Pseudotumor: Kein Tetracyclin mit Isotretinoin


Nadine Tröbitscher

MRT Bilder eines Kopfes
Tetracyclin und Isotretinoin können den Schädelinnendruck erhöhen. Foto: Richman Photo/stock.adobe.com

Akne ist die weltweit häufigste dermatologische Erkrankung und wird unter anderem systemisch mit Retinoiden behandelt. Isotretinoin und Co. sind nicht nur teratogen, es sind auch Interaktionen mit anderen Arzneimitteln möglich. Kontraindiziert ist beispielsweise die Kombination von Tetracyclin, denn ein Pseudotumor kann die Folge sein.

Bei Akne ist der Leidensdruck hoch. Pickel, Pusteln und Mitesser, die im Gesicht, am Rücken, den Oberarmen oder im Dekolleté auftreten können, sind nicht nur optische Makel, sondern können auch schmerzhaft sein und Narben hinterlassen.

Für die Entstehung von Akne gibt es nicht nur einen Grund. Die Talgdrüsen verstopfen, weil sie zu viel Talg produzieren. Angeregt werden diese durch den steigenden Testosteronspiegel. Aber auch genetische Faktoren, Stress oder die Ernährung spielen bei der Entstehung von Akne eine Rolle. Die Haut wird fettiger, die Rede ist von einer Seborrhoe. Weil die Ausgänge der Talgdrüsen verstopfen – durch Verhornung oder übermäßige Talgproduktion – kann das Sekret nicht richtig abfließen. Es bilden sich Mitesser, die an dem schwarzen Punkt zu erkennen sind. Am bekanntesten und verbreitetsten ist die Acne vulgaris. Weitere Arten sind beispielsweise Acne medicamentosa, Acne aestivalis und Acne cosmetica.

Auf ärztliche Verordnung finden Azelainsäure, Erythromycin, Tetrazyklin, Clindamycin und Retinoide Anwendung.

Wirkstoffcheck

Isotretinoin

Das Retinoid ist ein Stereoisomer von Tretinoin und kann die Talgdrüsen verkleinern und deren Differenzierung verringern sowie die Talgproduktion herabsetzen. Der Substanz werden entzündungshemmende Eigenschaften zugesprochen. Isotretinoin verursacht eine Hyperkeratinisierung und Abschilferung der Keratinozyten und hemmt die Sebozyten-Proliferation – es wird weniger Talg produziert. Somit verringert sich die bakterielle Besiedlung mit dem Aknebakterium.

Tetracyclin

Das Antibiotikum besitzt bakteriostatische Eigenschaften und hemmt die bakterielle Proteinbiosynthese an den Ribosomen. Das Bakterienwachstum grampositiver, gramnegativer sowie zellwandloser Bakterien wird verhindert. Tetracyclin blockiert die Bindungsstelle der Aminoacetyl-t-RNS an der 3OS-Untereinheit des Ribosoms. Die Verlängerung der Peptidkette wird unterbrochen.

Indiziert ist Tetracyclin unter anderem bei bakteriellen Infektionen der Atem- oder Harnwege, der Geschlechtsorgane sowie bei Akne und Rosazea. Dosiert wird in Abhängigkeit der Schwere der Erkrankung. Der Arzneistoff sollte eine Stunde vor oder zwei Stunden nach einer Mahlzeit geschluckt werden, um die Resorption nicht zu beeinträchtigen. Dabei ist auf einen zeitlichen Abstand zu Milch und Milchprodukten sowie Mineralstoffpräparaten und Antazida zu achten.

Tetracyclin + Isotretinoin: Pseudotumor als Problem

Tetracyclin und Isotretinoin können den Schädelinnendruck erhöhen. Es wurde über Fälle einer benignen Erhöhung des Schädelinnendrucks berichtet, einige bei gleichzeitiger Anwendung. In der Folge kann ein Pseudotumor cerebri entstehen. Hierbei handelt es sich um eine scheinbare Schwellung im Gehirn, die auf den Überdruck zurückzuführen ist. Ein Zellwachstum und ein damit verbundenes Tumorwachstum finden jedoch nicht statt.

Symptome einer benignen Erhöhung des Schädelinnendrucks sind unter anderem Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Im Falle einer benignen Erhöhung des Schädelinnendrucks muss die Behandlung unverzüglich abgebrochen werden.

Beide Wirkstoffe sollten nicht kombiniert und auf ein anderes Antibiotikum ausgewichen werden.



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