Hochpreiser rauf, Spannen runter: Das kommt auf die Apotheken zu


Astrid Janovsky

Großer Saal mit vielen Zuhörenden, auf der Bühne steht rechts außen ein Mann in Anzug am Rednerpult. Auf der Leinwand liest man den Texte zur Änderung für Apotheken ab 1.1.2026.
Kammeramtsdirektor Walter Marschitz erklärt, dass das Einfreieren der Rezeptgebühr 2026 Teil eines Deals der Bundesregierung war.TARA24

Semi-gute Nachrichten für Österreichs Apotheken: Die Umsätze steigen, aber vor allem Aufgrund der Entwicklung der Hochpreiser. Im Vergleich zu Deutschland ist die wirtschaftliche Lage in Österreich aber deutlich besser. Wie sich das unter der neuen Regierung entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Doch auch hier gibt es Grund zum Aufatmen: Der Rx-Versand ist vom Tisch und auch die Idee, Präparate mit einem Wert unter der Rezeptgebühr zum Krankenkassenpreis abgeben zu müssen.

Die Querelen mit der Parallelimport-Richtlinie scheinen vorbei und schon ziehen neue dunkle Wolken am Apothekenhorizont auf. Kammeramtsdirektor Mag. Walter Marschitz sorgte bei seinem Vortrag beim Apokongress in Pörtschach letztes Wochenende zu Beginn für großes Aufatmen unter den Zuhörerinnen und Zuhörern: Die großen Probleme mit der letztes Jahr in Kraft getretenen Parallelimport-Richtlinie dürften endgültig der Vergangenheit angehören. Fast alle Apotheken (97 Prozent) waren von Retaxierungen betroffen gewesen, aktuell wäre noch bei rund fünf Prozent eine Erstattung offen. Die seit 1. Mai 2025 geltenden Neuregelung der RPI dürfte aber noch nicht bei allen angekommen sein. Laut Erhebung der Apothekerkammer würde nur rund die Hälfte aller Apotheken bereits darüber Bescheid wissen.

8,3 Prozent Umsatzsteigerung

Grundsätzlich erfreulich sei auch die Umsatzsteigerung der Apotheken 2024 um 8,3 Prozent. Dabei entfalle laut Marschitz aber ein Gutteil auf Hochpreiser (57 Prozent des Kassenumsatzes). Diese sollten nach aktuellen Prognosen auch 2025 weiter ansteigen. Bergab geht es dafür im Gegenzug mit der Krankenkassenspanne. Waren es 2009 noch 18,6 Prozent, belief sie sich 2024 nur noch auf 11,8 Prozent. „Für heuer sieht es so aus, dass wir in den ersten vier Monaten eine weitere Steigerung das Umsatzes haben“, so der Kammeramtsdirektor. „Wir haben ein Wachstum von neun Prozent und auch hier ist ein Großteil davon auf die Hochpreispräparate zurückzuführen. Aber auch die Niedrigpreiser wachsen – wenngleich nicht so stark.“

Marschitz blickte auch über die Grenzen und berichtete vom Wirtschaftsforum des Deutschen Apothekerverbandes (DAV). Dort entwickelt sich die Lage dramatischer. 2024 verzeichnete man rund 500 Apothekenschließungen. „Im Vergleich zu Deutschland geht es uns relativ gut“, resümiert der Kammeramtsdirektor. In den letzten zehn Jahren war dort die Zahl der öffentlichen Apotheken um mehr als 3000 geschrumpft. Ursache sei unter anderem der starke Internethandel. Marschitz verwies in diesem Zusammenhang auf die Absichtserklärung der österreichischen Regierung, in der aktuellen Legislaturperiode keinen Versand von rezeptpflichtigen Arzneimitteln zulassen zu wollen. Deutsche Apotheken hätten auch ein deutlich geringeres durchschnittliches Betriebsergebnis. Das lag in Österreich letztes Jahr bei rund 240.000 Euro, im Nachbarland hingegen bei nur 162.000 Euro.

KKP für Präparate unter Rezeptgebühr abgewendet

Mit Blick auf die neue Regierung wäre laut Marschitz finanziell „aktuell nicht viel zu holen“. Hinter dem Einfrieren der Rezeptgebühr verstecke sich eine Gegenleistung für die Erhöhung der Pensionisten-Krankenkassenbeiträge. Auch die Berücksichtigung der Niedrigpreiser in die Gesamtberechnung wäre Teil dieses Deals. Hier konnte von Kammerseite noch eine weitere Belastung für die Apotheken abgewendet werden. Im ersten Regierungsentwurf hätte es laut Marschitz nämlich geheißen, dass Präparate unter der Rezeptgebühr künftig nicht zum AVP, sondern zum Krankenkassenpreis abgegeben werden müssen. Nun dürfen die Apotheken zwar den AVP verlangen, die Krankenkassen berücksichtigen bei ihren Versicherten aber nur den Kassenpreis. Wer also selbst genau mitrechnet, könnte sich bei Aufstellung seines Versicherungsträgers wundern.



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