Debatte ums Impfen: Apotheker drängen, Ärzte warnen


Peter Kostelka (Pensionistenverband), Ingrid Korosec (Seniorenbund), Ulrike Mursch-Edlmayr (Apothekerkammer), Michaela Wlattnig (Arge Patientenanwält:innen), Andreas Huss (ÖGK) Foto: Robert Harson/Apothekerkammer

Zwischen “Längst überfällig” und “Kein Bedarf” lässt sich das angespannte Verhältnis zwischen der Apotheker- und Ärzteschaft skizzieren, wenn es um das Thema “Impfen in der Apotheke” geht. Während mittlerweile über 2.000 Apotheker:innen eine solide Impfausbildung nach internationalen Standards absolviert haben, mauert die Standesvertretung der Ärzte und fährt ihren üblichen Kurs des “Dagegen-Seins”.

Der neuerliche Auslöser dieser Debatte war Ende April eine Pressekonferenz der Österreichischen Apothekerkammer, die sich prominente Unterstützung holte. Neben Vertretern der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), des Seniorenrats und der Patientenanwaltschaft sprach sich auch Gesundheitsminister Johannes Rauch für das Impfen in Apotheken aus.

Ulrike Mursch Edlmayr, Präsidentin der Apothekerkammer, appellierte an die Politik, die endlichen rechtlichen Rahmenbedingungen für das Impfen in Apotheken zu schaffen. Sie betonte, dass dies die Durchimpfungsrate steigern könne, wie es bereits in 17 europäischen Ländern der Fall ist. Diese Argumentation wurde auch von ÖGK-Vizeobmanne Andreas Huss unterstützt, der darüber hinaus die gute Zusammenarbeit zwischen ÖGK und Apotheken weiter vertiefen und die niederschwellige Zugangsmöglichkeit für die Versicherten weiter ausbauen wolle, etwa durch Impfen in der Apotheke.

Einig waren sich auch Ingrid Korosec, Präsidentin des Österreichischen Seniorenrates, und Peter Kostelka, Präsident des Pensionistenverbandes Österreichs in punkto Gratis-Impfungen. Impfungen gegen Herpes Zoster oder Pneumokokken sollten künftig kostenlos erfolgen, ein nächster notwender Schritt wäre ein zusätzliches Impf-Angebot in den Apotheken zu schaffen.

Gesundheitsminister Johannes Rauch unterstützte diese Forderungen in einer Videobotschaft und setzte sich für ein breites, kostenloses und leicht zugängliches Impfangebot ein, einschließlich Impfungen in Apotheken.

Kurz nach der Pressekonferenz kam der erwartete Gegenwind von der Ärztekammer. Diese betonte, dass Impfen eine ärztliche Leistung sei und bleiben müsse. Sie verwies auf das enge Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient sowie die exzellente Ausbildung der Ärzt:innen in Österreich. Impfen sei ein komplexer Prozess, der weit mehr als nur den eigentlichen Stich umfasst.

Die Apotheker:innen wiederum betonen, dass sie keinesfalls alle Aufgaben an sich reißen wollen. Ihr Fokus liege auf gängigen und bewährten Auffrischungsimpfungen bei Erwachsenen wie Influenza und FSME. Mursch-Edlmayr forderte das Ende des standespolitischen Widerstands der Ärztekammer und betonte, dass dieser die Gesundheit der Menschen gefährde.



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