Orforglipron: Neuer oraler Superstar im Abnehmkampf?


Redaktion

Mann versucht seine Hose zuzumachen, aber der Bauch hängt dazwischen.
Der Markt der Abnehmpräparate bleibt weiterhin in Bewegung.Yvonne Bogdanski/AdobeStock_8122613

Nach den “Abnehmspritzen” stehen die Tabletten zur Gewichtsreduktion in den Startlöchern. Mit Orforglipron könnte ein neuartiger oraler GLP-1-Rezeptoragonist in greifbare Nähe der klinischen Anwendung rücken. Die vielversprechende Alternative zu etablierten Wirkstoffen wie Semaglutid zeigte in der ersten Phase-3-Studie überzeugende Resultate in Bezug auf Blutzuckersenkung und Gewichtsreduktion bei Patient:innen mit Typ-2-Diabetes im Frühstadium.

In der doppelblinden, placebokontrollierten Studie wurden 559 Erwachsene mit Typ-2-Diabetes randomisiert einer von vier Gruppen zugeteilt: Orforglipron in Dosierungen von 3 mg, 12 mg oder 36 mg und einer Placebo-Gabe. Die Dosis erfolgte jeweils einmal täglich über einen Zeitraum von 40 Wochen. Im Rahmen der Studie erhielten die Teilnehmenden keine antidiabetische Medikation, sondern wurden ausschließlich diätetisch und durch Bewegungstherapie behandelt. Der primäre Endpunkt war die Veränderung des HbA1c-Werts im Studienzeitraum, ein zentraler sekundärer Endpunkt die prozentuale Veränderung des Körpergewichts.

Vorteil: Unkomplizierte Einnahme

Bereits der niedrigste getestete Wirkstoffanteil führte zu einer signifikanten HbA1c-Reduktion von durchschnittlich 1,24 Prozentpunkten, während mit 12 mg und 36 mg jeweils 1,47 beziehungsweise 1,48 Punkte erreicht wurden. Zum Vergleich: In der Placebogruppe lag die Reduktion lediglich bei 0,41 Prozentpunkten.

Auch hinsichtlich des Körpergewichts zeigten sich klare Dosis-Wirkungs-Beziehungen: Die Reduktion reichte von 4,5 Prozent (3 mg) bis zu 7,6 Prozent (36 mg), unter Placebo waren es lediglich 1,7 Prozent. In absoluten Zahlen entsprach das einem durchschnittlichen Gewichtsverlust von bis zu 7,3 kg mit Orforglipron gegenüber 1,3 kg mit Placebo. Laut Sponsor Eli Lilly ist ein Plateau offenbar noch nicht erreicht – der Gewichtsverlust könnte sich bei längerer Einnahme weiter fortsetzen.

Ein klarer Vorteil von Orforglipron gegenüber oralem Semaglutid (Rybelsus, Novo Nordisk) liegt in der unkomplizierten Einnahme: Der neue Wirkstoff kann unabhängig von Nahrungsaufnahme und Wasser eingenommen werden, während Semaglutid nüchtern und mit einem Mindestabstand zur ersten Mahlzeit eingenommen werden muss. Das Sicherheitsprofil entsprach weitgehend den Erwartungen für GLP-1-Agonisten. Die häufigsten Nebenwirkungen waren:

  • gastrointestinale Beschwerden wie Durchfall (bis 26 Prozent)
  • Übelkeit (bis 18 Prozent)
  • Erbrechen (bis 14 Prozent)

Diese traten vorrangig während Dosissteigerungen auf und waren meist mild bis moderat. Schwerwiegende Hypoglykämien wurden nicht beobachtet. Die Abbruchraten wegen unerwünschter Ereignisse lagen unter Orforglipron zwischen 4,4  und 7,8 Prozent, im Vergleich zur Placebogruppe mit 1,4 Prozent.

Sieben Phase 3-Studien

Naveed Sattar, Professor für kardiometabolische Medizin an der University of Glasgow, erkennt in Orforglipron eine potenziell richtungsweisende Neuentwicklung. „Die orale Anwendbarkeit bei gleichzeitig ausgeprägter metabolischer Wirksamkeit bietet große Chancen für eine breitere Versorgung“, erklärt er. Noch offen sind allerdings Fragen zur kardiovaskulären Sicherheit, die in laufenden und geplanten Studien untersucht werden sollen.

Orforglipron wird derzeit im Rahmen eines umfassenden klinischen Entwicklungsprogramms untersucht. Insgesamt sieben Studien sind Teil der Phase 3, darunter auch Programme zur reinen Gewichtskontrolle. Der Zulassungsantrag für die Indikation Adipositas ist für Ende 2025 vorgesehen, für Typ-2-Diabetes im Jahr 2026. Eine Markteinführung wird ohne Engpässe angestrebt, Preisdetails sind bislang nicht bekannt.

Die Ergebnisse der Studie „Orforglipron, an Oral Small-Molecule GLP-1 Receptor Agonist, in Early Type 2 Diabetes“ wurden kürzlich im Fachjournal „The new England Journal of Medicine“ veröffentlicht.

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