40.000 Tritte auf Giftschlangen sollen Bissverhalten voraussagen


Die brasilianische Jararaca Lanzenotter verantwortet 20.000 Vergiftungen pro Jahr.AdobeStock_409519974/Murilo

Jedes Jahr werden mehr als fünf Millionen Menschen von Schlangen gebissen, doch trotz der Fortschritte bei der Entwicklung von Gegengiften wissen Wissenschaftler immer noch nicht, warum manche Schlangen Menschen beißen und andere nicht.

Nun hat João Miguel Alves-Nunes, ein brasilianischer Biologe vom Butantan-Institut eine ungewöhnliche Methode entwickelt, um das herauszufinden. Mit speziell gefertigten Schutzstiefel ist er über insgesamt 30 Mal auf insgesamt 116 Jararaca-Lanzenotter – eine Schlange, die in der Region am häufigsten vorkommt und für 20.000 Vergiftungen pro Jahr verantwortlich ist – getreten.

Die Tiere wurden dabei einzeln zu verschiedenen Tageszeiten über einen längeren Zeitraum in einer etwa zwei Quadratmeter großen Arena eingesetzt. Nach einer 15-minütigen Gewöhnungsphase trat der Biologe mit Sicherheitsstiefel zufällig entweder direkt neben der Schlange auf oder sanft auf den Kopf, die Körpermitte oder den Schwanz.

Das Ergebnis: Je kleiner das Tier, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es beiße. Hinzu kommt, dass die Weibchen aggressiver sind und eher zubeißen, vor allem wenn sie jung sind, und das machten sie eher tagsüber als in der Nacht. Die Studie zeigte auch, dass die Tiere bei höheren Temperaturen aggressiver sind. Außerdem sei die Wahrscheinlichkeit eines Abwehrbisses viel höher, wenn man sie am Kopf berühre, als wenn man auf die Körpermitte oder den Schwanz trete.

Mit den Daten erhoffen sich die Forscher eine bessere Verteilung von Gegengiften. Oft würden diese an größere Krankenhäuser geschickt, wofür manche Patienten weit anreisen müssten, da sie an Orten gebissen worden seien, an denen es kein Gegengift gebe. “Indem wir unsere Daten mit Daten aus anderen Studien über die Verbreitung von Schlangen kombinieren, können wir die Orte ermitteln, an denen die Tiere mit größerer Wahrscheinlichkeit aggressiv sind”, erklärte Alves-Nunes. “So sollten beispielsweise wärmere Orte mit einem höheren Anteil an weiblichen Schlangen Priorität bei der Verteilung von Gegengift haben.”

Ein Interview Alves-Nunes ist nun im Journal Scientific Reports veröffentlicht worden.
Researcher steps on deadly vipers 40,000 times to better predict snakebites

APAMED



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