Geschlecht doch nicht vom Zufall abhängig?


Redaktion

Fünfkinder stehen auf einer Wiese und fassen sich in einer Kette an den Armen.
Wissenschafter meinen, eine gewisse Tendenz beim Geschlecht des Nachwuchses erkennen zu können.EKKAPON/AdobeStock_308541740

Wird es erneut ein Bub oder dieses Mal doch ein Mädchen? Eine Studie kommt zu dem Schluss, dass das Alter von Müttern die Geschlechtsverteilung beim Nachwuchs beeinflusst. Demnach haben Eltern mit bisher ausschließlich weiblichen oder männlichen Nachkommen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, ein weiteres Kind dieses Geschlechts zu zeugen.

Dies widerlege die Annahme, dass die Chance für ein männliches oder weibliches Kind vom Zufall abhänge und so wenig vorhersehbar sei wie ein Münzwurf, schreibt das Team der Harvard T. H. Chan School of Public Health im Fachjournal „Science Advances”.

Doch nicht 50:50

Bisher wurde vermutet, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Buben oder aber ein Mädchen bei etwa 50:50 liege, da im männlichen Körper Spermien mit X- oder aber Y-Chromosom in gleicher Anzahl produziert werden. Aber mehrere Mit-Autoren der Studie haben entweder selbst nur Kinder eines Geschlechts oder Freunde, Kollegen und Verwandte, denen entweder nur Buben oder nur Mädchen geboren wurden.

Also werteten die Forscher Aufzeichnungen und genomweite Assoziations-daten von etwa 58.000 Frauen mit zwei oder mehr Lebendgeburten im Zeitraum 1956 bis 2015 aus. Insgesamt flossen Informationen zu rund 146.000 Schwangerschaften in die Analyse ein. Die Daten stammen zu 95 Prozent von weißen Frauen, allesamt Krankenschwestern aus den USA.

Alter der Mutter entscheidend

Das Ergebnis der Auswertung: Das Alter, aber auch die Genetik der Mütter beeinflussen die Wahrscheinlichkeit gleichgeschlechtlicher Nachkommen. Je älter die Mutter bei der ersten Geburt ist, desto größer seien die Chancen, nur Buben oder aber nur Mädchen zur Welt zu bringen.

So lag die Wahrscheinlichkeit, nach drei Buben noch einen vierten zu bekommen, bei 61 Prozent. In Familien mit drei Mädchen bestand laut den Berechnungen zu 58 Prozent die Chance, ein weiteres Mädchen zu bekommen, wie die Autoren schreiben.

Väter-Einfluss wurde nicht berücksichtigt

Den Forschern zufolge können sich mit steigendem Alter unterschiedliche Faktoren im Mutterleib verändern. Beispiele: So könne sich etwa die Reifephase der Follikel in den Eierstöcken verkürzen, was nach der Befruchtung eher ein Überleben der Y-Chromosomen fördere. Umgekehrt könne ein saurer pH-Wert in der Vagina eher X-Chromosomen begünstigen. “Jede Frau kann mit zunehmendem Alter eine andere Veranlagung für jeden dieser Faktoren haben”, erläutern die Forscher.

„Diese Mechanismen bleiben jedoch spekulativ”, schreiben die Autoren. Detailliertere Daten seien nötig für eine Bestätigung. Und: “Es ist wahrscheinlich, dass es auch väterliche Faktoren gibt, die wir nicht berücksichtigt haben.”

APA



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