Öl ins Säuglingsbad? Besser nicht.


Redaktion

Säugling wird in die Badewanne gehalten..
Ölbäder sollten bei Säuglingen nur sparsam eingesetzt werden.producer/AdobeStock_506907830

Noch vor wenigen Jahren galten Ölbäder als fester Bestandteil der Babypflege. Besonders bei Neugeborenen empfahlen viele Fachleute, regelmäßig etwas Öl ins Badewasser zu geben, um die zarte Haut geschmeidig zu halten und Austrocknung zu verhindern. Diese Praxis steht jedoch zunehmend in der Kritik. Aktuelle Studien zeigen, dass Ölbäder der Hautbarriere mehr schaden als nutzen können.

Neugeborene haben besonders empfindliche Haut, die es zu schützen gilt. Lange Zeit hieß es, dass Ölzusätze im Badewasser günstig für die Babyhaut seien. Professor Dr. Peter Höger vom Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg war selbst lange ein Befürworter von Ölbädern, wie er in einem Beitrag der Online-Ausgabe Medical Tribune äußert. Inzwischen rät er aber davon ab: „Wenn man ein Baby in den ersten zwei Monaten regelmäßig mit Ölzusatz badet, wird die Haut durchlässiger, auch für Allergene. Oder sie kann sekundär austrocknen.“ Besonders bedenklich sei die Anwendung von paraffinbasierten Ölen, die zwar auf der Haut verbleiben, aber die natürliche Schutzschicht stören.

Paraffinöl fördert Wasserverlust

Die im Jahr 2024 veröffentlichte skandinavische PreventADALL-Studie untermauert diese Einschätzung. Mehr als 2100 Säuglinge nahmen an der Untersuchung teil. Die Kinder wurden entweder regelmäßig – mindestens viermal pro Woche – mit einem Paraffinöl-Zusatz gebadet oder gar nicht zusätzlich behandelt. Die Wissenschaftler maßen den transepidermalen Wasserverlust (TEWL) – ein Marker für die Integrität der Hautbarriere. Das Ergebnis: Bei den Babys, die regelmäßig Ölbäder erhielten, war der TEWL im Alter von drei Monaten deutlich erhöht. Die Haut verlor also mehr Wasser.

In der gleichen Gruppe zeigte sich zunächst sogar weniger sichtbare Trockenheit. Dennoch sprechen die Ergebnisse für sich: Eine gestörte Barriere kann Allergene leichter eindringen lassen und so die Entstehung von atopischer Dermatitis (Neurodermitis) begünstigen.

Für Babys mit genetisch bedingter Hautbarriereschwäche – etwa durch FLG-Mutationen – ergab sich kein zusätzlicher negativer Effekt durch das Ölbaden. Das bedeutet allerdings nicht, dass es für diese Kinder unproblematisch ist, sondern vielmehr, dass bereits eine gewisse Anfälligkeit besteht, die durch Öl nicht weiter verstärkt, aber auch nicht gemildert wird.

Verzicht auf Badezusätze

Diese Erkenntnisse stellen bisherige Routinen infrage. Während früher auf rückfettende Wirkung gesetzt wurde, geht die Empfehlung heute in eine andere Richtung. Will heißen: Fachgesellschaften und Kinderärzt:innen raten vermehrt dazu, auf Badezusätze ganz zu verzichten. Eine schonende Reinigung mit klarem Wasser oder milden, pH-neutralen Waschlotionen ist meist ausreichend. Wenn die Haut sichtbar trocken ist, sollte stattdessen eine geeignete, parfümfreie Creme nach dem Bad aufgetragen werden – die sogenannte Leave-on-Anwendung, also das gezielte Eincremen nach dem Baden.

Eltern sollten Ölbäder daher nur in Ausnahmefällen und nach ärztlicher Empfehlung einsetzen – etwa ein- bis zweimal im Monat – und auch dann nur sparsam.

Die Studie mit dem Titel „Frequent oil baths and skin barrier during infancy in the PreventADALL study“ wurde an mehreren skandinavischen Universitäten durchgeführt, darunter die Universität Oslo, die Universität Göteborg und das Karolinska Institutet sowie im British Journal of Dermatology veröffentlicht.

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