Was ist dran am „Ozempic-Baby“?


Redaktion

Frau streichelt ihren Schwangerschaftsbauch.
Nicht die GLP-Analoga selbst, aber die Gewichtsabnahme fördert die Fruchtbarkeit.Syda Productions/AdobeStock_134605366

In den sozialen Medien kursieren Meldungen zu sogenannten Ozempic-Babys. Zahlreiche Patientinnen, die aufgrund einer Adipositas Fertilitätsprobleme hatten, berichten, dass sie unter der Therapie mit Ozempic, Wegovy oder Mounjaro plötzlich schwanger wurden – meist überraschend und ungeplant. Deswegen rät die Expertin: „Es ist besonders wichtig, die betroffenen Frauen auf eine gut funktionierende Verhütung hinzuweisen.“

GLP-1-Wirkstoffe werden seit etwa zwei Jahren vermehrt zur Therapie von Adipositas bei jungen Frauen eingesetzt. „Viele wissen nicht, dass die Anwendung auch die Fruchtbarkeit beeinflussen kann“, erklärt Dr. Katharina Laubner, Stellvertretende Leiterin der Abteilung Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Freiburg. „Ozempic-Babys sind seit 2023 in aller Munde. Im Social-Media-Bereich geistern viele Gerüchte dazu herum. Wir wissen aber schon länger, dass Adipositas und auch Typ-2-Diabetes eine negative Auswirkung auf die reproduktive Gesundheit der Frauen hat, aber auch auf die des Mannes.“ Diese Problematik sei assoziiert mit einem unerfüllten Kinderwunsch.

Fertilitätsbremse Übergewicht

Jede fünfte Frau mit Kinderwunsch hat laut Laubner einen BMI oberhalb der Norm – also über 25 kg/m². „Ursache für die verminderte Fertilität ist das Übergewicht und auch Typ-2-Diabetes, über die Steigerung der Insulinresistenz vor allem.“ Diese sei oft Ursache vom Polyzystischen Ovarialsyndrom und somit einer Infertilität. „Durch eine moderate Gewichtsreduktion von etwa 5 bis 10 Prozent des Körpergewichts verbessert sich die Insulinempfindlichkeit wieder, was wiederum zur Verbesserung der Fertilität sowie der ovulatorischen Zyklen führt“, betont die Expertin.

Seit geraumer Zeit stünden nun die Inkretinmimetika zur Verfügung: „Die GLP-1-Analoga wie Semaglutid oder die GLP-1-Coagonisten wie Tirzepatid kennen wir aus der Diabetologie, diese Stoffe haben Einfluss auf die Glukoseregulation im Körper.“ Seit 2022 werden diese Wirkstoffe auch zur Adipositastherapie eingesetzt. „Über den gewichtsabnehmenden Effekt kommt es eben auch zur Verbesserung der Fertilität, sodass die Frauen darüber berichten, dass sie plötzlich unter Ozempic schwanger wurden“, schildert Laubner. „Wir haben demnach eine relevante Anzahl an Frauen, die ungeplant unter dieser Wirkstoffklasse schwanger werden.“

Plazentagängigkeit unwahrscheinlich

Bislang habe man noch zu wenig belastbare Daten zum Einfluss der Inkretinmimetika auf das ungeborene Kind. „Aber man kann sagen, dass es relativ unwahrscheinlich ist, dass diese Wirkstoffe im ersten Trimenon plazentagängig sind, aufgrund der hohen Molekülmasse“, so Laubner. „Meiner Meinung nach sollte man deshalb beruhigend auf die Frauen einwirken, die ungeplant unter GLP-1-Analoga schwanger geworden sind.“ Ihr Fazit für die Praxis: „Frauen, die Inkretinmimetika ausgesetzt sind, müssen darüber aufgeklärt werden, dass sie auf eine sichere Kontrazeption achten sollen, weil sie unter der Gewichtsreduktion fertiler werden können.“

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