Wer unter Reizdarm leidet, sollte glutenhältige Lebensmittel meiden – das dachten bisher zumindest viel. Eine neue Studie zeigt, dass nur ein Teil der Patient:innen tatsächlich von einer gluten- und weizenfreien Ernährung profitiert.
Viele Patienten mit Reizdarm (IBS) vermuten, dass Gluten oder Weizen ihre Beschwerden auslösen. In einer aktuellen Studie wollten Wissenschaftler:innen genau das überprüfen. Dafür führten sie am McMaster University Medical Centre in Kanada eine randomisierte, doppelblinde, kontrollierte Crossover-Studie durch.
Untersucht wurde, wie sich der Verzehr von Weizen, Gluten und einer glutenfreien Kontrollsubstanz (Sham) auf die Symptome von IBS-Patienten auswirkt, die zuvor durch eine glutenfreie Diät eine Verbesserung erlebt hatten. Eingeschlossen wurden Erwachsene, die die Rome-IV-Kriterien für IBS erfüllten und mindestens drei Wochen glutenfrei lebten.
Verblindete Prüfung von Weizen, Gluten und Placebo
Die Proband:innen erhielten in drei jeweils sieben Tage dauernden Phasen Weizen, Gluten und Sham in randomisierter Reihenfolge, getrennt durch zweiwöchige Auswaschphasen. Die Cerealienriegel waren optisch, geschmacklich und geruchlich identisch, um die Verblindung zu gewährleisten.
Primärer Endpunkt war eine Verschlechterung der IBS-Symptome um mindestens 50 Punkte im IBS Symptom Severity Score (IBS-SSS). Dieser Score misst die Schwere der Beschwerden auf einer Skala von 0 bis 500, wobei höhere Werte stärkere Symptome anzeigen. Eine Veränderung um 50 Punkte oder mehr gilt als deutliche Verschlechterung.
Verallgemeinerung vermeiden
Von 101 getesteten Personen wurden 29 eingeschlossen, 28 beendeten die Studie. Die Ergebnisse zeigten keinen statistisch signifikanten Unterschied in der Symptomverschlechterung zwischen Weizen, Gluten und Sham. Nach Weizen berichteten 39 Prozent der Teilnehmer über eine deutliche Verschlechterung, nach Gluten 36 Prozent, nach Sham 29 Prozent. Nebenwirkungen traten bei etwa 93 Prozent der Getesteten auf, waren jedoch mild und vergleichbar. Schwere Nebenwirkungen wurden nicht gemeldet.
Die Ergebnisse deuten laut Forschender darauf hin, dass bei IBS-Patienten mit selbst wahrgenommener Glutenempfindlichkeit die Erwartungen eine zentrale Rolle bei der Symptomentstehung spielen. Nur ein Teil dieser Patient:innen profitiert tatsächlich von einer gluten- oder weizenfreien Ernährung. Für eine effektive Behandlung sollte diese Patientengruppe identifiziert und gleichzeitig die Stigmatisierung von Weizen und Gluten bei den übrigen Proband:innen vermieden werden.
Die Studie mit dem Titel „Effect of gluten and wheat on symptoms and behaviours in adults with irritable bowel syndrome: a single-centre, randomised, double-blind, sham-controlled crossover trial“ wurde an der McMaster University in Kanada veröffentlicht.
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