Borreliose ist vermeidbar


Redaktion

Noch gibt es keine Impfung gegen Borreliose. Der beste Schutz ist eine schnelle Entfernung der Zecke.Carola Vahldiek/AdobeStock_36682461

FSME wird in der Bevölkerung gerne mit Borreliose gleichgesetzt. Während man sich gegen FSME impfen lassen kann, ist das bei Borreliose nicht möglich. Trotzdem ist eine Infektion leicht vermeidbar: Indem man sich nach dem Aufenthalt auf Zecken untersucht. Denn wo FSME-Erreger nach dem Biss recht schnell in den menschlichen Körper übertreten, lassen sich Borrelien durchaus Zeit.

Im Volksmund wird oft über die „Zecken-Impfung“ gesprochen, wenn die Impfung gegen FSME gemeint ist. Eine etwas gefährliche Vereinfachung. Zwar wird sie in Österreich seit Jahrzehnten erfolgreich zum Schutz vor Frühsommer-Meningoenzephalitis, einer potenziell schweren Entzündung des Gehirns bzw. der Hirnhäute, verabreicht, dennoch schützt sie nicht vor allen zeckenübertragenen Erkrankungen. Ein besonders weitverbreiteter Irrglaube ist, dass die „Zecken-Impfung“ uns auch vor Borreliose bewahrt. Doch das tut sie nicht. Die beste Maßnahme gegen Borreliose ist bis heute, Zeckenstiche zu vermeiden. Nach Aufenthalten im Grünen wird zudem empfohlen, den Körper gründlich abzusuchen und die gefundenen Spinnentiere so schnell wie möglich zu entfernen. Damit erhöhen sich die Chancen, einer Infektion zuvorzukommen. Am Horizont zeichnet sich mittlerweile eine weitere Schutzmöglichkeit ab: Eine Impfung ist in den letzten Stadien der Entwicklung. Bis dahin gilt: gegen FSME impfen und vor Borreliose schützen.

Borreliose häufiger als FSME

Der Übeltäter ist in beiden Fällen der gleiche: die Zecke, üblicherweise der sogenannte Gemeine Holzbock. Der lauert in bodennahen Bereichen wie hohem Gras, Gebüsch und Unterholz auf seine „Opfer“. Er kann Überträger diverser Keime sein. Bei verschiedenen Untersuchungen wurden bei 25 bis 30 Prozent der analysierten Zecken Borrelien gefunden. Für FSME ist dieser Prozentsatz deutlich niedriger und liegt in Risikogebieten bei 0,1 % bis 5 %.

„Problematisch ist allerdings, dass man sich mit FSME sofort nach dem Stich infiziert, wenn die Zecke dieses Virus in sich trägt. Man hat also keine Chance, eine Infektion durch Entfernen der Zecke zu verhindern“, berichtet Ap. Prof. Selma Tobudic, Leiterin der Borrelioseambulanz am AKH Wien. „Bei Borreliose hat man mehr Glück. Dieser Erreger befindet sich im Magen der Zecke und wird erst nach längerer Saugzeit, also bis zu 24 Stunden später, übertragen. Deswegen sollte man jede am Körper entdeckte Zecke sofort entfernen.“

Unterschiedliche Symptome

Wer nicht gegen FSME geimpft ist und symptomatisch erkrankt, kann einen zweiphasigen Verlauf erleben. Dabei treten zwei bis zehn Tage nach dem Zeckenstich grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Müdigkeit auf. Meistens verschwinden die Symptome nach wenigen Tagen. Bei fünf bis 15 Prozent der Betroffenen folgt nach einer kurzen beschwerdefreien Phase eine zweite Krankheitswelle. Dann greift das FSME-Virus das zentrale Nervensystem an. Es kann zu einer Entzündung von Gehirn oder Hirnhäuten kommen – mit Symptomen wie starken Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, Schwindel, Konzentrations- und Sprechstörungen sowie Problemen beim Gehen. Etwa ein Prozent der Patient:innen mit neurologischen Symptomen stirbt an FSME.

Bei Borreliose sieht der Krankheitsverlauf ganz anders aus. Ihre häufigste Erscheinungsform ist eine Hautrötung, die sich ringförmig um die Einstichstelle ausbreitet – das sogenannte Erythema migrans. Sie tritt wenige Tage bis mehrere Wochen nach dem Zeckenstich auf und bleibt bei über 85 Prozent der Betroffenen das einzige Symptom.

In manchen Fällen folgt jedoch erst nach Wochen, Monaten oder Jahren ein zweites Krankheitsstadium. Dann können Gelenke, Nervensystem, Haut und seltener auch das Herz betroffen sein.

Antibiotikum-Therapie vs nichts

„Bei FSME handelt es sich um Viren, gegen die es bis heute kein Medikament gibt“, erläutert Tobudic. „Alles, was wir tun können, ist, die Symptome zu lindern.“ Doch manchmal reiche das nicht. „Manche Betroffene leiden ihr Leben lang an Folgeerscheinungen. Und weil wir FSME nicht ursächlich bekämpfen können, sind die Impfung und die regelmäßige Auffrischung so wichtig.“

Anders sei die Situation bei Borreliose. „Dabei handelt es sich um Bakterien, die auf Antibiotika gut ansprechen. Allerdings wird die Therapie schwieriger, je länger die Infektion zurückliegt.“ Besser sei, sich gar nicht erst zu infizieren. „Körper absuchen und lange Hosen tragen kann schon einmal sehr gut schützen. Und wer eine Zecke an sich entdeckt und sich unwohl fühlt, sollte sich so schnell wie möglich untersuchen lassen.“

In Zukunft könnte eine noch wirksamere Schutzmaßnahme zur Verfügung stehen: eine Impfung. Aktuell befindet sie sich in den letzten Stadien der Entwicklung. Bei FSME gilt weiterhin: nach der Grundimmunisierung alle fünf beziehungsweise alle drei Jahre auffrischen lassen.

APAMED



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