Eine aktuelle Metaanalyse zeigt: Wer Cannabis raucht, hat ein um rund 30 Prozent höheres Risiko, an Asthma zu erkranken. Forschende warnen, dass die Auswirkungen auf die Atemwegsgesundheit bislang unterschätzt werden. Als mögliche Ursachen gelten entzündliche Prozesse und eine erhöhte Reizempfindlichkeit der Bronchien durch Bestandteile des Cannabisrauchs.
Der Konsum von Cannabis nimmt weltweit zu – sowohl aufgrund der fortschreitenden Legalisierung zu medizinischen Zwecken als auch wegen der steigenden gesellschaftlichen Akzeptanz als Genussmittel.
Häufigste konsumierte Droge in Österreich
Auch in Österreich bleibt Cannabis laut dem aktuellen Sucht- und Drogenbericht die am häufigsten konsumierte illegale Droge in Österreich. Rund ein Fünftel der Österreicher:innen zwischen 15 und 64 Jahren hat im Laufe des Lebens Erfahrungen damit gemacht hat. Teilweise wird Cannabis mit synthetischen Cannabinoiden versetzt, die zusätzliche Gesundheitsrisiken bergen.
Gleichzeitig mehren sich wissenschaftliche Hinweise, dass Cannabis die Atemwegsgesundheit beeinträchtigen könnte. Besonders diskutiert wird ein möglicher Zusammenhang zwischen regelmäßigem Konsum und einer Erhöhung des Risikos für Asthma.
Ein Forschungsteam aus Indien hat diesen Zusammenhang nun im Rahmen eines systematischen Reviews näher analysiert. Dafür wurden verschiedene wissenschaftlichen Datenbanken bis zum 30. September 2024 nach geeigneten Studien durchsucht, die den Einfluss von Cannabiskonsum auf das Asthmarisiko untersuchten.
Metaanalyse von acht Studien
Aus insgesamt 1.887 gesichteten Datensätzen erfüllten acht Studien die Einschlusskriterien für die Metaanalyse. Die gepoolte Odds Ratio (OR) für den Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum (Rauchen von Cannabis) und einer Asthmadiagnose betrug 1,31 (95 Prozent, KI: 1,19 – 1,44). Cannabiskonsum erhöht das Asthmarisiko somit der Metaanalyse zufolge um 31 Prozent. Damit wiesen Cannabiskonsumierende eine höhere Wahrscheinlichkeit auf, an Asthma zu erkranken, als Nichtkonsumierende. Die Heterogenität der eingeschlossenen Studien wurde als moderat bewertet, und die Sensitivitätsanalyse bestätigte die Stabilität der Ergebnisse.
Fazit: Signifikant erhöhtes Asthmarisiko
Die Metaanalyse zeigt somit einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Gebrauch von Cannabis und einem erhöhten Asthmarisiko. Nach Einschätzung der Studienautor:innen sollten die möglichen negativen Effekte von Cannabis auf die Atemwege künftig mehr Beachtung finden. Zudem empfehlen sie, in weiteren Untersuchungen Faktoren wie Konsumhäufigkeit, Konsumform und Begleitfaktoren detaillierter zu erfassen, um das Risiko besser einordnen zu können.
Zusammenhänge noch wenig erforscht
Während die schädlichen Auswirkungen des Tabakkonsums auf die Atemwegsgesundheit gut belegt sind, bleibt der Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und dem Risiko für Asthma umstritten und weniger verstanden. Einige Studien deuten darauf hin, dass der Konsum von Cannabis zu einer bronchialen Überempfindlichkeit, Entzündungen der Atemwege und respiratorischen Symptomen führen kann – Faktoren, die das Risiko für eine Asthmadiagnose erhöhen könnten. Andere Untersuchungen wiederum berichten von keinem oder sogar einem schützenden Effekt, was die Komplexität dieser Beziehung zusätzlich verdeutlicht.
Verschiedene mögliche Mechanismen wurden vorgeschlagen, um den Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und Asthmarisiko zu erklären. Erstens können Reizstoffe und toxische Substanzen im Cannabissmoke direkt das respiratorische Epithel schädigen und so eine erhöhte Reaktionsbereitschaft der Atemwege sowie eine größere Anfälligkeit für Asthma verursachen. Zweitens könnte Cannabis immunmodulatorische Effekte haben, die das Gleichgewicht zwischen proinflammatorischen und antiinflammatorischen Zytokinen verändern. Das könnte wiederum zu Entzündungen und einer Überreaktivität der Atemwege beitragen. Darüber hinaus erschwert der häufige gleichzeitige Konsum von Tabak und Cannabis, ein weit verbreitetes Muster unter Konsumierenden, die klare Abgrenzung des spezifischen Einflusses von Cannabis auf die Atemwegsgesundheit.
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