Vorsorgetests in Apotheken entlasten das Gesundheitssystem stärker als gedacht: Laut einem Bericht des Instituts für Pharmaökonomische Forschung (IPF) sparten Diabetes-Point-of-Care-Tests in 60 Kärntner Apotheken dem Gesundheitssystem in fünf Jahren fast sieben Millionen Euro. Bei den 5.600 getesteten Personen wurde in 35 Prozent der Fälle Diabetes oder ein Vorstadium festgestellt.
Die positiven Auswirkungen von Vorsorgetests in Apotheken auf das Gesundheitssystem und auf die Gesundheit der Bevölkerung sind weitaus größer als angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktueller Bericht des Instituts für Pharmaökonomische Forschung IPF, erstellt auf Grundlage von rund 5.600 durchgeführten Diabetes-Point-of-Care-(POC)-Testungen in 60 Kärntner Apotheken im Auftrag der Österreichischen Apothekerkammer. Die Auswertung erfolgte mittels Budget-Impact-Modell.
Das Ergebnis zeigt, welche Auswirkungen konkrete Präventionsangebote in Apotheken haben können. Durch die POC-Tests in den Apotheken, die in dem Testzeitraum von der Bevölkerung in Anspruch genommen wurden, spart das Gesundheitssystem von Kärnten über fünf Jahre insgesamt 6,76 Mio. Euro gegenüber dem Nicht-Testen. Die jährlichen Einsparungen wachsen stetig – von rund 58.000 Euro im ersten Jahr bis 2,5 Mio. Euro im fünften Jahr.
Rund sieben Millionen Euro in fünf Jahren
„Diese Aktion ist ein Musterbeispiel für wirksame Prävention. Wenn wir Vorsorgemaßnahmen wie diese direkt zu den Menschen bringen, können Krankheiten frühzeitig erkannt werden. Das trägt dazu bei, die Belastung des Gesundheitssystems zu reduzieren und langfristig Kosten einzusparen. Der größte Spareffekt kommt daher, dass weniger Krankheitsfälle unerkannt bleiben: Kosten für nicht erkannte Prädiabetes/Diabetes sinken um 17,72 Mio. Euro, während erkannte Fälle ein Mehr von 10,86 Mio. Euro kosten. Bezieht man die Test- und Beratungskosten in die Rechnung mit ein, bleibt unter dem Strich eine deutliche Ersparnis, nämlich 6,76 Mio. Euro“, zeigt sich Mag. Hans Bachitsch, Präsident der Apothekerkammer Kärnten, über das Ergebnis der Testungen erfreut.
„Unsere Test-Kampagne bestätigt einmal mehr: Die Kombination aus niedrigschwelliger Testung und kompetenter Beratung ist ein Erfolgsmodell für die Zukunft der Gesundheitsprävention. Der Erfolg der Diabetes-Tests in Apotheken beweist, dass wohnortnahe Präventionsarbeit funktioniert. Wir erreichen Menschen, die sonst vielleicht nie zum Arzt gegangen wären – und geben ihnen die Chance, rechtzeitig gegenzusteuern“, so Bachitsch.
Apotheken als „Kostenbremsen“
Laut Bericht verursachen niederschwellige POC-Testungen (POCT) in Apotheken zunächst geringe Zusatzkosten, führen langfristig jedoch zu großen Einsparungen. Frühere Diagnosen und rechtzeitige Therapie bremsen die Verschlechterung der Krankheit, senken Komplikationen und reduzieren stationäre Aufenthalte samt hohen Kosten. Mit der Zeit kumulieren die Effekte, weil weniger Menschen unbemerkt in fortgeschrittene Stadien übergehen – der Anteil unerkannter Fälle sinkt, die Krankheitslast stabilisiert sich. Insgesamt entlastet eine flächendeckende POCT-Strategie mit den Apotheken das Gesundheitssystem messbar. Der größte Nutzen zeigt sich bei Diabetes durch Verhinderung von Progression.
Fast ein Drittel im Prädiabetes-Bereich
Ebenso erfreulich wie die Auswirkungen der POC-Tests auf das Gesundheitsbudget des Landes Kärnten sind die dadurch erzielten Folgen für die Gesundheit jeder getesteten Person. Bei 29,4 Prozent der getesteten knapp 6.000 Menschen wurde im Rahmen der POC-Testungen ein erhöhtes Diabetes-Risiko (Prädiabetes-Bereich) festgestellt. 5,3 Prozent der Testpersonen litten bereits an Diabetes. Laut Budget-Impact-Modell verhindert das Screening in der Apotheke in fünf Jahren 1.843 Fälle von Diabetes (591 Prädiabetes, 1.252 Diabetes).
Ungewollten Schritt in Diabetes verhindern
Mit Screening und anschließender Betreuung bekommen im Schnitt nur drei von 100 Personen mit Prädiabetes innerhalb eines Jahres Diabetes. Weil Prävention etwa 55 Prozent der Übergänge verhindert, läge ohne Screening die ‚natürliche‘ Rate bei annähernd sieben von 100 pro Jahr. Bachitsch resümiert die Aussage der Studie so: „Ohne POC- Testungen machen pro Jahr doppelt so viele Patientinnen und Patienten den ungewollten Schritt in den Diabetes. Point-of-Care-Testungen in den Apotheken helfen, die Zahl der gesunden Lebensjahre signifikant zu steigern und gleichzeitig Kosten zur das Gesundheitssystem zu reduzieren – und das mit einem vergleichsweise geringen Aufwand. Eine klassische Win-win-Situation.“ Eine ähnliche Testaktion ist laut Apothekerkammer Kärnten auch für 2026 geplant.
Politik und Wissenschaft befürworten Testungen
Kärntens Gesundheitslandesrätin Beate Prettner zeigt sich über die Ergebnisse der gemeinsamen Vorsorgeaktion von Land Kärnten und Kärntner Apothekerkammer erfreut: „Das große Interesse und die eindrucksvollen Resultate belegen, dass die Bedeutung von Diabetes- Vorsorge bei den Menschen angekommen ist. Unsere Aktion zeigt, dass Prävention wirkt, wenn man sie zu den Menschen bringt – wohnortnah, unkompliziert und kostenfrei. Je früher Risikofaktoren erkannt werden, desto größer sind die Chancen, Folgeerkrankungen zu vermeiden, Lebensqualität zu erhalten – und dem Gesundheitssystem Kosten zu ersparen.“
Auch Studienleiterin Evelyn Walter vom IPF betont die zentrale Rolle der Apothekerschaft bei der gesundheitlichen Vorsorge: „Die Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, dass Prävention kein Kostenfaktor, sondern eine Investition in Gesundheit ist. Jede früh erkannte Erkrankung bedeutet weniger Leid für Betroffene und geringere Folgekosten für das System. Apotheken leisten hier einen wichtigen Beitrag, um Gesundheitsvorsorge direkt zu den Menschen zu bringen.”
OTS ÖSTERREICHISCHE APOTHEKERKAMMER
