Obwohl das Wasserpfeifenrauchen weltweit beliebt ist, zeigen wissenschaftliche Übersichten, dass die gesundheitlichen Risiken oft unterschätzt werden. Neben hohen Belastungen mit toxischen und genotoxischen Substanzen fanden Studien auch relevante mikrobielle Verunreinigungen in Shishas. Eine einzige Session kann Schadstoffmengen freisetzen, die jenen dutzender Zigaretten entsprechen.
Das Wasserpfeifenrauchen (Shisha, Hookah) erfreut sich weltweit wachsender Beliebtheit – dennoch werden seine gesundheitlichen Risiken häufig unterschätzt. Eine systematische Review beleuchtet daher umfassend die chemischen Bestandteile des Wasserpfeifenrauchs, die mikrobiellen Verunreinigungen sowie die genotoxischen Effekte des Konsums. Besonders relevant ist dies in Saudi-Arabien, wo laut National Survey 2019 rund 8 Prozent der erwachsenen Bevölkerung regelmäßig zur Wasserpfeife greifen.
Ein Rauchvorgang bis zu 50 Zigaretten
Die Autor:innen zeigen, dass während einer einzigen Shisha-Session beträchtliche Mengen an Schadstoffen aufgenommen werden – darunter Kohlenmonoxid in Konzentrationen zwischen 60 und 370 mg, Nikotin im Bereich von 1 bis 8 mg sowie krebserzeugende Stoffe wie Formaldehyd mit Werten bis zu 630 ng. Ein Shisha-Rauchvorgang (ungefähr 45 bis 60 Minuten) entspricht daher in der Nikotinaufnahme etwa zehn bis 50 Zigaretten, je nach Zugfrequenz und Tabak. Diese Belastungen sind mit bekannten Gesundheitsrisiken wie Atemwegserkrankungen, Parodontalerkrankungen und unterschiedlichen Tumorarten verknüpft.
Für die Review wurde die MEDLINE-Datenbank von 1986 bis Dezember 2018 systematisch durchsucht. Von ursprünglich 1286 Publikationen erfüllten letztlich 22 Studien die notwendigen Einschlusskriterien. Sie befassten sich entweder mit den chemischen Bestandteilen des Wasserpfeifenrauchs, den mikrobiellen Kontaminationen der Geräte oder mit möglichen genotoxischen Auswirkungen auf den menschlichen Organismus. Die Datenextraktion erfolgte unabhängig durch mehrere Forschende. Aufgrund der starken methodischen Unterschiede und variierenden Messverfahren der einzelnen Primärstudien war eine Meta-Analyse jedoch nicht möglich.
206 chemische Verbindungen
Die Analyse der eingeschlossenen Arbeiten zeigt, wie komplex die Zusammensetzung des Wasserpfeifenrauchs tatsächlich ist. Insgesamt wurden 206 chemische Verbindungen aus 23 Stoffgruppen identifiziert. Besonders ins Auge fallen Aldehyde und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAHs), die in mehreren Studien wiederholt nachgewiesen wurden. Formaldehyd etwa erreicht in einzelnen Messungen bis zu 630 µg pro Sitzung und liegt damit deutlich über den Werten im Zigarettenrauch. Auch Benzo[a]pyren, ein gut dokumentiertes Karzinogen, wurde in bemerkenswert hohen Konzentrationen gemessen. Gleichzeitig traten CO-Werte von über 360 mg und Nikotinmengen von mehr als 7 mg pro Sitzung auf. Die deutlich längere Rauchdauer und die intensivere Inhalation im Rahmen einer Shisha-Session führen somit zu einer insgesamt höheren Schadstoffaufnahme als beim Zigarettenrauchen.
Mikrobielle Kontamination der Wasserpfeife
Eine weitere Studie untersuchte, ob Wasserpfeifen eine Quelle bakterieller Verunreinigungen darstellen. Dafür wurden in Kerman (Iran) insgesamt 15 Restaurants und Wasserpfeifen-Cafés zufällig ausgewählt und unterschiedliche Teile der Geräte beprobt – darunter die Einweg-Mundstücke, die festen Mundstücke der Schläuche sowie das Wasser in der Bowl. Die entnommenen Proben wurden anschließend auf verschiedene Nährmedien ausgestrichen und inkubiert, bevor die Kulturen ausgewertet wurden.
Von insgesamt 285 Proben waren 236 positiv, was einer Kontaminationsrate von rund 83 Prozent entspricht. Besonders stark belastet war das Wasser in der Bowl, das in etwa 96 Prozent der Fälle Keime aufwies. Die geringste Belastung zeigte das feste Mundstück mit rund 69 Prozent, blieb jedoch ebenfalls deutlich über der Unbedenklichkeitsgrenze. Unter den nachgewiesenen Mikroorganismen dominierten koagulase-negative Staphylokokken (33 Prozent), gefolgt von Streptokokken (27 Prozent), Neisserien (14 Prozent) und Escherichia coli (9 Prozent). Weiters wurden auch Flavobacterium– und Pseudomonas-Stämme nachgewiesen.
Die Autor:innen kommen zu dem Schluss, dass Wasserpfeifen häufig mikrobiell verunreinigt sind und potenziell Krankheitserreger beherbergen, die die Atemwege kolonisieren können. Damit zeigt die Studie ein zusätzliches, oft übersehenes Risiko des Wasserpfeifenrauchens auf.
Genotoxische Effekte
Mehrere eingeschlossene Studien berichten zudem über deutliche Hinweise auf DNA-Schäden durch das Wasserpfeifenrauchen. Wasserpfeifenraucher zeigten im Vergleich zu Nichtrauchern um 50 Prozent erhöhte Werte des oxidativen Biomarkers 8-Hydroxy-2’-deoxyguanosin. Darüber hinaus waren zentrale DNA-Reparaturgene wie OGG1, XRCC1, NQO1 und GSTA1 deutlich geringer exprimiert, was auf eine eingeschränkte Fähigkeit zur Reparatur von Zellschäden hindeutet. Weitere Tests, darunter Mikronukleusanalysen und Untersuchungen von Metaphase-Veränderungen, bestätigten die genotoxischen Effekte und untermauern, dass Wasserpfeifenrauch – ähnlich wie Zigarettenrauch – mutagen wirkt.
Keineswegs harmlos
Die zusammengefassten Ergebnisse zeigen klar, dass das Wasserpfeifenrauchen keineswegs eine harmlose oder „mildere“ Alternative zur Zigarette darstellt. Die Kombination aus hohen Mengen chemischer Schadstoffe, der langen Expositionsdauer und der häufig unzureichenden Hygiene macht die Shisha zu einer erheblichen gesundheitlichen Belastung. Besonders die hohe Feuchtigkeit in den Geräten begünstigt das Wachstum pathogener Keime, während die Vielzahl toxischer und krebserzeugender Substanzen langfristig das Risiko für Atemwegs- und Tumorerkrankungen erhöht.
Gleichzeitig weist die Review auch auf ihre Limitierungen hin: Die Literaturrecherche beschränkte sich auf eine einzige Datenbank, und die Primärstudien unterschieden sich stark in ihren Messmethoden. Dennoch liefert die Arbeit einen wichtigen Überblick und macht deutlich, wie dringend standardisierte Forschungsprotokolle, langfristige Beobachtungsstudien sowie strengere Regulierungen in Bezug auf Schadstoffreduktion und Hygiene im Wasserpfeifenbereich notwendig sind.
