Ob die Herpes-Zoster-Impfung das Risiko für eine spätere Demenz senken kann, haben Forschende In einer groß angelegten Studie in Australien untersucht. Die Analyse zeigte, dass impfberechtigte Personen, ausgewählt nach Geburtsdatum, innerhalb von 7,4 Jahren seltener eine Demenzdiagnose erhielten.
Die Studie hat untersucht, wie sich die Herpes-Zoster-Impfung auf die Wahrscheinlichkeit einer neuen Demenzdiagnose auswirkt. Dabei handelt es sich um ein quasiexperimentelles Vorgehen. Das bedeutet, dass die Gruppen nicht zufällig, sondern anhand einer natürlichen Regel gebildet wurden. In diesem Fall wurde die Berechtigung zur Impfung allein durch das Geburtsdatum bestimmt, wodurch vergleichbare Gruppen mit unterschiedlichem Impfstatus entstanden.
Weniger Demenz nach Herpes-Zoster-Impfung
Die Studie basiert auf elektronischen Gesundheitsdaten aus Australien und zeigte, dass Personen, die aufgrund ihres Geburtsdatums für die Herpes-Zoster-Impfung berechtigt waren, innerhalb von 7,4 Jahren eine geringere Wahrscheinlichkeit hatten, eine neue Demenzdiagnose zu erhalten.
Zum Hintergrund: Ab dem 1. November 2016 wurde in Australien die Lebendimpfung gegen Herpes Zoster kostenfrei für Personen im Alter von 70 bis 79 Jahren angeboten. Personen, deren 80. Geburtstag wenige Wochen vor diesem Datum lag, waren nicht impfberechtigt, während Personen, deren 80. Geburtstag kurz danach war, die Impfung erhalten konnten. Die Analyse beruhte auf Daten von 65 Allgemeinarztpraxen und nutzte ein Regressions-Diskontinuitäts-Design, bei dem die Gruppen kurz vor und kurz nach dem Stichtag verglichen wurden.
Geringeres Demenzrisiko bei Impfberechtigten
Die Stichprobe umfasste über 100.000 Patient:innen; knapp 53 Prozent waren weiblich, das Durchschnittsalter betrug etwa 63 Jahre. Die wichtigsten Ergebnisse sind:
- Die Impfquote stieg um 16,4 Prozentpunkte bei den nach dem Stichtag Geborenen.
- Die Berechtigung zur Impfung war mit einer um 1,8 Prozentpunkte geringeren Wahrscheinlichkeit verbunden, innerhalb von 7,4 Jahren eine neue Demenzdiagnose zu erhalten.
- Es gab keine Unterschiede zwischen den Gruppen bei der Inanspruchnahme anderer präventiver Gesundheitsleistungen.
- Die Impfung hatte keinen Einfluss auf die Diagnoserate anderer chronischer Erkrankungen.
Forschende sehen Ergebnisse bestätigt
Das Forschungsteam sieht in ihren Ergebnissen eine Bestätigung einer Studie aus Wales aus dem Jahr 2022 mit dem Titel „Reduced dementia incidence after varicella zoster vaccination in Wales 2013–2020“. Walisische Forschende konnten mithilfe eines ähnlichen Stichtags-Designs zeigen, dass die Herpes-Zoster-Impfung das Demenzrisiko deutlich senkt. Die Ähnlichkeit der Ergebnisse deutet laut Forschenden darauf hin, dass die Impfung wahrscheinlich wirklich vor Demenz schützt – anders als bei vielen anderen Studien, die nur Zusammenhänge zeigen.
Die Studie mit dem Titel „Herpes Zoster Vaccination and Dementia Occurrence“ wurde von einem internationalen Team aus mehreren Institutionen durchgeführt, darunter die Stanford University (USA), die Universität Heidelberg sowie verschiedene Forschungszentren in Australien. Veröffentlicht wurde die Arbeit im Fachmedium Jama.
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