Vitamin D kann Darmkrebsrisiko senken


Redaktion

Forschende sagen: Vitamin D reduziert Entzündungsfaktoren und stärkt die Darmbarriere.

Vitamin D-Supplementierung ist nicht unumstritten. Eine Analyse von Daten aus über 1,3 Millionen Menschen zeigt nun: Vitamin D kann möglicherweise das Risiko für Darmkrebs senken. Wer gut versorgt ist, erkrankt bis zu 39 Prozent seltener. Besonders deutlich fällt der Effekt bei Menschen mit nachgewiesenem Mangel oder chronischen Entzündungen aus.

Das kolorektale Karzinom, also Krebs des Dick- und Enddarms, gehört weltweit zu den häufigsten und tödlichsten Tumorerkrankungen. In westlichen Ländern steigt die Zahl der Fälle weiter – begünstigt durch Bewegungsmangel, Übergewicht, eine fleisch- und kalorienreiche Ernährung sowie chronische Entzündungen.

Vor diesem Hintergrund rückt Vitamin D zunehmend in den Fokus der Prävention. Eine internationale Forschungsgruppe hat untersucht, ob und inwiefern eine gute Versorgung das Erkrankungsrisiko senken oder den Verlauf beeinflussen kann.

Grundlage ist eine systematisch ausgewertete Übersicht von 50 Kohorten- und Interventionsstudien mit über 1,3 Millionen Teilnehmenden aus Nordamerika, Europa und Asien. Die Daten decken verschiedene Altersgruppen, Ethnien und Risikoprofile ab. Im Mittelpunkt standen immunologische, entzündliche und ernährungsbezogene Einflussfaktoren sowie klinische Kennzahlen wie Häufigkeit, Überleben und Therapieansprechen.

Erkrankungsrisiko Minus 39 Prozent

Die aktive Form Calcitriol hemmt entzündungsfördernde Botenstoffe wie Interleukin-6 oder TNF-alpha, blockiert den bei Darmkrebs oft überaktiven Wnt/β-Catenin-Signalweg, fördert Apoptose in Tumorzellen und stärkt die Darmbarriere. Auch das Mikrobiom wird beeinflusst: Vitamin D kann das Verhältnis von nützlichen zu schädlichen Darmbakterien verbessern.

Die Autorinnen und Autoren betonen: „Vitamin-D-Supplementierung verringert signifikant die Entzündung im Darm und fördert die Vermehrung nützlicher Darmbakterien – beides entscheidend zur Vorbeugung kolorektaler Karzinome.“ Sie verweisen zudem auf Hinweise, dass Vitamin D in Kombination mit gesunder Ernährung und Bewegung besonders wirksam sein könnte.

Mehrere Studien zeigen deutliche Zusammenhänge zwischen Vitamin-D-Spiegeln und dem Krankheitsverlauf:

  • Das Erkrankungsrisiko war in Fall-Kontroll-Studien bei hohen Spiegeln um 39 Prozent, in Kohortenstudien um 20 Prozent reduziert.
  • In der Epic-Studie war die Sterblichkeit bei Patientinnen und Patienten mit hohem Spiegel um rund 30 Prozent niedriger.
  • Eine japanische Kohorte zeigte ein signifikant verbessertes Fünfjahresüberleben ab 30 ng/mL.
  • In der Sunshine-Studie verlängerte sich das progressionsfreie Überleben bei metastasiertem Darmkrebs unter 4000 IE Vitamin D täglich um zwei Monate.
  • Eine Meta-Analyse ergab, dass jede Erhöhung der täglichen Zufuhr um 100 IE mit einem um 4 Prozent geringeren Erkrankungsrisiko verbunden war – unabhängig von Alter oder Geschlecht.

Supplementierung kann notwendig sein

Die Befunde sind jedoch nicht einheitlich. Viele stammen aus Beobachtungsstudien, die Zusammenhänge zeigen, aber keine Kausalität belegen. In der Allgemeinbevölkerung ohne Mangel ließ sich ein klarer gesundheitlicher Nutzen nicht nachweisen.

Die Forschenden empfehlen deshalb einen gezielten Einsatz von Vitamin-D-Präparaten: „Wenn die Vitamin-D-Zufuhr über natürliche Quellen unzureichend ist, kann eine Supplementierung notwendig sein – insbesondere für Risikogruppen wie ältere Menschen, Personen mit dunkler Hautfarbe oder bei eingeschränkter Sonnenlichtexposition.“ Eine allgemeine Empfehlung sprechen sie nicht aus.

Die Studie mit dem Titel „Vitamin D and Colorectal Cancer Prevention: Immunological Mechanisms, Inflammatory Pathways, and Nutritional Implications“ wurde von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Semmelweis Universität Budapest verfasst und kürzlich im Fachjournal Nutrients veröffentlicht.

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