36 Arzneimittel-Neuzulassungen im letzten Jahr


DI Dr. Günter Waxenecker (AGES), Dipl.-Kfr. Julia Guizani (FOPI), Prim. Doz. Dr. Arschang Valipour (Klinik Floridsdorf, Wien), Univ.-Prof.in Dr.in Angela Zacharasiewicz (Klinik Ottakring, Wien)Foto: FOPI/APA-Fotoservice/Hörmandinger

Im vergangenen Jahr erhielten über 36 Arzneimittel mit einem komplett neuen Wirkstoff die Zulassung in Österreich, darunter zwei Impfstoffe gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV). Ein starker Fokus lag auf Onkologie.

Insgesamt kamen in den letzten zehn Jahren in Österreich über 400 innovative Pharmazeutika auf den Markt, die Zulassungsrunde 2023 brachte insgesamt 36 neue Medikamente, berichten die Medizinmarktaufsicht der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI) bei einer Pressekonferenz.

Fokus auf Onkologie, Relevanz für RSV

Ein Drittel der Zulassungen entfiel dabei auf Krebsmittel, darunter Therapien gegen Knochenmark- und Lymphdrüsenkrebs. 17 Prozent fielen auf immunmodulierende Arzneimittel, die gezielt das Immunsystem dämpfen, um Autoimmunerkrankungen wie Schuppenflechte oder Multiple Sklerose zu behandeln. 14 Prozent stellen Therapien für seltene Erkrankungen bei Kindern und 8 Prozent sind Impfstoffe. Zusätzlich kam eine Vielzahl an Innovationen für verschiedene andere Therapiegebiete wie zum Beispiel Migräne, chronischen Husten oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf den Markt.

Besonders bemerkenswert sehen Expert:innen die Zulassungen der beiden RSV-Impfstoffe für Personen über 60 Jahre und Risikopatient:innen. Prim. Doz. Dr. Arschang Valipour Direktor des Karl-Landsteiner-Instituts für Lungenforschung, Klinik Floridsdorf, Wien, betont die Relevanz der RSV-Impfung: Eine RSV-Infektion bei erwachsenen Risikogruppen ist mindestens genauso bedrohlich wie Influenza oder SARS-CoV-2, mit gesundheitsökonomischen Folgen, erhöhter Morbidität und Mortalität. Umso bedeutsamer, dass nun eine RSV-Impfung für den klinischen Einsatz im Sinne einer klinisch wirksamen Prävention zur Verfügung steht”, so Valipour. Dem schließt sich auch Prim.a Univ.-Prof.in Dr.in Angela Zacharasiewicz, MBA, Vorständin der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde, Klinik Ottakring, an: „Dank besserer Diagnostik werden die Krankheitsfälle bei Kleinkindern jetzt nur besser zugeordnet. Eine Prävention, um vor allem Säuglinge vor zum Teil schweren Krankheitsverläufen und dem Risiko einer RSV-bedingten Hospitalisierung zu schützen, ist deshalb von großer Bedeutung.“

Milliardeninvestitionen in Forschung

Über 42 Milliarden Euro investiert die europäische Pharmaindustrie pro Jahr in diese Forschung. Mit einer Forschungs- und Entwicklungsquote von 12,4 Prozent vom Umsatz ist sie die mit Abstand forschungsintensivste Branche aller Technologiesektoren – deutlich vor der IT, der Auto- oder der Luftfahrtindustrie.

„Auch die in Österreich ansässigen forschenden Unternehmen leisten dazu einen wesentlichen Beitrag, insbesondere in der klinischen Prüfung und in Kooperation mit Spitälern und wissenschaftlichen Instituten“, betont Dipl.-Kfr. Julia Guizani, MBA, Präsidentin des FOPI. Damit das so bleibt, sollten alle Verantwortlichen im Gesundheitssystem, von der Politik über die Behörden und Universitäten bis hin zu den Unternehmen, alles daransetzen, die Rahmenbedingungen für klinische Forschung zu verbessern, appelliert Guizani.

Klinische Studien haben schließlich einen hohen Wert für das Gesundheitssystem in Österreich. Sie halten und ziehen Spitzenärzt:innen an, ermöglichen Patient:innen den Zugang zu neuesten Entwicklungen und gewährleisten eine engmaschige Betreuung. Zudem führen sie zu Einsparungen im System, da die Medikamente von den forschenden Unternehmen getragen werden, und tragen nachweislich zu einer hohen Wertschöpfung bei.



Newsletter

Bleiben Sie stets informiert!