Vor dem Schlafengehen: Vorhänge zuziehen nicht vergessen!


Viktoria Gamsjäger

Symbolbild: Frau sitztnachts vor einem Fenster und hält den Vorhang auf
Kann das Schließen der Vorhänge nachts die Herzgesundheit schützen? Neue Studienergebnisse deuten das an.Farknot Architect/AdobeStock_418044535

Ist das Zuziehen der Vorhänge vor dem Schlafengehen etwa nicht nur eine oftmals lästige Angewohnheit, sondern ein wichtiger Faktor für die Herzgesundheit? Korreliert die nächtliche Lichtexposition mit dem kardiovaskulären Risiko? Kurze Antwort: Ja, bei über 40-Jährigen konnte ein Zusammenhang zwischen „hellen Nächten“ und dem Vorkommen eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls beobachtet werden.

Wissenschaftler beschäftigten sich mit der Frage, ob ob die Lichtbelastung während der Nacht mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist: In der prospektiven Kohortenstudie aus der UK Biobank wurden Daten von 88.905 Personen über durchschnittlich 9,5 Jahre hinweg verarbeitet. Sie erfassten deren tägliche Lichtumgebung mithilfe von am Handgelenk getragenen Sensoren. Die nächtliche Helligkeit wurde anhand von Perzentilen in vier Expositionsgruppen eingeteilt – von nahezu vollständiger Dunkelheit bis zu sehr hellen Nächten. Insgesamt kamen dabei rund 13 Millionen Stunden an Lichtdaten zusammen.

Helles Schlafzimmer, hohes kardiovaskuläres Risiko

Die Ergebnisse zeigen einen klaren Zusammenhang: Menschen, die nachts den höchsten Lichtmengen ausgesetzt waren, hatten im Vergleich zu den Teilnehmenden mit dunklen Schlafumgebungen ein deutlich gesteigertes Risiko für verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders ausgeprägt waren die Zusammenhänge für koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern und Schlaganfall – jeweils mit signifikant erhöhten Hazard Ratios.

  • Koronare Herzkrankheit: Hazard Ratio (HR): 1,32
  • Herzinfarkt: HR: 1,47
  • Herzinsuffizienz: HR: 1,56
  • Vorhofflimmern: HR: 1,32
  • Schlaganfall: HR: 1,28

Diese Befunde blieben selbst dann bestehen, wenn klassische Risikofaktoren wie Bewegungsverhalten, Rauchen, Ernährung, Schlafdauer oder genetische Disposition in der Analyse berücksichtigt wurden.

Frauen besonders betroffen

Die Stärke der Zusammenhänge zwischen nächtlicher Lichtexposition und dem Risiko für Herzinsuffizienz, koronare Herzkrankheit und Vorhofflimmern variierte je nach Alter und/oder Geschlecht der Teilnehmer. Helleres Nachtlicht war mit einem stärkeren Anstieg des adjustierten Risikos für Herzinsuffizienz bei Frauen (P für Interaktion = 0,006) und bei jüngeren Personen (P für Interaktion = 0,04) verbunden. Helleres Nachtlicht verringerte den schützenden Effekt des weiblichen Geschlechts auf das Risiko einer Herzinsuffizienz, sodass Frauen, die hellem Nachtlicht ausgesetzt waren, ein ähnliches Risiko für Herzinsuffizienz hatten wie Männer, die hellem Nachtlicht ausgesetzt waren.

Frauen sowie jüngere Erwachsene zeigten durch ein helleres Schlafzimmer in mehreren Krankheitskategorien höhere relative Risiken.

  • Frauen: erhöhtes Risiko für eine Herzinsuffizienz und Koronare Herzkrankheit
  • junge Erwachsene: erhöhtes Risiko für eine Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern

Die Studie zeigt allgemein, dass ab dem 40. Lebensjahr eine nächtliche Lichtquelle eine signifikanter Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen ist.

Prävention durch Dunkelheit?

Die Autor:innen der Studie sehen nächtliche Lichtexposition daher als potenziell relevanten, bislang unterschätzten Einflussfaktor für die Herzgesundheit. Die Störung des zirkadianen Rhythmus durch Licht in der Nacht könnte über Mechanismen wie Blutdruckregulation, Hormonausschüttung, Entzündungsprozesse und Gefäßfunktion wirken und so das Erkrankungsrisiko erhöhen.

Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Dunkelheit während der Nacht einen wichtigen Beitrag zur kardiovaskulären Prävention leisten könnte. Neben bekannten Lebensstilmaßnahmen könnte daher auch eine Reduktion nächtlicher Lichtquellen – etwa durch abdunkelnde Vorhänge oder an die Schlafenszeit angepasste Lichtgewohnheiten – eine einfache Möglichkeit sein, die Herzgesundheit langfristig zu unterstützen.

Die Autor:innen merken jedoch an, dass die Ergebnisse rein beobachtend („observational“) und erfassen nicht die ursächliche (kausale) Beziehung zwischen einer nächtlichen Lichtexposition und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Langfristige Studien, die den zirkadianen Rhythmus der Lichtinterventionen berücksichtigen sind erforderlich.

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