Am 1. August 2025 hat die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) auf ihrer Website neue Entwürfe für die überarbeiteten Monographien des Herbal Medicinal Products Committee (HMPC) zu Erdbeerblättern (Fragariae folium), Süßholzwurzel (Liquiritiae radix) und dem Harntreibender Tee (Species diureticae) bereitgestellt. Dies soll der Vereinheitlichung von Indikationen dienen sowie zur Aufnahme von neuen Warnhinweisen. Nun befinden sich die Entwürfe „under discussion“ und warten auf Stellungnahmen aus dem Konsultationsverfahren.
Erdbeerblätter
Die EMA erkennt für Erdbeerblätter (Fragariae folium) derzeit keinen „well‑established use“ an, da bislang kein ausreichender Wirksamkeitsnachweis vorliegt und es in der EU keine zugelassenen Präparate gibt. Der traditionelle medizinische Gebrauch wird jedoch bestätigt, da die Anwendung über mindestens 30 Jahre in der Europäischen Union dokumentiert ist, vor allem in Form von Tee oder Abkochungen.
Für den traditionellen Gebrauch werden zwei Indikationen anerkannt: Zum einen die Linderung leichter Harnwegsbeschwerden in Verbindung mit der Empfehlung, ausreichend Flüssigkeit zuzuführen, und zum anderen die symptomatische Behandlung von leichtem Durchfall.
Die Anwendung wird nicht für Kinder unter 12 Jahren empfohlen. Ebenso wird aufgrund fehlender Daten von einer Verwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit abgeraten; auch zur Wirkung auf die Fruchtbarkeit liegen keine Daten vor. Die zerkleinerte Droge gilt in den empfohlenen Dosierungen unter den in der Monographie beschriebenen Bedingungen als sicher. Ein Eintrag in die EU‑Pflanzenliste erfolgt nicht, da keine ausreichenden Daten zur möglichen Genotoxizität vorliegen.
Süßholzwurzel
Die überarbeitete EMA‑Monographie zur Süßholzwurzel bestätigt den traditionellen medizinischen Gebrauch bei Husten und Bronchitis als schleimlösendes Mittel sowie bei leichten Magen‑Darm‑Beschwerden. In die Neubewertung flossen über 5.700 zusätzliche wissenschaftliche Publikationen seit der letzten Revision ein. Die Angaben zu Zubereitungen und Dosierungen wurden präzisiert.
Die Sicherheits- und Warnhinweise wurden umfassend aktualisiert: Besonders hervorgehoben wird das Potenzial von Süßholzwurzel zur Wechselwirkung mit Arzneimitteln, die über CYP3A4 verstoffwechselt werden, weshalb bei gleichzeitiger Einnahme Vorsicht geboten ist. Eine Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit wird nicht empfohlen, da Glycyrrhizin in Muttermilch nachgewiesen wurde. Zudem werden mögliche Nebenwirkungen wie Blutdruckanstieg oder Kaliummangel klarer benannt, ebenso wie relevante Kontraindikationen.
Harntreibender Tee
Laut Österreichischem Arzneibuch (ÖAB) besteht der Harntreibende Tee (Species diureticae) aus Liebstöckelwurzel (Levistici radix), Süßholzwurzel (Liquiritiae radix), Hauhechelwurzel (Ononidis radix) und zerstoßenen Wacholderbeeren (Juniperi fructus).
Das Kahle Bruchkraut (Herniariae herba) wurde als weitere Kombinationsmöglichkeit aufgenommen. Das HMPC beschreibt nun eine traditionelle diuretische Kräuterteemischung, die aus bis zu vier von insgesamt 14 möglichen einzelnen Pflanzenteilen bestehen kann. Die Monographie bestätigt die langjährige traditionelle medizinische Anwendung solcher Kombinationen zur Unterstützung der Harnausscheidung und zur Durchspülung der Harnwege bei leichten Beschwerden, ergänzt durch die Empfehlung einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr. Außerdem wurde eine Matrix zur Zusammensetzung und den traditionellen Mischungsverhältnissen der Kombinationen entwickelt, die als Grundlage für die Registrierung dieser traditionellen pflanzlichen Arzneimittel dienen kann.
Weiters stellt die Monographie klar, dass die traditionelle medizinische Nutzung der Species diureticae als unterstützendes Mittel bei leichten Harnwegserkrankungen plausibel und sicher ist, vorausgesetzt, die empfohlenen Einsatzgebiete und Dosierungen werden beachtet.
Zudem kam es zur Harmonisierung des Indikationswortlautes, sodass die Beschreibung der Anwendungsgebiete nun mit anderen Monographien zum traditionellen Gebrauch im gleichen Bereich übereinstimmt.