Der Österreichische Generikaverband macht mit der Kampagne „Keine Medikamente? Das ist krank.“ auf die instabile Arzneimittelversorgung aufmerksam und stellt eine zentrale Frage: Was sind uns bewährte Medikamente wert? Ziel der Kampagne ist es, Bewusstsein für die zentrale Rolle von Generika in der Arzneimittelversorgung zu schaffen und gleichzeitig auf die Herausforderungen aufmerksam zu machen, mit denen Hersteller zunehmend konfrontiert sind.
Seit 1994 sind Generika fester Bestandteil der Arzneimittelversorgung in Österreich. Heute entfällt bereits rund die Hälfte aller verschriebenen Medikamente auf Generika. Trotzdem verursachen sie nur 14 Prozent der Gesamtkosten. Generika sind mehr als 65 Prozent günstiger als Originalpräparate – dadurch können auch mehr als doppelt so viele Patientinnen und Patienten zu gleichen Kosten behandelt werden. Besonders hoch ist ihre Versorgungsrolle unter anderem bei Medikamente zur Behandlung erhöhter Cholesterinwerte und Blutfette, die zu 90 Prozent als Generika abgegeben werden sowie bei Blutdrucksenkern mit 74 Prozent. Auch bei Antidepressiva ( 65 Prozent) und Protonenpumpenhemmern (61 Prozent) liegt der Generikaanteil jeweils deutlich über der Hälfte.
16 Cent pro Tablette
Doch die gesetzlichen Rahmenbedingungen zwingen die Preise immer weiter nach unten, während Energie-, Produktions- und Logistikkosten steigen, zeigt der Generikaverband auf. Der durchschnittliche Wert einer Generikatablette liege bei nur noch 16 Cent. Wenn Unternehmen bei diesen ohnehin schon sehr günstigen Arzneimitteln zusätzlich unter Preisdruck geraten, wird die wirtschaftliche Vermarktung für viele Produkte zunehmend unmöglich.
Aktuell seien rund 500 Medikamente in Österreich nicht oder nur eingeschränkt lieferbar, darunter Arzneimittel wie Antidepressiva oder Antipsychotika, aber auch Medikamente zur Behandlung von Herz- Kreislauferkrankungen oder Diabetes. Leidtragende sind die Patientinnen und Patienten, die dringend auf diese Medikamente angewiesen sind. Werden die Preise weiter gesenkt, laufen wir Gefahr, dass noch mehr Medikamente aus der Versorgung fallen. „Der steigende Preisdruck gefährdet die Verfügbarkeit von Generika für Patientinnen und Patienten. In Europa mussten in den vergangenen zehn Jahren mehr als ein Viertel der Generika vom Markt genommen werden, weil sie nicht mehr wirtschaftlich herstellbar waren“ , warnt Wolfgang Andiel, Präsident des Österreichischen Generikaverbands. Eine dauerhafte Sicherung der Versorgung sei unter diesen Bedingungen nicht möglich.
Kampagne mit klarer Botschaft
Es brauche jetzt angemessene Preise und planbare Rahmenbedingungen, damit die Arzneimittelversorgung aufrechterhalten werden kann, so der Generikaverband. Ein Beispiel: Eine Monatstherapie mit Pantoprazol, ein häufig eingesetzter Wirkstoff zur Regulation der Magensäure, wird rund 4,4 Millionen Mal pro Jahr verordnet – und kostet im Schnitt nur 3,80 Euro. Das ist weniger als eine durchschnittliche Melange in Wien. „Viele Generika kosten weniger als Dinge, die wir täglich konsumieren oder nutzen, ohne darüber nachzudenken. Wir müssen uns fragen: Was sind uns diese Arzneimittel und eine sichere Versorgung wert?“, so Andiel. „Nur wenn Generika unter fairen Bedingungen hergestellt und vertrieben werden können, bleibt die Versorgung langfristig gesichert.“
Mit der Kampagne setzt der Generikaverband ein starkes Zeichen für Versorgungssicherheit und macht deutlich, warum Generika unverzichtbar sind: für die Behandlung von Patientinnen und Patienten ebenso wie für die finanzielle Stabilität unseres Gesundheitssystems. „Wir wollen mit unserer Informationskampagne nicht nur aufklären und das Bewusstsein für die Bedeutung von Generika stärken, sondern auch den Blick für notwendige politische Entscheidungen schärfen. Denn ohne planbare und stabile Rahmenbedingungen für Generika ist die sichere Versorgung langfristig nicht zu gewährleisten“, so Andiel.