ragwurz. Diese Orchidee wurde aufgrund ihrer Seltenheit zur „Orchidee des Jahres 2003“ gekürt und steht unter Naturschutz.

„Die Fliegen-Ragwurz ist wirklich eine schöne Rarität. Ihre Blüte imitiert eine paarungswillige Fliege. Die dadurch angelockten Insekten verteilen dann die Pollen und bestäuben wiederum andere Blüten.“Weiters gäbe es noch die Hummel- oder Spinnen-Ragwurz. Diese seien aber nicht in der Steiermark anzutreffen, habe der Freilandbotaniker der Gruppe erklärt.

Über die Stimmung berichtet sie: „Thomas blüht bei den Wanderungen immer auf. Er liebt es, über Pflanzen zu sprechen und die Menschen lieben es ihm zu lauschen. Marianne ergänzt ihn perfekt mit ihren Kräutertipps.“ Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren nach der Wanderung voller Begeisterung und so plant man schon eine neue botanische Wanderung für nächstes Jahr, blickt Vasold voraus. „Die beiden Apothekerinnen aus Salzburg waren so interessiert, dass sie sich gleich vor Ort noch über weitere Termine mit Thomas informiert haben. Vielleicht können wir nächstes Jahr auf der Hütte eines Vereinsmitglieds einkehren, das wäre natürlich ein Highlight.“

Auf knapp 1100 Höhenmetern konnten sich die teilnehmenden Apothekerinnen und Apotheker bei der akkreditierten Wanderung ihre sechs Fortbildungs-punkte verdienen. „Die Wanderung dauerte von 9:00 bis 13:00. Am Rückweg war für Umwege keine Zeit, da wir beim Hinweg schon so viel Zeit mit den unzähligen Pflanzen verbracht haben“, berichtet Vanessa Vasold. 

Mittags gab es für die fleißigen Entdecker:innen eine Einkehr auf der, bei normalem Tempo nur 20 Minuten entfernten, Pfarrerhütte. „Die Pause kam uns sehr gelegen. Dort haben wir uns gestärkt, mit Tee etwas aufgewärmt und nebenbei noch das Almmuseum besucht. Das Holzhaus reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück und vermittelt eindrucksvoll das frühere Leben auf der Alm“, erklärt sie.

Die Pause in der Pfarrerhütte wurde genutzt um sich zu stärken.VASOLD

Die Mitveranstalterin blickt voller Vorfreude auf das nächste Jahr und auf viele weitere Möglichkeiten botanischer Entdeckungen in der steirischen Natur.



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