Homöopathie in der Apotheke – eine Erfolgsgeschichte


Astrid Janovsky

Wo die einen wissenschaftliche Evidenz vermissen, schätzen andere die sanfte Wirksamkeit. Apotheke zum Rothen Krebs

Homöopathie polarisiert. Es gibt viele Fans, aber auch viele Stimmen, die die wissenschaftlichen Grundlagen vermissen. Die Beliebtheit der Verdünnungen nach Hahnemann ist in Österreich aber ungebrochen. TARA24 hat in einer der führenden Apotheken mit homöopathischem Schwerpunkt nachgefragt, was bei der Beratung zu beachten ist und wo die Grenzen zu setzen sind.

Die Apotheke zum Rothen Krebs liegt nicht nur mitten in Wien, sie ist auch eines der Epizentren der homöopathischen Anfertigung und Beratung in Österreich. Rund 350 Urtinkturen lagern in der Rezeptur, 4000 Potenzstufen sind auf Abruf verfügbar und werden wöchentlich in 1000 bis 1.500 homöopathischen Mitteln verarbeitet. Neben Klassikern wie Arnica, Nux Vomica oder Belladonna finden sich in den Regalen auch exotische Namen wie Naja Naja, Tarantula hispanica, Lac caninum oder Opium. Das Angebot reicht von den bekannten Globuli und Dilutionen bis hin zu ausgefalleneren Formulierungen wie Salben und Suppositorien. Im Jahr 1841 galt die 1435 gegründete Apotheke als erste homöopathische Dispensieranstalt nach den 1796 von Samuel Hahnemann veröffentlichten Grundsätzen.

Mag. pharm. Aylin Neulinger ist die Konzessionärin der geschichtsträchtigen Apotheke am hohen Markt. Mit Übernahme der Apotheke begann sie nicht nur, Ihre Sicht auf das Thema Homöopathie zu überdenken, sondern wurde auch zur Unternehmerin, die die Komplexmittel des deutschen Herstellers Meta Fackler für Österreich vertreibt. Nach ihrer langjährigen Erfahrung kennt sie die Vorteile, Beratungshürden und Grenzen homöopathischer Arzneimittel.

TARA24: Frau Mag. Neulinger, hat sich Ihre Einstellung zur Homöopathie im Zuge Ihrer beruflichen Tätigkeit verändert?

Neulinger: Ich komme ursprünglich aus einem von deutlich naturwissen-schaftlichem Denken geprägten Umfeld – unter anderem war ich Tutorin im Department für Pharmazeutischen Chemie und mein Aspirantenjahr habe ich in einer Krankenhausapotheke absolviert. Hier wurde Homöopathie oft differenziert und hinterfragend betrachtet, insbesondere aufgrund unzureichender wissenschaftlicher Evidenz zur Wirkung. Seitdem ich jedoch in der Apotheke zum Rothen Krebs begonnen habe, habe ich mich intensiver mit dem Thema Homöopathie auseinandergesetzt und konnte im direkten Austausch mit Patient:innen beobachten, wie sie subjektiv positive Erfahrungen damit machen. Ich sehe inzwischen den möglichen Nutzen der Homöopathie und bin der Meinung, dass es nicht darum geht, Schulmedizin gegen alternative Ansätze auszuspielen, sondern offen und verantwortungsvoll einzuschätzen, was Menschen hilft – physisch und emotional.

In der Apotheke zum Rothen Krebs erfolgt viel Handarbeit. Die Verschüttelung erfolgt getreu den Vorgaben von Samuel Hahnemann. Ein Lederpolster ist dabei unverzichtbar.

TARA24: Haben Sie Tipps für die Beratung bei homöopathischen Produkten?

Neulinger: Homöopathie versteht sich als individuelle Therapie. Eine Beratung homöopathischer Präparate setzt ein genaues Erfassen der individuellen Beschwerden und Bedürfnisse voraus. Das aufmerksame Zuhören ist daher zentraler Bestandteil in einer homöopathischen Beratung, um auf die persönliche Situation der Patientin bzw. des Patienten eingehen zu können. Der Erfolg hängt nicht nur von der richtigen Wahl des Mittels, sondern auch von der richtigen Anwendung und Einnahme ab. Präzise Information zur konkreten Anwendung hinsichtlich Einnahme, Häufigkeit und zeitlichem Abstand zu Mahlzeiten sind deshalb unerlässlich.

TARA24: Sie sind auch für den Betrieb von Komplexmitteln verantwortlich. Wo sehen Sie deren Vorteile?

Neulinger: Komplexmittel enthalten mehrere aufeinander synergetisch abgestimmte Einzelmittel und decken daher ein breiteres Symptombild ab. Das kann hilfreich sein, da sich Beschwerden oft nicht ganz eindeutig zuordnen lassen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Praktikabilität in der Anwendung. Sie sind einfacher zu dosieren und erleichtern so die Einnahme im Alltag. Komplexmittel sind anwenderfreundlich und eine unkomplizierte Möglichkeit zur Selbstmedikation. Die zielgerichtete Kombination der Einzelmittel richtet sich gemeinsam auf bestimmte Beschwerdebilder aus. Beispielsweise das alt bewährte Metavirulent® enthält sieben Wirkstoffe, die auf den typischen Symptomenkomplex einer Erkältung ausgerichtet sind.

TAR24: Haben Sie ein homöopathisches „Erfolgserlebnis“, das Sie besonders beeindruckt hat?

Neulinger: Ehrlich gesagt fällt es mir schwer ein einzelnes konkretes Erlebnis hervorzuheben, weil ich jeden Tag so viele positive Rückmeldungen von Kund:innen bekomme. Viele Menschen erzählen uns, wie sehr ihnen homöopathische Mittel in den unterschiedlichsten Situationen geholfen haben – sei es bei diversen Beschwerden oder in belastenden Phasen. Diese Vielzahl an Rückmeldungen, zeigt mir und bestätigt mich darin, dass unsere Mittel gut ankommen und Wirkung zeigen.

TARA24: Wo sehen bzw. setzen Sie die Grenzen?

Neulinger: Mir ist wichtig, dass Homöopathie als ergänzende Möglichkeit verstanden wird – nicht als Ersatz für notwendige medizinische Maßnahmen, insbesondere bei ernsthaften Erkrankungen oder in Bereichen wie der Infektionsprävention. Homöopathie ist kein Ersatz für Impfungen oder schulmedizinisch bewährte Therapien. In solchen Fällen weisen wir klar darauf hin und empfehlen ausdrücklich eine ärztliche Abklärung. 

Rund 350 Urtinkturen und 4.000 Potenzstufen lagern in der Rezeptur der Apotheke.


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