Welchen Mehrwert kann ich meinen Kundinnen und Kunden bieten, damit sie sich eine Apotheken-App auf ihrem Handy installieren? Diese Frage stellte sich Apotheker Viktor Hafner vor rund zwei Jahren. Gemeinsam mit Apotheker Thomas Müller-Uri (mit dem er schon einige andere Projekte ausgetüftelt hatte) und fünf anderen Apothekern startete er die Entwicklung einer eigenen App, die mehr kann, als nur Punkte sammeln. Das fertige Produkt hat nun das Licht der Offizin erblickt und erfreut sich bereits großer Beliebtheit bei der Kundschaft.
„Alleine in den letzten drei Wochen ist es uns gelungen, rund 400 Kundinnen und Kunden davon zu überzeugen, sich die App zu installieren“, freut sich Mag. Viktor Hafner, Inhaber der Linden-Apotheke in Wien, über das große Interesse an seiner neuesten Tüftelei. Was diesen Handy-Dienst so besonders macht? Jedes in der Apotheke gekaufte Produkt, egal ob vor Ort oder online, wird einzeln aufgeführt. Damit behält man nicht nur den Überblick über seine Einkäufe, sondern kann – und das ist der Clou – die Produkte mit einem Fingertipp nachkaufen. „Eine Möglichkeit ist auch, das Medikament bei uns vorzubestellen. Ich merke, dass mir mein Insulin ausgeht, öffne die App, klicke auf das Arzneimittel und kann es mir kurz darauf mit meinem bis dahin ausgestellten Rezept abholen“, erklärt Hafner. Das System macht es nicht nur der Kundschaft einfacher, sondern auch der Apotheke. Unklarheiten bei Produktnamen und Wirkstärke oder gar Verwechslungen bei telefonischen Bestellungen gehören der Vergangenheit an.
Der Apotheker hat schon in früheren Zeiten mehrmals seine Spürnase für digitale Trends unter Beweis gestellt. Die Tendenz zur Bereitstellung einer „virtuellen Einkaufsübersicht“ sieht er bereits in anderen Bereichen der Wirtschaft: „Es wird über kurz oder lang so sein, dass der Handel alle Einkäufe in die Wallet bucht. Ganz vieles deutet jetzt schon darauf hin. Gesundheits-daten unterliegen aber besonderen Anforderungen. Deshalb haben wir eine Lösung entwickelt, die datensicher ist.“
Interessenten können mit einsteigen
Auch sonst erfüllt die neue Apotheken-App alle Ansprüche, die man von klassischen Handels-Apps kennt: Man kann unter anderem Punkte sammeln und bekommt Nachrichten zugeschickt. Dass die Kund:innen für derartige digitale Erweiterungen offen sind, zeigt die Statistik. „80 Prozent aller Leute haben eine App eines Handelsunternehmens am Handy“, weiß Hafner, „Das ist der Zug der Zeit, der sich hier in Gang setzt.“ Um auf diesen Zug nicht nur aufzuspringen, sondern im Führerstand zu sitzen, haben sich sieben Apotheken zusammengeschlossen, viel eigenes Geld investiert und die neue App entwickelt. Diese kann bei Interesse von anderen Apotheken gekauft und individualisiert werden. „Ich möchte damit kein Geschäft aufbauen“, erzählt der kreative Apotheker. „Wenn jemand die App kauft, verwenden wir das Geld, um diese weiterzuentwickeln.“
Hafner freut sich über den gelungenen Start in seiner Apotheke. „Nicht jeder war am Anfang von der Idee überzeugt. Von der bekannten Apothekenberaterin Elke Gruber haben wir auch viel Motivation geholt“, schmunzelt er, „aber jetzt kann ich ganz klar belegen, dass nicht nur die App funktioniert, sondern auch das Interesse daran da ist.“ Und was für Hafner mit das Wichtigste ist: „Das Tool ist wirklich sinnvoll.“