Entschädigungen in Dänemark: Optikusneuropathie durch Abnehmspritze


Redaktion

Symbolbild: Abnehmspritze mit einem Maßband umwickelt.
Die Augenkrankheit NAION ist zwar selten, kann aber zu einer Erblindung führen.Kassandra/AdobeStock_1459988862

In Dänemark erhalten vier Patienten eine Entschädigung vom Staat, nachdem sie nach der Anwendung des Abnehmmedikaments Wegovy beziehungsweise des Diabetesmedikaments Ozempic schwere Sehschäden erlitten hatten. Das teilte die dänische Behörde für Patientenschadenfälle (Patienterstatningen) mit. Zusammen erhalten die vier Patienten demnach Entschädigungszahlungen im Wert von umgerechnet rund 107.000 Euro.

Die Patient:innen haben die Augenkrankheit NAION (nicht-arteriitische anteriore ischämische Optikusneuropathie) entwickelt, die eine starke, meist permanente Sehverschlechterung zur Folge hat.

Eine:r von 10.000 – „sehr selten“

Im Juni war der zuständige Ausschuss der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zu dem Schluss gekommen, dass NAION eine sehr seltene Nebenwirkung von Medikamenten ist, die den Wirkstoff Semaglutid enthalten – so wie Wegovy und Ozempic. Ergebnisse aus mehreren großen epidemiologischen Studien deuten darauf hin, dass die Einnahme von Semaglutid bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes mit etwa einer Verdopplung des Risikos für die Entwicklung einer NAION verbunden ist, verglichen mit Personen, die dieses Medikament nicht einnehmen. Statistisch gesehen betreffe sie bis zu einen von 10.000 Patienten. Die EMA hat daher empfohlen, die Produktinformationen für Semaglutid-Präparate zu aktualisieren und NAION als Nebenwirkung mit der Häufigkeit „sehr selten“ aufzunehmen. 

Wenn Patienten während der Behandlung mit Semaglutid einen plötzlichen Sehverlust oder eine rasch zunehmende Verschlechterung des Sehvermögens bemerken, sollten sie umgehend ihren Arzt kontaktieren, schreibt die EMA. Wenn NAION bestätigt wird, sollte die Behandlung mit Semaglutid beendet werden.“

Vier Entschädigungen in Dänemark

Der dänischen Behörde zufolge haben bisher 43 Patientinnen und Patienten in Dänemark einen Entschädigungsantrag gestellt. Davon habe man nun fünf bearbeitet. Ein Antrag wurde abgelehnt, vier Patienten wurde eine Entschädigung zugesprochen. Es seien sehr komplexe Fälle, erklärte die Behörde. Zum einen, weil die Medikamente recht neu seien, zum anderen, weil die Betroffenen durch ihre Vorerkrankungen – unter anderem Diabetes und erhöhter Blutdruck – ohnehin ein höheres Risiko hätten, an NAION zu erkranken.

Was ist eine NAION?

Die nicht arterielle anteriore ischämische Optikusneuropathie (NAION) äußert sich in einer akuten Sehverschlechterung auf einem Auge. Dieser schmerzlose Verlust des Sehvermögens tritt in der Regel plötzlich auf. Eine Papillenschwellung ist obligat und bildet sich in meist in ein bis zwei Monaten zurück. Sie hinterlässt dann eine Atrophie und das Sehvermögen verbessert sich zumeist nicht. Die Ursache ist häufig unklar, vermutet wird eine vaskuläre Minderversorgung, die den Blutfluss zum Sehnerv unterbricht.

Zu den Risikofaktoren zählen ein anatomisch verstopfter Sehnerv, Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes, Hyperkoagulabilitäten und Atherosklerose. Andere Risikofaktoren können eine obstruktive Schlafapnoe oder der Einsatz von Medikamenten wie zum Beispiel Amiodaron sein.

APAMED



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