Alkaloide von Tausendfüßlern könnten gegen neurologische Erkrankungen und zur Behandlung von Schmerzen eingesetzt werden. Eine synthetische Herstellung der Wirkstoffe würde sich aber schwierig gestalten.
Die kleinen Krabbeltiere sind nicht jedermanns Sache, könnten aber vielleicht zur Entwicklung neuer Medikamente beitragen. Emily Mevers vom Department für Chemie an der Virginia Tech Universtät (USA) und ihr Team entdeckten kürzlich in den Sekreten von Tausendfüßlern eine Reihe neuer komplexer Strukturen, die bestimmte Neurorezeptoren im Gehirn von Ameisen modulieren.
Die neu entdeckten Moleküle gehören zur Klasse der Alkaloide. Das Team um Mevers benannte sie nach dem produzierenden Tausendfüßler Andrognathus corticarius, der auf dem Campus der Virginia Tech gefunden wurde, Andrognathanole und Andrognathine. Diese Entdeckungen wurden kürzlich im Journal of the American Chemical Society veröffentlicht . Die Forschenden fanden heraus, dass die Tausendfüßler diese Verbindungen freisetzen, um Raubtiere abzuwehren und gleichzeitig ihren Standort mit ihren Artgenossen zu teilen.
Bereits zuvor hatte Mevers einen im pazifischen Nordwesten heimischen Tausendfüßler, Ishcnocybe plicata, untersucht und dabei verwandte Alkaloide entdeckt, die potent und selektiv mit einem Neurorezeptor namens Sigma-1 interagieren. Diese Interaktion deutet darauf hin, dass diese Substanzgruppe pharmakologisches Potenzial für die Behandlung von Schmerzen und anderen neurologischen Erkrankungen haben könnte.
Bis zu einem praktischen Einsatz als Arzneimittel könnte es aber noch ein langer Weg sein. „Diese Verbindungen sind ziemlich komplex, daher wird ihre Synthese im Labor einige Zeit in Anspruch nehmen“, so Mevers.
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