Nach 27 Jahren: Kanada erneut im Kampf gegen die Masern


Viktoria Gamsjäger

Symbolbild: Ein Koffer ist mit einem Mund-nasenschutz umwickelt. Er trägt die Kanadische Flagge.
Der Ausbruch begann im Oktober 2024 in New Brunswick (Kanada) und hat sich seitdem auf mehrere Regionen ausgeweitet.vadish/AdobeStock_414996983

Die Masern sind eine hochinfektiöse Viruserkrankung, die tödliche Folgen haben kann. In Österreich ist die Lebendimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln daher für alle Altersgruppen im kostenfreien Impfprogramm enthalten. Die Zahl der Masernerkrankungen steigt weltweit an. Seit Kurzem hat Kanada seinen Masern-Eliminationsstatus verloren. Dort kam es zu einem großen Ausbruch von mehr als 5.000 Fällen.

Die Masern werden durch ein Virus der Gattung der Morbilliviren übertragen. Es handelt sich um eine hoch ansteckende Viruserkrankung. Infektionen zeichnen sich durch grippeartige Symptome und einen charakteristischen Hautausschlag. Lebensbedrohliche Komplikationen wie eine Pneumonie, Otitis media oder eine Entzündung des Gehirns (Masernezephalitis) können auftreten. Die Masernezephalitis endet in rund 25 Prozent der Fälle tödlich, und ein Drittel der Betroffenen leidet an schweren Folgeschäden.

Die Impfung bietet den besten Schutz vor einer Infektion, eine spezifische Therapie gibt es nicht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich als Ziel gesetzt, die Masern zu eliminieren. Um die Übertragung zu stoppen, braucht es eine ausreichende Immunität, die nur mit einer Durchimpfungsrate von 95 Prozent in der Bevölkerung erreicht werden kann. Durch zunehmende Impflücken beginnen die Masernfälle weltweit wieder zu steigen.

Nach 27 Jahren: Kanada verliert Eliminationsstatus

Das hat auch Kanada miterleben müssen. Kanada befindet sich in einem großen Ausbruch, der mit einem eingeschleppten Masernfall im Oktober 2024 begann. Seit mittlerweile einem Jahr hat dieser einzelne Infektionsfall zu einer Masseninfektion von über 5.000 Personen, auf mehrere Provinzen Kanadas verteilt, geführt.

Genauer gibt die kanadische Health Infobase folgende Zahlen aus: „Bis zum 8. November wurden insgesamt 5.208 Masernfälle (4.843 bestätigte, 365 wahrscheinliche) aus 10 Regionen (Alberta, British Columbia, Manitoba, New Brunswick, Northwest Territories, Nova Scotia, Ontario, Prince Edward Island, Quebec, Saskatchewan) gemeldet.“

1998 galten die Masern als ausgerottet in Kanada. Dennoch traten weiterhin Fälle auf, die durch Einschleppungen aus Regionen verursacht wurden, in denen die Erkrankung verbreitet ist. Einige dieser importierten Fälle führten zu Ausbrüchen. Von 1998 bis 2024 wurden in Kanada jährlich durchschnittlich 91 Masernfälle gemeldet, mit einer Spanne von 0 bis 752 Fällen pro Jahr.

Die österreichische Agentur für Gesundheit AGES meint dazu: „Nach Überprüfung der aktuellen epidemiologischen Daten und Labordaten muss von einer durchgehenden Übertragung eines Masernvirusstamms von mehr als zwölf Monaten ausgegangen werden, ein Kriterium, mit dem das Land seinen Eliminationsstatus verliert und die Masern wieder als endemisch in dem Land vorkommend angesehen werden.“

Aufgrund der rapide steigenden Fallzahlen hat Kanada nun seinen Masern-Eliminationsstatus verloren – nach 27 Jahren!

Fälle steigen auch in Österreich

In Österreich wurde der Kombinations-Lebendimpfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln 1963 eingeführt. Er hat sich als sehr sicher und gut verträglich erwiesen, das zeigen die Erfahrungen mit bereits mehr als 575 Millionen verabreichten Dosen (Ö. Impfplan 2025/26, Version 1.0, S. 65). Jedoch zeigt der Österreichische Masernbericht aus 2024: 9 Prozent der Kinder im Alter von 2 bis 5 Jahren waren 2024 komplett ungeimpft.

Auch für Österreich zeichnete sich im Jahr 2024 ein Negativrekord mit über 500 Masernfällen ab. Laut AGES wurden von den 527 Fällen, sofern es eine Angabe zur Hospitalisierung gab, 120 Personen (22,8 Prozent) im Krankenhaus behandelt, vier davon auf einer Intensivstation. Auch 2025 konnten bereits 152 Fälle verzeichnet werden. 

Es wird klar: Der Erhalt des Status der Masernelimination ist nicht selbstverständlich.



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