Finanzdruck auf Ärzt:innen gegen Antibiotikaresistenzen?


von

Astrid Janovsky

Durch finanziellen Druck werden weniger Breitbandantibiotika und mehr spezifizierte Antiinfektiva verschrieben.AdobeStock_159526154/everythingpossible

Antibiotikaresistenzen gelten als weltweites Problem. Wird den Ärzten die Verschreibung erschwert, kann dadurch das Auftreten reduziert werden – sagt eine neue Studie.

Antimikrobielle Resistenzen (AMR) stellen ein erhebliches globales Problem dar. Jährlich sterben in Folge etwa 700.000 Personen. Forschende warnen, dass bei einem weiteren Fortschreiten Millionen von Menschenleben gefährdet sein könnten und Verluste der Wirtschaftsleistung in Milliardenhöhe zu erwarten sind.

Finanzdruck schlägt Empfehlung

Eine neue Studie aus England betrachtet den ökonomischen Einfluss auf die Verschreibungsmodalität der Ärztinnen und Ärzte. Bislang war die Empfehlung, vor der Verschreibung den Keim zu bestimmen, um das richtige Antibiotikum zu wählen. Dies führte zu einem hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand und resultierte in einer Überverschreibung von Breitbandantibiotika.

Studien-Co-Autor Prof. Farasat Bokhari, früher an der School of Economics der UEA und jetzt an der Loughborough University, sagte: „Antibiotikaresistenz ist ein wichtiges Thema und eine Priorität für die britische Gesundheitspolitik. Es ist möglicherweise die nächste tickende Zeitbombe im Gesundheitssystem.“  

Daten aus 10 Jahren gesammelt

In der Studie wurde untersucht, wie sich das Verschreibungsverhalten ändern würde, wenn Breitband-Antibiotika durch eine Sondersteuer das Arztbudget übermäßig hoch belasten würden. Einbezogen wurden die monatlicher Verkaufsdaten zu Antibiotika aus 10 Jahren, die in britischen Apotheken abgegeben wurden. Die Studie verwendet ökonomische Modelle, um Substitutionsmuster zwischen verschiedenen Antibiotika sowie die Auswirkungen von Preis, Saisonalität, Spektrum und anderen Eigenschaften eines Medikaments auf seine Nachfrage zu bewerten.

Weniger Breitbandantibiotika bei Sondersteuer

Die Simulation zeigte, dass durch den finanziellen Druck weniger Breitbandantibiotika und mehr spezifizierte Antiinfektiva verschrieben werden. Bei einer generellen Besteuerung verringerte sich der Einsatz jener Antibiotika, die nachweislich besonders zur Resistenzentwicklung beitragen, um 29,4 Prozent. Wird eine Steuer speziell auf diese Medikamentengruppen erhoben, errechnet das Modell einen Verschreibungs-Rückgang um sogar 37,7 Prozent.

Der Hauptautor Dr. Weijie Yan von E.CA Economics sagt dazu: „Der Wohlstandsverlust für die Verbraucher und der allgemeine Wohlstandsverlust durch die Besteuerung dieser Antibiotika sind erheblich, sie sind jedoch relativ gering im Vergleich zu den erwarteten gesellschaftlichen Kosten der Antibiotikaresistenz in Form von Todesfällen und wirtschaftlichen Verlusten.“

Tax on antibiotics could help tackle threat of drug-resistance



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