Bakterielle Vaginose gemeinsam bekämpfen: Studie zeigt Vorteile der Partnertherapie


Viktoria Gamsjäger

Eine Frau hält sich die Hände vor ihre Intimgegend. Sie deutet damit Schmerzen und Juckreiz aufgrund einer bakteriellen Vaginose an. Die schmerzhafte Gegend wird durch eine rote Untermalung hervorgehoben.
Eine Partnerbehandlung kann das erneute Auftreten einer bakteriellen Vaginose deutlich reduzieren.doucefleur/AdobeStock_595749387

Die bakterielle Vaginose (BV) betrifft etwa ein Drittel der Frauen im reproduktiven Alter. Sie wird zumeist durch eine Überwucherung der physiologischen Scheidenflora durch anaerobe Bakterien ausgelöst. Rückfälle treten häufig auf und es gibt Hinweise darauf, dass BV-assoziierte Keime zwischen Sexualpartnern übertragen werden können. Wissenschaftler konnten nun in einer kürzlich veröffentlichten Studie zeigen, dass bei gleichzeitiger Behandlung des Partners die Rückfallrate von rund 60 Prozent auf 35 Prozent gesenkt werden kann.

Etwa ein Drittel der Frauen ist im Laufe ihres Lebens von einer bakteriellen Vaginose betroffen. Die Erkrankung kann symptomlos bleiben oder mit Brennen und Juckreiz im Intimbereich einhergehen.

Die Ursache ist eine Überwucherung der physiologischen Lactobazillen in der Scheidenflora durch anaerobe Bakterien. Diese Dysbiose wird vorzugsweise von Anaerobiern wie Gardnerella vaginalis oder Atopobium vaginae hervorgerufen. Zu den typischen Symptomen gehört ein dünner, grau-weißlicher Vaginalausfluss. Dieser hat einen unangenehmen Geruch nach Fisch aufgrund der darin enthaltenen flüchtigen Amine. Der Geruch gilt als charakteristisch, da der Ausfluss bei einer vaginalen Pilzinfektion hingegen nur schwach riechend und klumpig ist. 

Behandelt wird eine BV mittels Antibiotikum. Metronidazol gilt als Goldstandard und wird oral oder topisch für bis zu sieben Tage angewendet. Alternativ kann auch Clindamycin oral oder als intravaginale Creme angewendet werden. In den Leitlinien werden Antiseptika wie Octenidin, Dequaliniumchlorid oder Povidon-Iod ebenfalls erwähnt. Die Gabe von Lactobazillen kann das Risiko eines Rückfalls durch die Stabilisierung der Vaginalflora minimieren.

Partnerbehandlung kontrovers diskutiert

Ein möglicher Grund für das Therapieversagen ist der bakterielle Biofilm von Gardnerella-Arten, der sich der Behandlung entziehen kann. Er kann mit den empfohlenen Therapien oft nicht vollständig beseitigt werden. 

Dies erklärt ein eventuelles Therapieversagen und eine hohe Rezidivquote von bis zu 60 Prozent. Eine standardmäßige antibiotische Partnerbehandlung bei BV wird derzeit noch diskutiert und ist bislang nicht Teil der allgemeinen Leitlinienempfehlungen. Es wird angenommen, dass die Behandlung des männlichen Partners die Heilungschancen vor allem bei rezidivierenden Infektionen erhöhen könnte. Aufgrund kontroverser Studienergebnisse war dies bisher noch nicht eindeutig geklärt. 

Nun wurden in einer offenen, randomisierten, kontrollierten Studie Paare beobachtet, bei denen die Frau an einer BV litt und in einer monogamen Beziehung mit einem Mann war. 81 Paare wurden der Partnerbehandlungsgruppe und 83 Paare der Kontrollgruppe zugewiesen. Die Teilnehmerinnen waren im Schnitt 30 Jahre alt und ein Drittel von ihnen besaß ein Intrauterinpessar. Dieses gilt als Risikofaktor für die Entstehung einer BV.

Die Männer der Interventionsgruppe erhielten eine Kombination aus 400 mg Metronidazol sowie eine zweiprozentige Clindamycin-Creme zur topischen Anwendung. Beides wurde zweimal täglich für sieben Tage eingenommen beziehungsweise auf die Penishaut aufgetragen.

In der Kontrollgruppe erhielt die Frau die antibiotische Standardtherapie, der Partner hingegen blieb unbehandelt. Als primärer Endpunkt der Studie wurde ein Rückfall von BV innerhalb von 12 Wochen definiert.

63 Prozent Rezidiv ohne Partnerbehandlung

Die Studie wurde vorzeitig beendet, nachdem 150 Paare die 12-Wochen-Nachbeobachtung abgeschlossen hatten. Es zeigte sich, dass die alleinige Behandlung der Frau der gemeinsamen Behandlung unterlegen war.

In der Studienpopulation trat ein Rückfall bei 24 von 69 Frauen (35 Prozent) in der Partnerbehandlungsgruppe auf. Bei der Kontrollgruppe ohne männliche Behandlung kam es bei 43 von 68 Frauen (63 Prozent) zu einem Rezidiv der BV. Die behandelten Männer berichteten von moderaten Nebenwirkungen der antibiotischen Behandlung wie Übelkeit, Kopfschmerzen und einem metallischen Geschmack.

Die Autoren schließen daraus: Wird der männliche Partner zusätzlich oral und topisch behandelt, sinkt die Rückfallrate innerhalb von zwölf Wochen deutlich. Die Studie stützt somit die Hypothese, dass eine Reinfektion durch den Partner eine wesentliche Rolle spielt und dass BV als sexuell übertragbare Infektion eingestuft werden sollte.



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