Aufgrund der 95 unterschiedlichen Serotypen gibt es bei der Pneumokokken-Immunisierung eine Vielzahl verschiedener Impfstoffe und entsprechend komplexe Impfschemata. Diese sind nicht immer auf Anhieb eindeutig zu verstehen. Oft ist ein genauer Blick in den Impfplan notwendig. Seit Anfang Juni gibt es nun eine neue Impfempfehlung für Personen ab dem 60. Lebensjahr. Aufgrund der besseren Serotypen-Abdeckung wird nun Erwachsenen mit und ohne Indikation ab dem 60. Lebensjahr einmalig ein 21-valenter Impfstoff empfohlen. Die bisher übliche sequentielle Impfung entfällt nun.
Eine Vielzahl von Erreger-Subtypen erfordert verschiedene Impfstoffe und Impfschemata. Bei Pneumokokken handelt es sich um eine bakterielle Infektionskrankheit, die vor allem für kleine Kinder und ältere Menschen gefährlich werden kann. Bei den gefährdeten Gruppen manifestiert sich eine Infektion häufig in Form einer Lungenentzündung oder einer Mittelohrentzündung. Weiters kann es zu schweren invasiven Ausprägungen wie einer Sepsis oder Meningitis kommen. Es wird mittlerweile zwischen 95 Serotypen unterschieden, was auch die Vielzahl der Impfpräparate erklärt. Entsprechend den epidemiologischen Anforderungen sind unterschiedliche Serotypen in unterschiedlicher Anzahl enthalten.
Ab 60: Künftig nur mehr eine Impfung
Für die Gruppe der über 60-Jährigen gibt es nun eine bedeutende Neuerung: Die bisherige sequentielle Impfung von PCV15 (Vaxneuvance) und PPV23 (Pneumovax23) wird nun durch eine einmalige Impfung mit dem 21-valenten Impfstoff PCV21 (Capavaxive) ersetzt.
In klinischen Studien zeigte Capvaxive eine signifikant höhere Immunantwort bei jenen Serotypen, die ausschließlich in diesem Impfstoff enthalten sind. Für Serotypen, die auch in anderen Impfstoffen vorkommen, wurde eine gleichwertige Immunantwort nachgewiesen. Aufgrund des präziseren Schutzes gegen in Europa verbreitete Varianten und der Möglichkeit der einmaligen Verabreichung spricht sich die Impfkommission für eine Empfehlung aus.
Derzeit ist nur eine einmalige Impfdosis vorgesehen, und laut Impfplan werden noch Daten erhoben, ob und wann weitere Impfungen für Personen ab 60 Jahren notwendig sind. Für Personen, denen zuvor ein anderer Pneumokokken-Impfstoff verabreicht wurde, empfiehlt sich neuerdings nach ungefähr einem Jahr eine einmalige PCV21-Dosis (Capvaxive) zur breiteren Serotypen-Abdeckung.
Impfstoff bereits über Großhandel erhältlich
In einem Schreiben der Apothekerkammer heißt es, dass laut Auskunft der Firma MSD der Impfstoff Capvaxive bereits über den Großhandel erhältlich und ab Juli 2025 auch im Warenverzeichnis gelistet sein wird.
Laut der Aktualisierung werden in Österreich bei Personen ohne spezielle Indikation nur noch Konjugat-Impfstoffe empfohlen. Bei diesen wird das jeweilige Serotyp-spezifische Kapselpolysaccharid an ein Trägerpotein gekoppelt, um die Immunantwort zu optimieren. Hierbei handelt es sich um den 15-valenten konjugierten Impfstoff PCV15 (Vaxneuvance), den 20-valenten konjugierten Impfstoff PCV20 (Prevenar20) und den neuen 21-valenten konjugierten Impfstoff (Capvaxive).
Zudem ist noch der 23-valente Polysaccharid-Impfstoff (Pneumovax23) auf dem Markt. Dieser kann individuell beispielsweise in Fällen schwerer Immunsuppression als Folgeimpfung erwogen werden.
Weiterhin ist die Impfung mit dem 15-valenten Impfstoff PCV15 (Vaxneuvance) auch für Kinder bis zum vollendeten 5. Lebensjahr empfohlen und Teil des kostenfreien Impfprogramms. Er wird nach dem 2+1 Schema ab der vollendeten 6. Lebenswoche verimpft. Nach dem vollendeten 5. Lebensjahr wird die Pneumokokkenimpfung für Personen mit speziellen Indikationen empfohlen. Ab dem vollendeten 60. Lebensjahr gilt die Empfehlung für alle.