Nasenzellen als Knorpelersatz


Redaktion

Blick in die Nase von unten.
“Nose2knee” nennt sich das Verfahren, bei dem Nasenzellen in den Knorpel des Knies verfrachtet werden.hans12/AdobeStock_2694805

Eine völlig neuartige Methode zur Behandlung von Arthrosen, die hinter der Kniescheibe liegen, wird jetzt im Rahmen einer europaweiten Studie im Orthopädischen Spital Speising erprobt. Zellen aus dem Nasenknorpel werden zum Wachstum angeregt und dann ins Knie verpflanzt.

„Beim sogenannten “Nose2Knee“- Verfahren wird Gewebe aus der Nasenscheidewand entnommen; die daraus gewonnenen Knorpelzellen werden dann in einem Labor zur Vermehrung gebracht und später genau dort eingesetzt, wo der Knorpel geschädigt ist – damit neues Knorpelgewebe entstehen kann“, erläutert Privatdozent DDr. Christian Albrecht, der die Studie im Orthopädischen Spital Speising verantwortet.

Effektiv bei isolierten Knorpelschäden

Für isolierte Knorpeldefekte hat sich die Methode bereits als sehr effektiv erwiesen (über 65 Patient:innen wurden bislang auf diese Art operiert), und erste Untersuchungen an Patient:innen mit Kniearthrose zeigen vielversprechende Ergebnisse. Jetzt kann diese revolutionäre Methode im Rahmen einer internationalen Studie auch erstmals in Österreich – im Orthopädischen Spital Speising – durchgeführt werden.

In der Studie wird die Behandlung mit gezüchtetem Knorpel mit herkömmlichen Therapien verglichen. Die Teilnehmer:innen der Studie werden zufällig in die Versuchsgruppe oder die Vergleichsgruppe eingeteilt.

Insgesamt sind in ganz Europa elf klinische Zentren an dieser großen, EU-geförderten, Studie beteiligt, Speising ist die einzige Klinik in Österreich, die an ENCANTO teilnimmt.

Zellvermehrung im Reagenzglas

Patient:innen, die mit dieser Methode behandelt werden, werden zwei Mal operiert: Zunächst wird tagesklinisch ein sehr kleiner Teil des Nasenknorpels entnommen (was keine negativen Auswirkungen auf die Nase hat). Die so gewonnenen Zellen werden in einem Labor mit Zugabe von Wachstumsfaktoren vermehrt und in einer zweiten Operation an die entsprechende Stelle im Knie eingebracht.

Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Knie können dadurch – wie zumindest die bisherigen Erfahrungen nahelegen – deutlich reduziert werden.

Name von Disney-Film entnommen

„ENCANTO“ ist ein Akronym für den Titel des Projektes „Engineered Cartilage from Nose for the Treatment of Osteoarthritis“, welches im Rahmen des Horizon Europe Programms der EU gefördert wird. Der Name erinnert an den gleichnamigen Disney-Trickfilm aus dem Jahr 2021. Darin gab es als eine Hauptfigur Isabela, die Pflanzen wachsen lassen konnte. Die Parallelität: Bei der Kniemethode werden zumindest Zellen zum Wachsen gebracht.



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