Gemischte Gefühle beim Rechnungshofbericht zur Kinder- und Jugendpsychiatrie


Redaktion

Symbolbild: Eine junge Frau hält sich die Arme vor das Gesicht. Sie ist in einer Therapiesitzung.
Der Rechnungshofbericht stellt sowohl positive Entwicklungen als auch bestehende Defizite fest.KMPZZZ/ AdobeStock_622759356

Mit Veröffentlichung des neuen Rechnungshofberichts zur Kinder- und Jugendpsychiatrie ist die Debatte über die Versorgungslage neu entflammt: Während Sozialversicherung und Gesundheitsbehörden auf erkennbare Fortschritte und neue Versorgungsangebote pochen, spricht die Fachgesellschaft von einer weiterhin prekären Lage. Sie teilt damit die Einschätzung des Rechnungshofs und unterstützt seine Empfehlungen vollumfänglich, um die Versorgungslage für Kinder und Jugendliche und langfristig zu verbessern.

Der aktuelle Rechnungshofbericht zur Kinder- und Jugendpsychiatrie in Österreich dokumentiert eine seit Jahren bestehende, dringende Unterversorgung. Trotz mehrerer Strategiepläne und einiger Fortschritte fehlen klare, verbindliche Umsetzungsmaßnahmen und ausreichend personelle Kapazitäten, um den wachsenden Bedarf zu decken. Besonders die ambulante Versorgung weist große Defizite mit teils langen Wartezeiten auf, und regionale Unterschiede verschärfen die Situation weiter. Der Rechnungshof fordert deshalb einen bedarfsgerechten Ausbau der Versorgungsstrukturen, eine bessere Abstimmung zwischen Berufsgruppen, eine verbesserte Datengrundlage sowie nachhaltige finanzielle Förderung, um die psychosoziale Versorgung von Kindern und Jugendlichen wirksam zu verbessern.

Dringende Handlungsfelder

Die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (ÖGKJP) unterstützt die Empfehlungen des Rechnungshofs vollumfänglich. Univ. Prof. Dr. Paul Plener, Präsident der ÖGKJP:Die Zahl der Fachärzt:innen nimmt unmittelbar Einfluss auf die Versorgungslage. Trotz des Zuwachses seit Einführung des Sonderfaches gilt es daher, alle politischen Anstrengungen auf eine nachhaltige Attraktivierung und den personellen wie strukturellen Ausbau der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu richten. Gerade im Bereich der Ausbildung bestehen dringende Handlungsfelder.

Seitens des Dachverband der Sozialversicherungsträger (DVSV) heißt es: Wir sind erst am halben Weg.“ Trotz der erzielten Fortschritte bleibt die Lage in der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Versorgung herausfordernd. Die Zahl der Fachärztinnen und Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie ist nach wie vor begrenzt, und es bestehen teils deutliche regionale Unterschiede in der Erreichbarkeit von Angeboten.

Wir haben in den letzten Jahren viel erreicht”

„Wir haben in den letzten Jahren viel erreicht: Ein Zuwachs von 40 Prozent bei Ordinationen und Ambulatorien für Kinder- und Jugendpsychiatrie zeigt, dass wir in diesen Bereich nachweisbar investieren, wir sind aber erst am halben Weg. Unser Ziel muss es sein, dass jedes Kind und jede Familie im Bedarfsfall rechtzeitig die passende Hilfe erhält. Dazu braucht es einen kontinuierlichen Ausbau der Angebote, den wir gemeinsam mit unseren Partnern im Gesundheitssystem Schritt für Schritt vorantreiben. Hier müssen alle Partner in unserem Gesundheitssystem im Sinne unserer jüngsten Versicherten geschlossen auftreten“, betont Peter McDonald, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger.

Weiters will die österreichische Sozialversicherung den bereits eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzen und gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium und den Partnern in der Bundeszielsteuerungskommission weitere Verbesserungen umsetzen. Mit Mitteln unter anderem aus dem Finanzausgleich – rund 300 Millionen Euro stehen für diesen Bereich jährlich bis 2029 zur Verfügung – werden die bestehenden Strukturen ausgebaut und neue Modelle gefördert.

OTS/APAMED



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