Neue Studie: Bis zu 63 Tage Wartezeit für Termin bei Kassenarzt


Viktoria Gamsjäger

Studienergebnis zur Kassenarzt Wartezeit in Österreich 2025
Studie zu den Kassenarzt-Wartezeiten zeigt: In 57 Prozent der Fachrichtungen herrscht ein Monat Wartezeit.AVERS Versicherungsmakler GmbH

Eine aktuelle Erhebung von krankenversichern.at zeigt: Patient:innen in Österreich warten teils mehrere Wochen auf Facharzttermine – etwa in der Inneren Medizin bis zu 63 Tage. Die Ärztekammer verweist auf ein strukturelles Problem im Kassensystem und fordert Reformen bei Tarifen und Rahmenbedingungen. Auch die Ergebnisse einer früheren Wiener Studie seien durch die neuen Zahlen bestätigt.

„Die kürzlich präsentierte Studie von krankenversichern.at bestätigt, was wir seit Jahren aufzeigen: Lange Wartezeiten sind kein Ausnahmefall, sondern Ausdruck eines Strukturproblems“, erklärt Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer.

Top-Wartezeiten zwischen 30 und 60 Tage

In der Studie kam es zu einer Analyse von 1.591 Terminrückmeldungen österreichweit: Besonders betroffen ist die Innere Medizin mit Wartezeiten von bis zu 63 Tagen, die Psychiatrie mit 61 Tagen und die Augenheilkunde mit 52 Tagen.

In weiteren Bereichen wie Urologie (48 Tage), Gynäkologie (46 Tage) oder Neurologie (42 Tage) beträgt die Wartezeit regelmäßig mehrere Wochen. Selbst in Fächern wie Dermatologie (36 Tage) oder Kardiologie (33 Tage) überschreiten die Werte klar die Ein-Monats-Marke.

„Politik muss reagieren“

„Unsere Wiener Wartezeitenstudie hat bereits im Vorjahr ein vergleichbares Bild gezeigt und bestätigt die nun präsentierten österreichweiten Ergebnisse“, betont Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin der Kammer für Ärztinnen in Wien. „Jetzt ist es klar: Die Politik muss endlich reagieren und die medizinische Versorgung sicherstellen!“

Wahlarztversicherung als Ausweg

Sebastian Arthofer, COO von krankenversichern.at, fasst zusammen: Lange Wartezeiten sind längst kein Einzelfall mehr. Sie sind längst ein strukturelles Problem, das Patient:innen zur Suche nach Alternativen zwingt. Kein Wunder, dass acht von zehn Personen bei uns angeben, dass genau diese Wartezeiten der Hauptgrund für den Abschluss einer Wahlarztversicherung sind.

Ärztekammer fordert flexible Rahmenbedingungen

„Damit sich Ärztinnen und Ärzte langfristig für das Kassensystem entscheiden und dort gerne tätig sind, braucht es dringend flexible Rahmenbedingungen, strukturelle Verbesserungen und endlich faire Tarife“, sagt Naghme Kamaleyan-Schmied. „Nur so bleibt die qualitativ hochwertige Versorgung auch in Zukunft gesichert.“

„Wenn Patientinnen und Patienten wochenlang auf medizinische Versorgung warten müssen, bedeutet das für sie längere Schmerzen, längeres Leiden, längere Arbeitsausfälle und weniger gesunde Lebensjahre“, unterstreichen Steinhart und Kamaleyan-Schmied gemeinsam. „Genug gewartet – die medizinische Versorgung für alle Menschen braucht jetzt eine umfassende Aufwertung des Kassensystems. Die Verantwortlichen müssen sofort handeln, um Wartezeiten spürbar zu verkürzen, die wohnortnahe Betreuung zu sichern und den ärztlichen Beruf wieder dauerhaft attraktiv zu machen.“

Methodik der Studie

Die Wartezeiten-Analyse basiert auf 1.591 abgeschlossene Mystery-Calls mit konkreten Terminrückmeldungen bei Kassenärzt:innen in ganz Österreich. Erhoben wurde der Zeitraum 30. Juni bis 12. September 2025; urlaubsbedingte Ordinationsschließungen wurden in den Wartezeiten und Daten nicht berücksichtigt. Analysiert wurden 14 Fachrichtungen, die Fälle nach Bevölkerungsanteil der Bundesländer verteilt. Für die Auswertung wurde der Median verwendet, um Ausreißer auszugleichen (95 %-Konfidenzintervall: ±3,1 Tage).

APAMED/ OTS



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