Todkranke Menschen sollen in England und Wales bald das Recht auf Sterbehilfe bekommen. Die britischen Abgeordneten stimmten nach einer emotionalen Debatte für einen entsprechenden Gesetzestext. Der Entwurf erlaubt die Sterbehilfe für Erwachsene, die nur noch weniger als sechs Monate zu leben haben. Bisher gilt Beihilfe zum Suizid als Straftat.
In Großbritannien wird die Abstimmung im Unterhaus des Parlaments als historischer Schritt gewertet. In der komplizierten britischen Gesetzgebung wird das Gesetz nun dem Oberhaus vorgelegt, in Gänze verhindert werden kann es praktisch nicht mehr. Änderungen an der Vorlage sind aber weiterhin möglich.
Voraussetzung für die Sterbehilfe für todkranke Menschen ist die Zustimmung zweier Ärztinnen oder Ärzte sowie eines Gremiums bestehend aus einem Sozialarbeiter, einem Juristen und einem Psychiater. Hätten die Abgeordneten im Parlament nach der Lesung am Freitag dagegen gestimmt, wäre das Gesetz für längere Zeit vom Tisch gewesen.
Emotionale Diskussion und Demonstrationen
In den vergangenen Monaten war in der britischen Öffentlichkeit emotional diskutiert worden, auch, weil die Vorlage nach der ersten Abstimmung vor Monaten geändert worden war. Gegner kritisieren unter anderem, dass sich Menschen mit der Legalisierung unter Druck gesetzt fühlen könnten, ihr Leben zu beenden. Vor der Abstimmung am Freitag hatten vor dem Parlament Aktivisten beider Seiten demonstriert.
In Österreich ist aktive Sterbehilfe verboten, die Beihilfe zum Suizid jedoch seit Anfang 2022 unter engen Voraussetzungen erlaubt. Grundlage ist ein Urteil des Verfassungsgerichtshofs von 2020, das das absolute Verbot als verfassungswidrig einstufte. Das daraufhin eingeführte Sterbeverfügungs- gesetz erlaubt Suizidassistenz für unheilbar kranke, entscheidungsfähige Erwachsene – nach ärztlicher Aufklärung, einer verpflichtenden Wartefrist und der Errichtung einer Sterbeverfügung. Aktive Tötung bleibt weiterhin strafbar.
APA