Wie Künstliche Intelligenz (KI) die Aufgaben in einer Apotheke verändern wird und wie der Beruf Pharmazeut:in zukunftsfit gemacht werden kann, diskutierten Pharmazie-Studierende und Apotheker:innen bei einer Podiumsdiskussion des Österreichischen Apothekerverbands. Dabei wurden Einsatzbereiche von KI aufgezeigt, aber auch die Unersetzbarkeit des Menschen.
Es sei nicht die Frage, „ob“, sondern „wie“ KI in Apotheken genutzt wird – so der allgemeine Tenor am Podium und im Publikum. Das größte Potenzial wird in der Kontrolle von Lagerbeständen, bei Bestellungen, im Medikamentenmanagement und bei der Bewältigung bürokratischer Aufgaben gesehen. „Künstliche Intelligenz wird den Alltag in der Apotheke ganz sicher verändern. Sie wird die persönliche Beratung aber nicht ablösen, sondern uns im Gegenteil mehr Zeit für Kundengespräche ermöglichen“, ist Stefanie Mayer, Pharmazie-Studierende an der Universität Wien im letzten Semester, überzeugt. Andreas Juffmann, Absolvent der PMU Salzburg und derzeit im Aspirantenjahr tätig, attestiert der KI eine „sehr steile Lernkurve“: „Der Faktor ‚Mensch‘ ist wichtig, denn die KI kann nicht lächeln. Aber sie wird es lernen.“ Es sei daher besonders wichtig, schon in der Ausbildung an den Universitäten auf die neuen Herausforderungen einzugehen. Neben dem Wahlfach „Soziale Kompetenz“ wäre etwa das Fach „Digitale Kompetenz“ eine sinnvolle Ergänzung.
“Der Mensch berät und nicht die KI”
Der 2. Vizepräsident des Apothekerverbands zeigt sich ebenfalls von den Möglichkeiten „Künstlicher Intelligenz“ beeindruckt, sieht aber auch deren Grenzen: „Wir können jetzt die Fertigkeiten der KI gut nutzen, wobei es eine der Aufgaben des Apothekerverbands ist, Tools zu screenen und zu bewerten, in welchen Bereichen sie uns in der Praxis unterstützen kann. Dabei ist für mich jedenfalls klar: Der Mensch berät und nicht die KI und das muss auch so bleiben. Beratung braucht Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit, nicht-verbale Kommunikation zu verstehen und darauf einzugehen. Der Faktor Mensch lässt sich im Gesundheitsbereich sicher nicht ersetzen. Wie weit die technologische Unterstützung gehen soll, ist natürlich eine gesellschaftliche Diskussion, die wir führen müssen.“
Auf die Herausforderungen von „ChatGPT“ und „Dr. Google“ in der Kundenberatung verweist Maryam Amiri, Apothekerin in Wien. „Wir müssen mit fachlicher Kompetenz und Menschlichkeit in Gesprächen überzeugen, dass wir Apothekerinnen und Apotheker besser sind als Online-Dienste“, so Amiri.
Apotheke als Arbeitsplatz zukunftsfähig
Dass die Apotheke ein „Arbeitsplatz der Zukunft“ ist, zeige das Faktum, dass etwa 80 Prozent der Absolvent:innen eines Pharmaziestudiums den Beruf Apotheker:in wählen, so Hartl. Amiri wünscht sich für alle Student:innen die Möglichkeit, schon während des Studiums Einblicke in den Apotheken-Alltag gewinnen zu können und nicht erst im Aspirantenjahr. „Ich freue mich darauf, gemeinsam mit der KI für die Patientinnen und Patienten arbeiten zu dürfen“, so Mayer. Und ihr zukünftiger Berufskollege Juffmann ergänzt: „Alles, was für die Menschen bequem ist, wird sich durchsetzen. Die KI ist eine Chance für uns.“
2023 startete der Österreichische Apothekerverband eine Recruiting-Kampagne für Pharmazie-Studierende sowie für Pharmazeutisch-kaufmännische Assistent:innen und informierte im öffentlichen Raum, in Kino und TV, auf Social Media und in Zielgruppen-Medien über Ausbildung und Beruf. 2024 wurde die Initiative fortgesetzt und mit dem Talk-Format „Apo+Theke“ der direkte und persönliche Austausch zwischen Pharmazie-Studierenden, Wissenschaft und erfahrenen Apotheker:innen eröffnet. Heuer stehen das Berufsbild Apotheker:in im Wandel der Zeit und die Herausforderungen durch die KI im Mittelpunkt der Gespräche. Ziel ist es, Pharmazeut:innen fit für die Zukunft zu machen und die Apotheke als attraktiven Arbeitsplatz und wichtigen Grundpfeiler in der Gesundheitsversorgung abzusichern.