Digital Detox als Gesundheitsstrategie


Redaktion

Auf einem grünen Rasen steht ein Laptop. Auf seinem geöffneten Bildschirm klebt ein Post it mit den Worten "out of office".
Klare Regeln und Grenzen im Arbeitsalltag sind wichtig für die Gesundheit und Psyche.LiliGraphie/AdobeStock_1507438524

Mobil, flexibel, jederzeit verfügbar – die moderne Arbeitswelt bietet enorme Möglichkeiten, stellt Beschäftigte und Führungskräfte jedoch vor neue Herausforderungen. Informations- und Kommunikationstechnologien haben den Arbeitsalltag beschleunigt und entgrenzt: Anrufe, E-Mails und Messenger-Nachrichten erreichen uns längst nicht mehr nur am Arbeitsplatz, sondern auch am Esstisch, im Urlaub oder kurz vor dem Einschlafen.

Aus Unternehmenssicht kann diese ständige Erreichbarkeit Effizienz und Flexibilität fördern. Doch Studien zeigen: Dauerverfügbarkeit kann zu erhöhtem Stress, Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen und langfristig zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Burnout führen. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen – mit Folgen für Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit.

Ständige Erreichbarkeit – Chance oder Risiko für Gesundheit und Produktivität

Flexibles Arbeiten und digitale Vernetzung können die Effizienz steigern, aber auch zur Belastung werden. Die ständige Erreichbarkeit verwischt die Grenzen zwischen Job und Freizeit, erhöht das Stresslevel und gefährdet langfristig Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Wer permanent erreichbar ist, riskiert Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und im schlimmsten Fall Burnout.

Die IBG-Expertin und Arbeitspsychologin Regina Nicham empfiehlt:

  • klare, transparente Regeln zu Erreichbarkeitszeiten
  • bewusste Offline-Phasen und verbindliche Antwortfristen
  • das Ausschalten von Dienstgeräten im Urlaub oder Krankenstand
  • „Stille Stunden“ für fokussiertes Arbeiten

Weiters meinst sie, dass Führungskräfte hier ein Vorbild für ihre Mitarbeiter sein sollten.

Keine Modeerscheinung

Digital Detox ist keine kurzfristige Modeerscheinung, sondern eine Gesundheitsstrategie: Man sollte gezielt Pausen vom Dauer-Online-Sein einplanen, berufliche Mails in der Freizeit meiden und aktiv Grenzen aktiv kommunizieren. So bleibt die Balance zwischen Arbeit und Erholung erhalten – zum Wohl von Mensch und Unternehmen.

Ständige Erreichbarkeit ist selten ein isolierter Faktor, sondern Teil einer komplexen Belastungsstruktur: steigende Arbeitsverdichtung, verkürzte Reaktionszeiten, der ungeschriebene Anspruch, „immer online“ zu sein. Neben den Risiken nennen Mitarbeitende auch Vorteile: größere Freiheit in der Arbeitszeiteinteilung, ortsunabhängiges Arbeiten und mehr Handlungsspielraum. Genau hier liegt die Herausforderung – den Nutzen flexibler Arbeitsmodelle zu bewahren, ohne Gesundheit und Erholung zu gefährden.

Bewusste Pausen vom Dauer-Online-Sein

Wer morgens vor dem Kaffee schon E-Mails checkt, unterwegs Nachrichten beantwortet oder im Urlaub „nur kurz“ ins Postfach schaut, kennt den Effekt: Abschalten fällt schwer, der Kopf bleibt im Arbeitsmodus. Über 77 Prozent der Beschäftigten nutzen ihr Telefon auch außerhalb der Dienstzeit für berufliche Zwecke.

Digital Detox kann helfen, den Kopf freizubekommen, den Fokus zurückzugewinnen und neue Energie zu tanken. Mit einfachen, alltagstauglichen Tipps können Sie Schritt für Schritt mehr Balance in Ihren digitalen Alltag bringen.

  • Schalten Sie, wenn möglich, Ihr Diensthandy nach Feierabend und an den Wochenenden aus beziehungsweise stellen Sie zumindest die Benachrichtigungsfunktion beim Eingang neuer E-Mails ab
  • Bildschirmfreie Zeiten einführen, beispielsweise keine Geräte nach 20 Uhr
  • Offline-Zonen schaffen, beispielsweise Schlafzimmer, Esstisch und morgens offline in den Tag starten
  • Arbeiten Sie nicht mehr in der Stunde bevor Sie schlafen gehen, sondern nutzen Sie diese Stunde als Offline-Zeit. Schauen Sie vor dem Einschlafen nicht mehr aufs Handy (Schlafqualität!)
  • Schaffen Sie sich Zeiten, in denen Sie nicht erreichbar sind und kommunizieren Sie diese Zeiten klar. Informieren Sie auch Familie und Freunde, dass Sie weniger erreichbar sind
  • E-Mails und Social Media bewusst nur zu bestimmten Zeiten checken
  • Offline-Aktivitäten fördern: Spazieren gehen, kreativ sein, lesen, Sport treiben

Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Belastung und Erholung ist nicht nur ein Gesundheitsfaktor, sondern auch entscheidend für nachhaltige Produktivität und Kreativität. Betriebliches Gesundheitsmanagement kann hier aktiv steuern – mit klaren Regeln, gelebter Vorbildfunktion und einer Unternehmenskultur, die Pausen und Erholungsphasen respektiert und als wichtig erachtet.

APAMED



Newsletter

Bleiben Sie stets informiert!