Nasenspray-Sucht: So klappt der Entzug


Nadine Tröbitscher

Nasenspray
Der Rebound-Effekt setzt nach rund zehn Tagen ein, wenn der Schnupfen längst überstanden ist.Foto: Аркадий Коробка/stock.adobe.com

Nach zehn Tagen kommt die Sucht. Wer zu lange abschwellende Nasensprays anwendet, kommt schnell in einen unterschätzten Teufelskreis. Der Weg aus der Abhängigkeit ist beschwerlich und der Leidensdruck groß – hinzu kommt die psychische Belastung. Aber es ist nicht unmöglich, der Stinknase zu entgehen.

Abschwellende Nasensprays mit den Sympathomimetika Xylometazolin, Oxymetazolin und Tramazolin sollten nicht länger als sieben Tage angewendet werden. Soweit die Theorie, doch in der Praxis sieht die Sache oft anders aus. Doch die Warnung wird von einigen Anwender:innen nicht beachtet und ein Teufelskreis beginnt – Grund ist der Rebound-Effekt. Der Sucht zu entfliehen, verlangt Disziplin, Durchhaltevermögen und Geduld.

Woher kommt die Nasenspray-Sucht?

Sympathomimetika lassen die Nasenschleimhäute abschwellen und können die Gefäße verengen. Durch ihre agonistische Wirkung auf die Alpha-Adrenozeptoren wird die Nasenatmung erleichtert und die Sekretion vermindert. Aber auch Beta-Rezeptoren werden stimuliert. Die Folge: ein gefäßerweiternder Effekt. Die abschwellende Wirkung überwiegt zwar, die gefäßerweiternde hält aber länger an. Der Rebound-Effekt setzt nach rund zehn Tagen ein, wenn der Schnupfen längst überstanden ist. Die Schleimhäute schwellen dauerhaft an. Möglicherweise, weil die Alpha-Rezeptoren überstimuliert sind und sich an den Wirkstoff gewöhnen.

Jetzt beginnt in der Regel der Teufelskreis – die Nase ist scheinbar verstopft, die Atmung fällt schwer und es wird gesprüht, und zwar in immer kürzeren Abständen und immer mehr Sprühstöße. Zum Teil müssen die Betroffen die abschwellenden Sprays bis zu zehn Mal täglich anwenden. Denn auch das Atmen an der frischen Luft fällt schwer. Kein Wunder, dass Nasensprayabhängige meist mehrere Flaschen im Einsatz haben – eine in der Hosentasche, im Rucksack, in der Jacke, auf dem Nachttisch und im Wohnzimmer.

Hinzukommt, dass die Nasenschleimhaut austrocknet und nicht mehr ausreichend durchblutet wird. Krusten und Risse können sich bilden. Mehr noch. Die Betroffenen können unter Nasenbluten und einer Stinknase leiden – den üblen Geruch nehmen jedoch nur Mitmenschen und nicht die Betroffenen wahr.

Das sind die Warnsignale

  • Betroffene sprühen länger als sieben Tage
  • die Dosis und die Sprühabstände werden höher beziehungsweise kürzer, denn trotz Sprühen ist die Nase nach kurzer Zeit wieder dicht
  • mehrere Flaschen Nasenspray sind im Einsatz und gleichmäßig verteilt
  • Betroffene sind häufiger erkältet, weil das Schutzschild der Nasenschleimhaut nicht mehr funktioniert
  • es kommt zu Nasenbluten, trockener Nasenschleimhaut und üblem Geruch
  • es entsteht auch eine psychische Abhängigkeit – Panik, wenn das Spray bald aufgebraucht ist

Kalter Entzug?

Um die Nase vom abschwellenden Spray zu entwöhnen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, zwischen denen die Betroffenen wählen können.

Beim kalten Entzug ist ein starker Wille gefragt. Denn alle Nasensprayflaschen, die im Einsatz und in Reserve sind, kommen in den Müll. Jetzt heißt es Durchhalten. Denn die Nase kann je nach Anwendungsdauer für mehrere Woche dicht sein.

Pflegende Salben oder Inhalieren können die Nase bei der Regeneration unterstützen und wieder etwas besser durchatmen lassen. Ärzt:innen raten meist vom kalten Entzug ab, weil die Rückfallquote hoch ist.

Weniger ist mehr

Eine andere Möglichkeit ist das Ausschleichen beziehungsweise Runterdosieren. Eine Option ist es, vom Erwachsenennasenspray erst auf die Kinderdosierung und dann auf die Säuglingsvariante zu switchen. Außerdem kann die Menge der Sprühstöße reduziert und die Zeit zwischen den Anwendungen verlängert werden.

Erst links, dann rechts – oder umgekehrt

Möglichkeit Nummer drei ist es, erst das eine Nasenloch und dann das andere zu entwöhnen. So können die Betroffenen durch ein Nasenloch frei atmen, während das andere verstopft ist. Letzteres sollte mit einer pflegenden Salbe oder einem pflegenden Spray behandelt werden. Ist das eine Nasenloch entwöhnt, kann der Entzug mit dem anderen beginnen.



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