Häufig nicht leitliniengerecht: Asthma-Therapie in Österreich


Viktoria Gamsjäger

Symbolbild: Eine Aufteilung verschiedenen Pulver- und Druckgasinhalatoren.
Eine neue europäische Studie mit österreichischer Beteiligung zeigt Handlungsbedarf bei der Asthma-Therapie.Orawan/ AdobeStock_429012365

Trotz klarer Empfehlungen der Global Initiative for Asthma (GINA) werden Patient:innen in Österreich und dem Rest von Europa nicht immer leitliniengerecht behandelt. Das zeigt eine aktuelle internationale Untersuchung („EU-LAMA Survey“), an der auch eine Expertin der Klinik Hietzing in Wien beteiligt war und die sich zum Ziel gesetzt hat, Faktoren aufzuzeigen, die Herausforderungen bei der richtigen Anwendung der Asthmatherapie beeinflussen.

Asthma bronchiale ist eine chronische Erkrankung und betrifft Millionen von Menschen weltweit. In Österreich leidet jede:r 20.te an Asthma. Bei Kindern ist es sogar die häufigste chronische Erkrankung. Es wird prognostiziert, dass die Zahl der Betroffenen in Zukunft noch steigen wird.

Orale Kortikosteroide zu häufig verwendet

Die Studie weist auf deutliche Diskrepanzen zwischen klinischen Leitlinien und der tatsächlichen Versorgung hin: So werden orale Kortikosteroide (OCS) noch immer zu häufig eingesetzt. Gleichzeitig kommt die leitliniengerechte Triple-Therapie mit inhalativen Kortikosteroide (ICS) zur Entzündungshemmung, langwirksamen Beta-2- Agonisten (LABA) zur Bronchienerweiterung und langwirksamen Muskarinantagonisten (LAMA) zur Entspannung der Atemwege bislang zu selten zum Einsatz. Die Dreifachkombination wird vor allem für schwerere Krankheitsverläufe empfohlen.

Triple-Therapie zu selten eingesetzt

„Die EU-LAMA-Studie, veröffentlicht 2025 im Journal Biomedicines, hat eindrücklich gezeigt, wie groß die Lücke weiterhin zwischen evidenzbasierten Leitlinien – insbesondere der GINA- Empfehlung von 2023 – und der klinischen Praxis ist. In mehreren europäischen Ländern, darunter auch Österreich, wird die inhalative Triple-Therapie offensichtlich zu selten bei Patient:innen, trotz Bedarf, eingesetzt, während orale Kortikosteroide weiterhin übermäßig verwendet werden – sogar bei nicht-schweren Verläufen. Diese Diskrepanz weist klar auf eine therapeutische Trägheit hin und unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf: Wir müssen Leitlinienimplementierung stärken, insbesondere durch bessere interdisziplinäre Kommunikation und Aufklärung, gezielte Schulungen im Umgang mit Inhalatoren und eine breitere Verankerung der Triple- Therapie in relevanten Empfehlungen. Nur so können wir die Behandlung und Lebensqualität unserer Asthma-Patient:innen nachhaltig verbessern.“ so Dr.in Robab Breyer-Kohansal, Vorständin der Abteilung für Atmungs- und Lungenerkrankungen an der Klinik Hietzing und wissenschaftliche Leiterin am Ludwig-Boltzmann-Institut für Lungengesundheit, die an der Studie mitgewirkt hat.

Stufenschema der Asthma-Therapie

  • Stufe 1 – gelegentliche Symptome
    • Bedarfstherapie: Fixkombination aus ICS niedrigdosiert + Formoterol oder SABA
  • Stufe 2 – mehr als zwei Symptome im Monat
    • Langzeittherapie: mit ICS niedrigdosiert + Bedarfstherapie mit SABA
      oder ausschließlich Bedarfstherapie mit Fixkombination aus ICS niedrigdosiert + Formoterol
  • Stufe 3 – mäßiges Asthma
    • Langzeittherapie: ICS niedrigdosiert + LABA (bevorzugt)
      oder ICS mitteldosiert
  • Stufe 4 – schweres persistierendes Asthma
    • Langzeittherapie: ICS mittel- bis hochdosiert + LABA (bevorzugt)
      oder ICS mittel- bis hochdosiert + LABA + LAMA
  • Stufe 5 – schweres unkontrolliertes Asthma
    • Langzeittherapie: ICS in Hochdosis + LABA + LAMA
      Vorstellung bei einem/r in der Behandlung von schwerem Asthma erfahrenen Pneumologen/in
      und Anti-IgE- oder Anti-IL-5-(R)- oder Anti-IL-4-R- oder Anti-TSLP-Antikörper4

Patient:innen mit diagnostiziertem Asthma sollen gemäß Stufenschema behandelt werden, heißt es in der Nationalen Versorgungsleitlinie des AMWF.

OTS APAMED



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