Paracetamol in der Schwangerschaft? Trump warnt vor Autismus – Experten widersprechen deutlich


Redaktion

Symbolbild: Würfel die umgedreht werden von "FACT" zu "FAKE".
Fakt ist: Es gibt keine Autismus-Warnung für Paracetamol oder Impfungen.fotogestoeber/AdobeStock_207165845

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Äußerungen von US-Präsident Donald Trump über einen angeblichen Zusammenhang zwischen Paracetamol und Autismus zurückgewiesen. Es gebe keinen nachgewiesenen Zusammenhang zwischen der Einnahme des Schmerzmittels und Autismus, sagte WHO-Sprecher Tarik Jasarevic am Dienstag vor Journalisten in Genf. Auch Impfungen verursachten keinen Autismus

Zwar hätten „einige Beobachtungsstudien einen möglichen Zusammenhang zwischen der pränatalen Paracetamol-Exposition und Autismus nahegelegt, aber die Angaben sind widersprüchlich“, betonte Jasarevic. „Mehrere andere Studien haben keinen solchen Zusammenhang nachgewiesen.“ „Wenn der Zusammenhang zwischen Paracetamol und Autismus stark wäre, wäre er wahrscheinlich in mehreren Studien durchgängig beobachtet worden“, sagte der WHO-Sprecher und warnte davor, „vorschnelle Schlussfolgerungen über die Rolle von Paracetamol bei Autismus zu ziehen“.

Trump: „Ich rate davon ab, Babys Hepatitis-Impfungen zu geben“

Trump hatte am Montag gesagt, die Einnahme des Schmerzmittels, das in den USA unter dem Namen Tylenol verkauft wird, während der Schwangerschaft könne „mit einem stark erhöhten Autismusrisiko verbunden“ sein. Zugleich äußerte sich der US-Präsident im Beisein seines als Impfskeptiker bekannten Gesundheitsministers Robert F. Kennedy Jr. ausführlich zum Thema Impfstoffe. Unter anderem sagte Trump, dass Menschen, die sich nicht impfen ließen oder keine Medikamente einnähmen, keinen Autismus hätten. Auch für eine Hepatitis B Impfung sieht der Präsident „keinen Grund“, und erklärt „[…] wartet bis das Baby zwölf Jahre alt und ausgereift ist“.

Die WHO Widerspricht vehement: „Impfstoffe retten Leben“

Dies wies der WHO-Sprecher kategorisch zurück: „Impfstoffe retten Leben, das wissen wir. Impfstoffe verursachen keinen Autismus.“ Impfungen hätten „unzählige Leben“ gerettet. „Das ist wissenschaftlich erwiesen und sollte nicht hinterfragt werden.“

Zuvor hatten schon andere Fachleute widersprochen. „Da ist natürlich nichts dran“, betonte Maik Pommer, Sprecher des deutschen Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). „Solche Aspekte werden selbstverständlich in der gesamten EU gemeinsam durch alle Gesundheits- und Arzneimittelbehörden engmaschig überwacht“, sagte Pommer. Die Studienlage bei dem Thema sei eindeutig. Wie auch bei anderen Medikamenten seien alle Risiken in der Packungsbeilage aufgeführt, eine solche Autismus-Warnung sei nicht darunter.

Widerspruch auch aus den USA

Auf der Webseite der Medikamenten-Marke Tylenol der Firma Kenvue hieß es, seit Generationen vertrauten Familien auf das Medikament. Wissenschaftliche Daten ergäben keinen nachgewiesenen Zusammenhang zwischen Autismus und der Einnahme des Medikaments. Tylenol enthält den Wirkstoff Acetaminophen, der Paracetamol entspricht.

Auch die zuständige amerikanische Fachgesellschaft „The American College of Obstetricians and Gynecologists“ (ACOG) stellte sich in einem Statement klar gegen die Empfehlung der US-Regierung, die auch vom Gesundheitsministerium veröffentlicht wurde. Die Einschätzung ignoriere sämtliche wissenschaftliche Erkenntnisse und vereinfache die vielfältigen und komplexen Ursachen neurologischer Probleme bei Kindern auf gefährliche Weise.

„Es ist höchst beunruhigend, dass unsere Bundesgesundheitsbehörden bereit sind, eine Ankündigung zu machen, die die Gesundheit und das Wohlbefinden von Millionen von Menschen beeinträchtigt, ohne dass hierfür verlässliche Daten vorliegen“, heißt es auf der ACOG-Webseite. Zudem seien Trumps Empfehlungen „unverantwortlich, wenn man bedenkt, welche schädliche und verwirrende Botschaft sie schwangeren Patientinnen vermitteln, einschließlich derjenigen, die während der Schwangerschaft möglicherweise auf dieses nützliche Medikament angewiesen sind.“ Keine einzige seriöse Studie könne einen Zusammenhang belegen.

Auch das Institut Embryotox der Berliner Universitätsklinik Charité bezeichnet auf seiner Webseite Paracetamol in einer Schwangerschaft als ein bewährtes und gut verträgliches Mittel gegen medikamentös behandlungspflichtige Schmerzen. „Wie jede andere Schmerzmedikation auch, darf Paracetamol nicht unkritisch und ohne ärztlichen Rat tagelang oder sogar über mehrere Wochen eingenommen werden“, heißt es dort. „Besteht eine klare Indikation, so ist Paracetamol weiterhin als ein Mittel der Wahl anzusehen.“

APAMED



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