Legionellengefahr in Ferienwohnungen


Redaktion

Wasser fließt aus einem Duschkopf.
Wasser sollte in der Leitung immer unter 25 oder über 55 Grad haben.Robert Kneschke/AdobeStock_443658363-

Mit steigenden Temperaturen steigt auch das Risiko für Legionellen in unserem Trinkwasser. Ab Temperaturen von 25 Grad Celsius vermehren sich die Keime ungebremst und können beim Menschen schwere Lungenentzündungen auslösen, die im schlimmsten Fall zum Tod führen. Besondere Gefahr lauert überall dort, wo Wasser in den Leitungen länger nicht zirkuliert – etwa in der Ferienwohnung.


„Am häufigsten stecken sich Menschen zuhause und in Hotels an, in Gesundheitseinrichtungen hat man das hingegen gut im Griff“, erörtert Dr. Bernd Jenewein vom Institut für Analytik und Qualität im Rahmen einer Veranstaltung von Techem. Aus diesem Grund soll die Warmwasserleitung mit mindestens 55 Grad und die Kaltwasserleitung unter 25 Grad Celsius betrieben werden. Verantwortlich für die Warmwasseranlage ist immer der Betreiber. Die Krankheit ist auch meldepflichtig. Im Fall des Falles wird der Amtsarzt aktiv und zieht Proben, beispielsweise in einem Hotel. Im Westen Österreichs sind Legionellen weiter verbreitet als im Osten, das hängt mit den Nächtigungszahlen im Tourismus zusammen. Ein saisonbetriebenes Hotel mit langen Stillstandzeiten bietet gute Wachstumsbedingungen. „Tritt die Erkrankung auf, wird sie häufig nicht richtig diagnostiziert, weil sie sehr oft als grippaler Infekt oder Influenza mit bakterieller Superinfektion falsch interpretiert wird“, analysiert Jenewein. „Männer sind deutlich häufiger betroffen als Frauen, geschwächte Personen mit Vorerkrankungen rangieren in der Risikogruppe ganz vorne. Die Sterblichkeitsrate liegt zwischen 10 und 20 Prozent.“

In Österreich gibt es im Trinkwasserbereich im Gegensatz zu Deutschland keine gesetzliche Regelung – nur Bäder sind hiervon betroffen. Denn im Trinkwasser stellen Legionellen keine Gefahr dar, da sie durch die Magensäure zerstört werden. Ein Infektionsrisiko besteht hingegen beim Einatmen von Aerosolen. Angesprochen wird die Thematik in der jeweiligen Landesbauordnung – bis 2029 sollen diese evaluiert werden. Dennoch gibt es indirekt klare Bestimmungen, die durch die ÖNORM B 1921 definiert sind. Diese regelt Trinkwassererwärmungsanlagen und erläutert die mikrobiologischen Anforderungen an die Wasserbeschaffenheit und deren Überwachung. Der Fachexperte weist darauf hin, dass Normen in der österreichischen Rechtsprechung den Stand der Technik definieren. Werden Normen bei den Wassererwärmungsanlagen nicht eingehalten und es passiert etwas, wird die Haftung schlagend – Gerichte würden das auch „gnadenlos“ so umsetzen.

Legionellen wurden spät entdeckt, es handelt sich hierbei um stäbchenförmige Bakterien aus der Familie der Legionellaceae. 1976 erkrankten in den USA bei einem Veteranentreffen 180 Teilnehmer:innen, 27 davon starben. Erst ein Jahr später konnte der bis dahin unbekannte Erreger isoliert werden. Der Keim ist in der Natur weit verbreitet, im kalten Trinkwasser aber kein Problem. Kritisch wird es erst, wenn das kontaminierte Wasser – etwa in der Dusche – vernebelt und eingeatmet wird. Dann sind vor allem ältere Menschen, belastet mit Vorerkrankungen wie Lungenschwäche, massiv gefährdet. Optimale Wachstumsbedingungen haben die Bakterien zwischen 35 bis 45 Grad Wassertemperatur, besonders in Rohrleitungen, die länger nicht benutzt wurden sowie Korrosionen und Kalkbeläge aufweisen.

APA/OTS



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