Kaugummi kauen regt die Durchblutung im Gehirn an. Durch die Kaubewegung kommt es zu einer vermehrten Sauerstoffversorgung des Gehirns, was kurzfristig die Konzentration und geistige Leistungsfähigkeit steigern kann. Nun soll ein innovativer Kaugummi Herpes- und Influenza-Viren im Mundraum einfangen und neutralisieren. In mechanischen Kau-Simulationen ließ sich eine Reduktion der Viruslast um bis zu 95 Prozent bei Influenza- und bis zu 94 Prozent bei Herpes-Simplex-Viren nachweisen. Der Kaugummi ist einfach herzustellen, über zwei Jahre stabil und soll bald in klinischen Studien getestet werden.
Das Herpes Simplex Virus-1 (HSV-1) ist der Auslöser für Lippenherpes, die häufigste virale Infektion im Gesichtsbereich. Die Verbreitung variiert weltweit zwischen 60 Prozent in Deutschland, 80 Prozent in Österreich und bis zu 96 Prozent in Japan. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch die Flüssigkeit der Herpesbläschen, über den Speichel infizierter Personen oder sogar durch flüchtige Küsse. Auch HSV-2 und Influenza-Viren verursachen weltweit eine erhebliche Krankheitslast. Für Herpes existiert bislang kein zugelassener Impfstoff, und die Wirksamkeit von Influenza-Vakzinen zeigt teils große Schwankungen.
Da viele Infektionen über den Speichel übertragen werden, könnte ein lokal wirkendes Präventionsmittel wie der Kaugummi eine wichtige Lücke schließen, insbesondere bei Personen, die nicht geimpft sind oder bei denen Impfstoffe weniger wirksam sind. Forschende aus den USA und Finnland haben einen speziellen Kaugummi entwickelt, der Viren im Mund „einfangen“ und neutralisieren kann.
FRIL: Bohnenprotein mit viraler Blockadewirkung
Die innovativen Kaugummis bestehen hauptsächlich aus FRIL (Flt3 Receptor Interacting Lectin), einem Protein, das aus der Lablab-Bohne gewonnen wird. FRIL bindet an komplexe N-Glykane, also Zuckermolekül-Strukturen wie Hämagglutinin, auf der Virusoberfläche und führt so zur Bildung von Aggregaten. Dieses Verklumpen verhindert, dass Viren in die Wirtszelle eindringen, und erschwert deren Freisetzung aus Endosomen, falls sie dennoch aufgenommen werden. Das Virus wird somit im Speichel neutralisiert und eine Infektion voraussichtlich verhindert.
Im Labor wurden Kaugummis mit FRIL in einem mechanischen Kausimulator getestet. Bereits 40 Milligramm FRIL in einem Kaugummi reichten aus, um die Viruslast im Speichelmodell deutlich zu reduzieren. Über 95 Prozent der getesteten Influenza-Viren (H1N1 und H3N2), bis zu 75 Prozent des HSV-1 und bis zu 94 Prozent des HSV-2 konnten dabei neutralisiert werden.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Kaugummi helfen könnte, die Übertragung von Herpes- und Grippeviren im Mund- und Rachenraum zu reduzieren. Die Forscher sehen großes Potenzial, da ähnliche Kaugummis bereits in klinischen Studien zur COVID-19-Prävention getestet werden. Laut FDA gilt Lablab-Bohnenpulver in niedriger Dosierung als sicher und ungiftig für den Menschen. Es ist bis zu 2 Jahre bei Raumtemperatur haltbar und leicht verfügbar.
Der neuartige Kaugummi könnte eine einfach anwendbare und sichere Möglichkeit bieten, die Übertragung von Herpes- und Grippeviren zu verringern. Insbesondere in Situationen, in denen Impfstoffe nicht ausreichend schützen oder nicht verfügbar sind. Die Technologie bietet einen neuartigen Ansatz zur Ergänzung bestehender Präventionsstrategien gegen respiratorische und orale Virusinfektionen.
Klinische Studien müssen nun zeigen, ob die Ergebnisse aus dem Labor auch beim Menschen Bestand haben.