Zu der Frage ‚Gesundheit – Wer macht den Job?‘ diskutierten letzte Woche rund 400 Entscheidungsträger:innen und Vordenker:innen aus dem Gesundheitssektor beim Austrian Health Forum (AHF) in Schladming. Die Apothekerkammer hat bei der Suche nach Lösungen und einem positiven Zielbild für Österreichs Gesundheitssystem intensiv mitgearbeitet.
Beim AHF in Schladming hat die Österreichische Apothekerkammer (ÖAK) die Potenziale der Apothekerschaft zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung klar formuliert – und im Rahmen zahlreicher Diskussionen erläutert. Drei Themen standen dabei im Vordergrund:
Patientensteuerung: Apotheken als gesundheitliche Erstanlaufstelle etablieren
Statt über Ambulanzgebührten zu diskutieren, müsse man den Menschen eine qualitativ gute, einfache und erreichbare Alternative anbieten, so Kammerpräsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr. Und genau hier würden sich die mehr als 1470 Apotheken in ganz Österreich anbieten. Wohnortnah, niederschwellig, immer da – und zwar am Land und in der Stadt.
„Die Apotheken sind die einzige Gesundheitsinstitution, die so flächendeckend verteilt sind und die es ermöglichen, ohne Termin von einer akademischen Gesundheitsfachkraft persönlich beraten zu werden”, stellt Mursch-Edlmayr klar. “Die Apotheken sind prädestiniert, bei der Patientensteuerung eine führende Rolle im Gesundheitssystem zu übernehmen. Im Regierungsprogramm ist die Rede von der Einführung von Gesundheitslotsen – es gibt in Österreich mit den 7.000 Apothekerinnen und Apothekern bereits umfassend ausgebildete und erfahrene Gesundheitslotsen. Dank Wohnortnähe, langen Öffnungszeiten und fachlicher Expertise können Apotheken Patienten durch die betreute Selbstmedikation noch vor dem Eintritt in die medizinische Versorgung beraten und bei Bedarf gezielt auf den richtigen Versorgungspfad lotsen.“
Prävention und Präventionskonto
Das Thema Prävention nimmt für die Apothekerkammer dabei viel Raum ein. Die von der ÖAK geforderte bundesweite Präventionsstrategie zusammen mit einem persönlichen Präventionskonto wäre eine wesentliche Maßnahmen, um die Gesundheitsvorsorge gezielt zu optimieren, vermerkte die Präsidentin. Auf dem Präventionskonto würden Gesundheitstests zur Verfügung gestellt, die Menschen erhalten abhängig von ihren individuellen Gesundheitsrisiken für bestimmte Krankheiten speziell personalisierte Tests und Screenings.
„Die vertrauensvolle Beziehung zwischen der Bevölkerung und den Apothekerinnen und Apothekern bietet großes Potenzial für personalisierte Präventions- und Gesundheitsförderungsprogramme”, sieht Mursch-Edlmayr Ressourcen für die Zukunft. “Das pharmazeutische Leistungsspektrum umfasst unter anderem moderne Gesundheitstests im Bereich der Herzkreislauf- und Infektionskrankheiten sowie Screenings zur Diabetes-Früherkennung. Mit gezielten Vorsorgemaßnahmen bleiben Menschen länger gesund und Krankheiten können frühzeitig erkannt werden. Das trägt dazu bei, die Belastung des Gesundheitssystems zu reduzieren und langfristig Kosten einzusparen. Durch umfassende Nutzung der pharmazeutischen Expertise kann die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen nachhaltig verbessert werden“, so die ÖAK-Präsidentin.
Telemedizin
Mit dem Angebot der „Virtuellen Ordination“ möchte die Apotheke in Randdienstzeiten (von Freitagnachmittag bis Samstagnachmittag) eine wichtige Lücke in der Gesundheitsversorgung schließen. Wenn viele Ordinationen geschlossen haben, bleibe vielen mit einem medizinischen Anliegen oft nur der Weg ins Spital. Genau hier müsse es eine Alternative geben.
„Nehmen wir an, Sie kommen an einem Samstag als Patient mit Beschwerden zu mir in die Apotheke und ich stelle nach dem Erstgespräch fest, dass Sie eine medizinische Versorgung durch einen Arzt bzw. eine Ärztin brauchen”, schildert die Präsidentin ein mögliches Zukunftsszenario, “Sie gehen in ein Beratungszimmer in der Apotheke, setzen sich an einen Bildschirm und wir loggen Sie in die besagte telemedizinische Ordination ein. Der diensthabende Arzt führt die Anamnese durch, fordert von der Apotheke im Bedarfsfall die Erhebung einiger Laborparameter wie beispielsweise die Entzündungswerte an und verschreibt im Anschluss per E-Rezept die notwendigen Medikamente, die wir Ihnen dann unmittelbar mitgeben. Das ist unsere Vorstellung einer telemedizinischen bzw. virtuellen Ordination, die an den Randzeiten Apotheken zur Verfügung steht.” Das wäre eine unendlich große Bereicherung für die Patientinnen und Patienten. Und aus gesundheitsökonomischer Sicht gelänge damit ein dringend nötiger Beitrag zur Entlastung der Spitalsambulanzen.