Die Parkplatzsuche gestaltet sich durchwegs nicht einfach in Großstädten. In einer Stadt scheint sich jedoch die Situation besonders zuzuspitzen: Graz. Immer weniger Parkplätze stehen hier zur Verfügung – sei es kurzfristig durch Baustellen oder dauerhaft aufgrund von Umgestaltungen. Eine der Betroffenen ist Apothekerin Mag. Gabriele Weikhard-Hermes mit ihrer Salvator-Apotheke. Sie berichtet von Umsatzeinbußen der ansässigen Geschäfte und von waghalsigen Handlungen der Parkplatzsuchenden. Auch die Steirische Apothekerkammer weist mittlerweile in den Medien auf die Problematik der fehlenden Parkplätze hin.
Mag. Gabriele Weikhard-Hermes erklärt, dass das Thema der Parkplatzknappheit in Graz stark vorherrsche. Vor kurzem machte sie in den Sozialen Medien darauf aufmerksam: „Die Parkplatzsituation ist allgemein sehr schlecht. In der Innenstadt gingen viele Parkmöglichkeiten durch den Ausbau der Straßenbahnen oder Radwege verloren. Permanente Baustellen verschärfen die Lage zusätzlich, ebenso das Fehlen von Tiefgaragen bei Neubauten.“ Sie hält viel Rücksprache mit Kolleginnen und Kollegen und weiß: „Auch sie sind unzufrieden, ebenso wie unsere Kundschaft.“
Die Salvator-Apotheke befindet sich an der Eckkreuzung Wickenburggasse und Grabenstraße – unmittelbar an einem Radweg und einer vielbefahrenen Durchzugsstraße. Ringsherum gibt es kaum Parkplätze, so die Apothekerin. „Auf der einen Straßenseite befindet sich ein Radweg, auf der anderen Eckseite gibt es zwar eine kleine Park-Zone, die teilen wir uns aber mit einem Blumengeschäft, Besuchern des Landessportzentrums und anderen Unternehmen. Daher sind freie Plätze auch hier Mangelware.“
Gefährliche Situationen durch Parkplatzmangel
Durch die fehlenden Haltemöglichkeiten würden sich laut der Apothekenbesitzerin auch regelmäßig gefährliche Situationen ergeben: „Unsere Apotheke hat im Umkreis einige Kliniken, daher kommen auch viele ortsfremde Menschen zu uns. Finden sie nicht direkt einen Parkplatz vor der Eingangstüre, wollen sie nicht die ganze Einbahn ausfahren, sondern parken direkt vor unserem Eingang – auf dem Radweg! An dieser unübersichtlichen Kurve kann das schnell lebensgefährlich werden.“
Die Belieferung der Apotheke durch die Großhändler sei „ein täglicher Kampf“. Auch habe sie mitbekommen, dass einige Seniorinnen und Senioren sich nicht mehr zu Fuß in ihre Apotheke trauen würden, da die Radfahrerinnen und Radfahrer zu rasant in die unübersichtliche Kurve bei ihrer Apotheke einbiegen würden. „Somit bleibt vielen nur die Fahrt mit dem Auto. Apotheken haben naturgemäß viele Kund:innen wie Schwangere, Kranke oder Menschen mit Gehbehinderung. Sie können oftmals nicht mit dem Rad oder zu Fuß zu uns kommen.“ Sie fügt hinzu: „Wir stehen in einem gesetzlichen Versorgungsauftrag, doch die fehlenden Haltemöglichkeiten machen es uns schwer, diesem nachzukommen.“
Rückgang der Kundenfrequenz und Umsatzeinbußen
Als sie im Jahr 2004 die Apotheke übernahm, gab es in der nahegelegenen Zufahrtsstraße zum Paulustor noch eine ganze Straße voller Parkmöglichkeiten. „Diese sind im Zuge eines Radwegausbaus ebenfalls verloren gegangen.“ Da dieser zusätzliche Radweg der Ansicht von Weikhard-Hermes nach kaum genutzt wird, würde sie sich einen Rückbau zugunsten der ansässigen Geschäfte wünschen.
Die begrenzte Parkmöglichkeit korreliere auch mit einem direkten Rückgang der Kundenfrequenz. „Die Baustelle beim Ausbau des Radwegs und der Wegfall der Parkplätze haben uns mehrere Zehntausend Euro gekostet. Leider wurden wir von der Stadt Graz nicht unterstützt.“ Auch andere Stimmen sprechen von Umsatzrückgängen bis zu 20 Prozent durch den Wegfall der Parkplätze vor Grazer Apotheken.
Steirische Apothekerkammer interveniert
Diese Unzufriedenheit bemerkte auch die Steirische Apothekerkammer. Durch aktuelle Problemfälle bestärkt, wie dem Umbau der Laimburggasse, bei dem erneut eine Vielzahl von Parkplätzen wegfallen soll, machte diese medial auf die Parkplatzknappheit vor Apotheken aufmerksam. Die Apothekerkammerpräsidentin Mag. Alexandra Fuchsbichler appelliert an die Zuständigen, die Zugänglichkeit von Apotheken ernst zu nehmen und zu wahren.
Konkret sollen für jede Apotheke, nach Möglichkeit, zwei bis drei Parkplätze geschaffen und gekennzeichnet werden. „Derzeit kommt etwas Bewegung in die Sache, und auch ein Gemeinderatsantrag soll eingereicht werden“, berichtet Weikhard-Hermes. „Die spezielle Kennzeichnung von eigenen Apotheken-Parkplätzen wäre eine sinnvolle Maßnahme“, erklärt die Apothekerin und wünscht sich dann: „Auch eine konsequente Kontrolle der Parkordnung durch die Exekutive.“
Grazer Mobilitätsplan 2040
Als sich Weikhard-Hermes mit den Inhalten des Grazer Mobilitätsplans beschäftigt, sieht sie, dass dieser das Ziel vorsieht, bis 2040 rund 80 Prozent der Wege in Graz über den Umweltverbund abzuwickeln – hierzu zählen Fußwege, Radwege und die Öffentlichen Verkehrsmittel.
Dazu meint sie: „Hier wird von einer Reduktion des motorisierten Individualverkehrs auf rund 20 Prozent gesprochen, somit erklärt sich für mich auch der sukzessive Abbau der Parkplätze. Die Umwelt ist uns allen wichtig, daher sollten bei dieser gravierenden Umstellung Anrainer und Geschäftstreibende stärker eingebunden werden, um gemeinsam geeignete Lösungen zu finden.“
„Es soll ein Miteinander und kein Gegeneinander sein“, schließt Weikhard-Hermes ab.