Ein systematischer Review mit Metaanalyse, der sechs randomisiert-kontrollierte Studien zusammenfasst, deutet auf Vorteile einer kombinierten Therapie mit Metformin und Inositol beim polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) hin. Frauen, die beide Substanzen erhielten, zeigten im Vergleich zu Patientinnen, die ausschließlich Metformin einnahmen, eine verbesserte Zyklusregelmäßigkeit, einen geringeren Hirsutismus und ein normalisiertes Verhältnis von LH zu FSH.
Stoffwechselveränderungen bei PCOS
Das polyzystische Ovarialsyndrom ist durch hormonelle Ungleichgewichte sowie Störungen im Glukose- und Fettstoffwechsel gekennzeichnet. Zu den häufigsten Symptomen zählen Hautprobleme und verstärkter Haarwuchs infolge erhöhter Testosteronspiegel. Zudem treten häufig eine verringerte Insulinempfindlichkeit, erhöhte Blutzucker- und Blutfettwerte sowie Übergewicht auf.
Metformin war das erste Medikament, das gezielt zur Behandlung der Insulinresistenz bei PCOS eingesetzt wurde, und gilt bis heute als Standardtherapie. In den letzten Jahren wurde auch Inositol als mögliche ergänzende Therapie diskutiert. Eine Metaanalyse untersuchte daher, ob die Kombination beider Wirkstoffe Vorteile gegenüber einer Monotherapie mit Metformin bietet.
Inositol
Inositol ist eine körpereigene Substanz, die als Phospholipid-Bestandteil Phosphatidylinositol in Zellmembranen vorkommt. Es handelt sich um einen Zuckeralkohol, der früher wurde den B-Vitaminen zugeordnet wurde. Von den neun Stereoisomeren ist das myo-Inositol für den Menschen von Wichtigkeit. Myo-Inositol spielt als „second messenger“ eine zentrale Rolle: So ist es an Stoffwechselvorgängen in Gehrinzellen, der Augenlinse, Schilddrüse, Lunge und Leber beteiligt.
Metaanalyse aus sechs Studien
Für die Auswertung wurden randomisiert-kontrollierte Studien herangezogen, die den Effekt einer kombinierten Behandlung aus Metformin und Inositol im Vergleich zu Metformin allein untersuchten. Bewertet wurden Parameter wie Hirsutismus (Ferriman-Gallwey-Skala zur Beurteilung von übermäßigem Haarwuchs), Hormonspiegel (LH/FSH), Regelmäßigkeit des Menstruationszyklus, Hautbild, Nüchternblutzucker, Body-Mass-Index (BMI) und Insulinresistenz (HOMA-IR). Zur Analyse wurden Risikoverhältnisse (Risk Ratio, RR), Mittelwertdifferenzen (MD) und 95%-Konfidenzintervalle berechnet.
Menstruation regelmäßiger, Behaarung reduziert
Insgesamt flossen Daten von 388 Frauen aus sechs Studien mit Beobachtungszeiträumen zwischen drei und sechs Monaten ein. Die Kombination aus Metformin und Inositol war signifikant mit einer regelmäßigen Menstruation assoziiert (RR: 1,56; 95 % KI: 1,01–2,41; p = 0,04). Ebenso zeigten sich niedrigere Werte im Hirsutismus-Score (MD: -0,97; 95 % KI: -1,53 bis -0,40; p < 0,01) sowie eine deutliche Verbesserung des LH/FSH-Verhältnisses (p = 0,01). Unterschiede in Bezug auf Akne, BMI, Blutzucker und Insulinresistenz waren dagegen statistisch nicht signifikant.
Kombination kann Vorteile bringen
Die vorliegenden Daten deuten darauf hin, dass die Kombinationstherapie aus Metformin und Inositol beim PCOS gegenüber einer alleinigen Metformin-Behandlung Vorteile bieten kann. Besonders im Hinblick auf Zyklusregulation, Hormonbalance und Hirsutismus zeigen sich positive Effekte, während andere Stoffwechselparameter unverändert blieben.
Die aktuell gültige Leitlinie „Diagnostik und Therapie des polyzystischen Ovarsyndroms (PCOS)“ bewertet Inositol folgendermaßen: „Der mögliche Nutzen von Inositol zur Therapie des PCOS wird seit langem diskutiert. Eine Metaanalyse von 26 randomisiert kontrollierten Studien mit 1.691 Patientinnen, bei denen Inositol gegen Placebo oder Metformin getestet wurde, zeigte sich eine mit Metformin vergleichbare Chance auf Eumenorrhoe im Vergleich zu Placebo (RR:1,79, CI: 1,13; 2,85), sowie Reduktion von BMI, Androgenen, Glukose und Hyperinsulinämie, sowie Erhöhung von Sexualhormon-bindendes Globulin (SHBG) im Vergleich zu Placebo. Trotz dieser positiven Signale ist die Aussagekraft dieser Metaanalyse aufgrund der hohen Anzahl von Studien mit niedriger Fallzahl und heterogenem Studiendesign deutlich limitiert.“
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