Einfach nur Kaffeetrinken war einmal. Heute gönnt man sich das Heißgetränk in der Variante “bulletproof”, “cloud” oder zumindest mit einer Prise Glycin. Was soll das bringen und vor allem: Tut es das wirklich?
Biohacker und Longevity-Jünger schwören schon seit längerem auf ihren morgendlichen Koffein-Kick in Form von Bullet-Proof-Coffee. Alternativ wird er auch Keto- oder Butterkaffee genannt. Die Bezeichnung kommt nicht von ungefähr. Das Getränk, eine Mischung aus Kaffee, Butter und MCT (mittelkettige Triglyceride) Öl findet seinen Ursprung in Tibet. Dort wird es traditionell mit Yakbutter zubereitet. Der amerikanische Unternehmer Dave Aspray brachte die Powermischung von einer Reise mit und entwickelte sie zum Biohacker-Elixier. Die Mischung aus Koffein und schnell verwertbaren Fetten soll das Gehirn aktivieren und lange satt machen.
Bessere schlafen und straffer aussehen
Entweder als Ad-on zum kugelsicheren Koffein-Kick oder als kleine Finesse beim klassischen Kaffee findet Glycin Einzug in die Heißgetränkheferl der Nation – und darüber hinaus. Es verleiht dem Getränk nicht nur eine leicht süßliche Note, sondern soll auch den Blutzuckerspiegel stabilisieren und für besseren Schlaf sorgen. Außerdem ist die Aminosäure Bestandteil von Kollagen und spielt angeblich eine Rolle bei der Entgiftungsfunktion der Leber.
Neuester Zugang auf der Speisekarte der funktionellen Kaffeegetränke – und in den Feeds trendbewusster TikToker – ist “Cloud Coffee”. Der besteht in seiner klassischen Version aus drei Komponenten, die übereinander geschichtet werden. Die Basis bilden ein Glas mit Eiswürfeln mit 300 Millilitern ungesüßtem Kokoswasser. Die „Wolke“ entsteht durch einen einfachen Espresso-Shot, der mit einem Schuss Milch, Sahne oder einer Mischung aus beidem aufgeschäumt wird. Vorsichtig über das Eis gegossen, bleibt der Schaum obenauf – und der namensgebende Effekt entsteht.
Kokos-Wölkchen für den Elektrolythaushalt
Beliebt ist das Getränk nicht nur wegen des frischen und leicht süßlichen Geschmacks, sondern auch wegen seiner – im Vergleich zu anderen Kaffeegetränken – weniger bitteren Note. Anders als beim letzten TikTok-Kaffee-Trendgetränk – dem Dalgona-Kaffee, der für seinen Zuckergehalt und Dessertcharakter bekannt war – wird der Cloud Coffee in den sozialen Medien als besonders gesundheitsbewusst dargestellt. Maßgeblich dafür ist das enthaltene Kokoswasser, das reich an Elektrolyten und Antioxidantien ist. Hervorgehoben wird vor allem der hohe Kaliumgehalt: Zirka 250 Milliliter Kokoswasser enthalten rund 600 Milligramm Kalium – das ist mehr als in einer Banane (durchschnittlich 400 Milligramm). Kalium soll hier ausgleichend wirken und der harntreibenden Wirkung von Koffein entgegensteuern.
Ähnlich wie isotonische Sportgetränke sollen die Mineralstoffe den Flüssigkeitshaushalt regulieren. Durch den enthaltenen Espresso soll Cloud Coffee zudem die belebenden Effekte von Koffein bieten – aber in vergleichsweise geringerer Dosis (rund 60-75 Milligramm Koffein) als Filterkaffee (im Schnitt 120-180 Milligramm Koffein).
Blutdrucksenkung durch Kokoswasser
Tatsächlich belegen mehrere Studien, dass Kokoswasser eine wirksame Alternative zu klassischen Sportgetränken oder sogar eine unterstützende Maßnahme bei erhöhtem Blutdruck sein kann. Im Jahr 2016 verglichen Forschende der Oxford University in der Studie „Comparison of coconut water and a carbohydrate–electrolyte sport drink on measures of hydration and physical performance in exercise-trained men“ die Wirkung von Kokoswasser mit der eines klassischen isotonischen Sportgetränks. 15 sportlich aktiven Männern wurden während eines einstündigen Radtrainings mit anschließendem Zeitfahren getestet. Das Ergebnis: Es gab keine signifikanten Unterschiede bei Leistung, Hydratation, Blutzucker oder Laktat. Lediglich ein verstärktes Völlegefühl bei Kokoswasser wurde zurückgemeldet. In einer anderen Studie konnte eine signifikante Senkung des Blutdrucks durch Kokoswasser nachgewiesen werden.
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