Vitamin D spielt eine zentrale Rolle bei der Knochengesundheit und zeigt nach aktuellen epidemiologischen Studien auch einen potenziellen Nutzen in der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen, Infektionen und bestimmten Krebsarten. Expertinnen entwickelten nun eine Leitlinie zur Supplementierung.
„Die Empfehlungen aufgrund wissenschaftlicher Daten unterstreichen, dass Vitamin-D-Supplemente für Zielgruppen wie Kinder, Ältere, Schwangere und Personen mit Prädiabetes nützlich sind, während für die allgemeine, gesunde Bevölkerung die empfohlene tägliche Zufuhr (DRI) ausreichend scheint. Eine routinemäßige Blutanalyse von Vitamin-D-Spiegeln wird hingegen nicht empfohlen“, betont Dr. Oliver Helk, neuer Vize-Präsident des Österreichischen Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin (ÖAIE) Wien.
Leitlinien zeigen weiteren Forschungsbedarf
Vitamin D, das primär durch Sonnenkontakt in der Haut produziert wird, über die Ernährung jedoch hauptsächlich in angereicherten Lebensmitteln und durch Supplemente verfügbar ist, bleibt ein essenzielles Thema in der Präventionsforschung. Ein Expertengremium, bestehend aus führenden Fachleuten diverser medizinischer Fachbereiche, entwickelte kürzlich evidenzbasierte Leitlinien unter Verwendung der „GRADE-Methodik“ (Grading of Recommendations, Assessment, Development and Evaluation; Methode um die Qualität von Evidenz und Stärke von Empfehlungen aus Leitlinien einzustufen).
„Die Leitlinien heben zudem den Bedarf an weiterer Forschung hervor, um die optimale Vitamin-D-Dosierung für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und gesundheitliche Vorteile genauer zu bestimmen. Komplexe Interaktionen mit anderen Faktoren müssen weiter erforscht und möglicherweise künftig berücksichtigt werden, die die Ergebnisse von Vitamin D-Supplementierungen beeinflussen können“, bekräftigt Helk.
Neue Erkenntnisse
Die Summe aller Studien, die in diese Leitlinien eingeflossen sind, zeigen unter anderem folgende neue Erkenntnisse:
Kinder und Jugendliche (1–18 Jahre): Vitamin-D-Supplementierung (ca. 30 µg bzw. 1200 IU /Tag) kann das Risiko von ernährungsbedingter Rachitis und Atemwegserkrankungen verringern.
Erwachsene ab 75 Jahren: Eine Supplementierung (durchschnittlich 22,5 µg bzw. 900 IU /Tag) kann die Gesamtmortalität senken.
Schwangere: Eine Einnahme von Vitamin D (ca. 62,5 µg bzw. 2500 IU /Tag) steht im Zusammenhang mit positiven Ergebnissen wie der Reduktion des Risikos für Präeklampsie und Frühgeburten.
Erwachsene mit Prädiabetes: Vitamin D kann die Wahrscheinlichkeit für das das Fortschreiten zu Typ-2-Diabetes möglicherweise reduzieren.
Der Sonnenschutz ist nicht schuld
Entgegen kursierenden Mythen in den sozialen Netzwerken hemmt Sonnencreme die körpereigene Vitamin-D-Produktion nicht vollständig. Wissenschaftliche Studien zeigen: Selbst bei konsequenter Anwendung von Sonnenschutz steigt der Vitamin-D-Spiegel bei Sonneneinstrahlung. Gleichzeitig bleibt der Schutz vor UV-bedingten Hautschäden erhalten.
Das Risiko durch ungeschützte Sonnenexposition – insbesondere für Hautkrebs – ist deutlich höher als das eines Vitamin-D-Mangels, Sonnenschutz ist daher unbedingt notwendig.
Die häufig niedrigen Vitamin-D-Spiegel in Mitteleuropa sind weniger auf Sonnenschutz im Sommer zurückzuführen, sondern vielmehr auf die geringe UVB-Strahlung im Winter. Wer einen Mangel befürchtet, sollte seine Blutwerte prüfen lassen und gegebenenfalls supplementieren – nicht ungeschützt „in der Sonne brutzeln“.
APA