Läusemittel im Überblick


Nadine Tröbitscher

Kind mit Kopfläusen
Weil die Läusemittel „nicht zuverlässig alle Eier abtöten“ und nach der Erstbehandlung weiterhin Larven schlüpfen können, ist eine Wiederholungsbehandlung erforderlich.Foto: Mari/stock.adobe.com

Stumpfes Schwert im Kampf gegen die Laus – Pyrethroide zählten lange zu den Klassikern in der Behandlung von Kopfläusen. Doch Forschende haben herausgefunden, dass mehr als 70 Prozent der untersuchten Kopfläuse gegen Pyrethroide resistent sind. Alternativen sind gefragt und stehen zur Verfügung.

Kopfläuse sind echte Plagegeister. Sie vermehren sich rasant, denn ein Weibchen kann pro Tag etwa zehn Eier legen. Ist die erste Laus oder Nisse entdeckt, sollte so schnell wie möglich mit der Behandlung begonnen werden. Entgegen dem Mythos können Läuse weder fliegen noch springen, denn die Ektoparasiten besitzen keine Flügel – aber sechs Beinchen. Die kleinen Plagegeister können nur bei direktem Haar-zu-Haar-Kontakt den Kopf wechseln.

Ohne eine Blutmahlzeit können Läuse nur etwa ein bis zwei Tage überleben. Bereits nach wenigen Stunden dehydrieren die flügellosen Insekten. Von Haar zu Haar zu krabbeln, fällt den Läusen dann schwer. Die Ektoparasiten mögen es warm. Daher sind sie vor allem an den Schläfen, im Nacken oder hinter den Ohren zu finden. Dort legen die Weibchen bevorzugt die Eier ab. Den Zyklus gilt es zu unterbrechen. Hier kommen Pyrethroide zum Einsatz. Doch wie eine Übersichtsarbeit zeigt, ist der Großteil der untersuchten Läuse gegen Pyrethroide resistent.

Pyrethroide: Mehr als 70 Prozent der Läuse resistent

Forschende haben die Resistenzentwicklung von Kopfläusen gegenüber Pyrethroiden untersucht. Weltweit wurden von Anfang 2000 bis Ende Juni 2021 verschiedene Kopflauspopulationen überprüft und analysiert. Insgesamt wurden 24 Artikel aus einer anfänglichen Stichprobengröße von 5.033 in diesen systematischen Review aufgenommen. Das Ergebnis: Die mittlere Häufigkeit der Pyrethroidresistenz wurde auf knapp 77 Prozent geschätzt. Von den gesammelten resistenten Läusen waren etwa 64 Prozent homozygot und circa 30 Prozent heterozygot resistent. In Australien, England, Israel und der Türkei wurden 100 Prozent kdr-Genfrequenzen festgestellt, was bedeutet, dass in den vier Ländern Läusemittel auf Pyrethrin- und Pyrethroidbasis wirkungslos sind. Die höchste Resistenz, die verzeichnet wurde, war gegen Permethrin. 

Permethrin und Pyrethrumextrakt besitzen neurotoxische Eigenschaften und werden in der Schwangerschaft lediglich als Reservemittel eingesetzt. Die Substanzen werden dermal nur gering resorbiert und sollen in der Schwangerschaft nur nach medizinischer Indikationsstellung angewendet werden. Die klassischen Insektizide werden von der Laus über die Körperoberfläche aufgenommen, lähmen die Parasiten und schädigen deren Nervensystem. Darum sind die Insektizide meist gegen die Nissen wirkungslos. Denn bei frisch abgelegten Eiern wird das Nervensystem erst nach etwa vier Tagen ausgebildet. Ein weiteres Problem ist, dass die Läuse bei einer nicht toxischen Dosis enzymatisch entgiften und sich wieder erholen können.

Das Fazit der Forschenden: „Diese Studie zeigt, dass Pyrethroid-Resistenzen in vielen Ländern relativ häufig gefunden werden. Infolgedessen ist die Behandlung mit Insektiziden möglicherweise nicht wirksam und ist wahrscheinlich die Ursache für einen erhöhten Befall.“ Daher wird empfohlen, vor der Behandlung den Resistenzstatus zu bewerten.

Alternativen

Prosil gleicht Silikonen – ist aber keins. Der Substanz wird eine physikalische Wirkung zugesprochen und sie legt sich über die Tracheen der Laus. Das Krabbeltier erstickt. Außerdem kann Prosil die Wachsschicht des Lauspanzers auflösen – der ungebetene Gast trocknet aus.

Zwei-Stufen-Dimeticon ist ein Gemisch aus zwei Silikonölen – einem dick- und einem dünnflüssigen. Die besonders niedrige Oberflächenspannung ermöglicht gute Spreit- und Kriecheigenschaften. Zum einen werden die Parasiten ummantelt, zum anderen kann das Dimeticongemisch in die winzigen Atemöffnungen der Läuse eindringen und sich so im gesamten Atemsystem ausbreiten und dort die Luft verdrängen. Während das flüchtige Dimeticon verdampft, bleibt das dickflüssige Dimeticon zurück, verdickt und verschließt das Atemsystem der Läuse, Larven und Eier irreversibel, wodurch diese ersticken. Die Wirksamkeit wird schon nach einer Einwirkzeit von zehn Minuten erreicht. Nach acht bis zehn Tagen sollte die Anwendung wiederholt werden.

Oligodecen-Öl soll, genauso wie Kokosöl, Kopfläuse in jedem Entwicklungsstadium unschädlich machen. Ein feiner Ölfilm soll die Parasiten umhüllen und so die Atmungsöffnungen verkleben.

Neem-Öl soll die Laus ersticken. Zudem löst Oligodecen-Öl die Wachsschicht auf – die Läuse trocknen aus. Das Produkt muss 15 Minuten im trockenen Haar einwirken und wird anschließend mit Wasser aufgeschäumt und ausgespült.

Nachbehandlung Pflicht

Weil die entsprechend eingesetzten Mittel „nicht zuverlässig alle Eier abtöten“ und nach der Erstbehandlung laut Expert:innen weiterhin Larven schlüpfen können, ist zudem eine Wiederholungsbehandlung gegen Kopfläuse erforderlich, und zwar „innerhalb eines engen Zeitfensters“, genau an Tag 8, 9 oder 10. „Dieser enge zeitliche Rahmen ergibt sich, weil bis zum 7. bzw. 8. Tag noch Larven schlüpfen und ab dem 11. Tag junge Weibchen bereits neue Eier ablegen können“, so die Warnung. Auch nach der Wiederholungsbehandlung sollte der Erfolg wiederum regelmäßig überprüft werden:

  • Tag 1 nach Wiederholungsbehandlung: Nasses Auskämmen
  • Tag 13 und Tag 17: Kontrolluntersuchung durch nasses Auskämmen.
  • Woche 1 und Woche 2 danach: Nasses Auskämmen

Bleibt eine Wiederholungsbehandlung aus, kann dies das Überleben von Eiern und/oder Larven begünstigen. Das gilt ebenfalls, wenn das verwendete Präparat zu sparsam aufgebracht, ungleichmäßig verteilt oder zu stark verdünnt sowie nicht lang genug einwirken kann.



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